Leverkusen Theater klärt Kinder über Sexualgewalt auf

Leverkusen · War das jetzt Petzten oder Hilfeholen? Das im Einzelfall zu bewerten, fällt nicht nur Kindern schwer, auch Erwachsene haben damit gelegentlich Probleme, denn manchmal ist es eine Gratwanderung. Nach dem Muster einer bekannten Ratesendung mit "Günther Schlau" wurden in der Festhalle einige Fragen durchgespielt.

 Eine Szene aus dem Theaterstück "Ganz schön blöd!", das heute vor Schulkindern in Opladen vom Kölner Verein Zartbitter aufgeführt wurde.

Eine Szene aus dem Theaterstück "Ganz schön blöd!", das heute vor Schulkindern in Opladen vom Kölner Verein Zartbitter aufgeführt wurde.

Foto: Ralph Matzerath

Im Saal saßen gestern Vormittag sämtliche Opladener Dritt- und Viertklässler, die zum Theaterstück des Kölner Vereins Zartbitter "Ganz schön blöd!" eingeladen waren. Der Kinderschutzbund Leverkusen hatte die Aufführung in Kooperation mit dem städtischen Jugendamt organisiert, als ansprechendes und unterhaltsames Präventionstheater. Das würde Helmut Ring vom Kinderschutzbund gerne in anderen Stadtteilen wiederholen, eine Frage der Finanzierung. Das Stück gegen Angstmache und sexuelle Übergriffe macht Grundschülern auf kindgerechte Weise klar: Niemand hat das Recht, mich anzufassen, zu quälen oder oder Dinge über mich im Internet zu verbreiten.

Tatsächlich geschieht das täglich. Das wissen die Personen am Sorgentelefon des Kinderschutzbundes genauso wie die Schauspieler von Zartbitter, die nach jeder Vorstellung mit den jungen Zuschauern in Dialog treten. Hilfe holen, sich Lehrer, Eltern, Oma oder der Tante mitteilen, das ist in solchen Fällen kein Petzen, betonte Imke Pankauke nach der Vorstellung. Sie hat das Stück mit entwickelt und spielte auf der Opladener Bühne das Mädchen Tine, das mitten in ihre Umzugskartons Bekanntschaft mit ihrem Schutzengel macht.

Genau genommen will er das erst werden, sofern er heute beim 17. Versuch endlich die Prüfung besteht. Noch ist er sichtbar und eine Mischung aus Engel und Teufel, der aber heute endlich alles richtig machen will.

Dazu bekommt er Gelegenheit, als Tina von ihrer besten Freundin erfährt, dass deren Bruder heimlich Nacktfotos von den Mädchen durchs Badezimmerfenster geschossen hat und nun im Internet verbreiten will. Da trifft es sich gut, dass angehende Schutzengel perfekt Stimmen imitieren können. Auf diese Weise löst er das Problem mit einigen, geflunkerten Anrufen beim Übeltäter. Die Schutzengelprüfung hat er am Ende bestanden, was dem Stück einige magische Momente beschert. Die gut 400 Kinder im Saal haben gestern mit Tina gelernt, wie man sich gegen Übergriffe wehrt - ohne Gewalt.

Imke Pankauke gab hinterher noch einen konkreten Tipp. Jeder sollte sich jetzt schon überlegen, an welche vertrauenswürdige Person er sich wenden könnte, die Namen auf einen Zettel schreiben und gut aufbewahren - für alle Fälle.

(mkl)
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