Erfolgsathleten in Leverkusen empfangen Sportler kehren mit viel Edelmetall aus Paris zurück
Leverkusen · Allein 28 Sportler aus der Para-Abteilung des TSV Bayer 04 waren in Frankreich dabei, brachten je zweimal Gold, Silber und Bronze mit nach Leverkusen.
Die Goldmedaille um dem Hals von Para-Schwimmer Taliso Engel glänzt. Der 22-jährige Sportler vom TSV Bayer 04 hütet die olympische Auszeichnung wie einen Schatz. Sie ist nicht nur Zeichen für sein sportliches Können, sie repräsentiert auch die Resilienz gegenüber Schicksalsschlägen. Denn nicht nur ist Engel seit Geburt sehbehindert, er verlor vor den Paralympics auch das Hörvermögen auf dem rechten Ohr. Nach der Heimkehr vieler Athleten aus Paris feierte der TSV jetzt die vielen besonderen Leistungen seiner Spitzensportler. Zu den teils menschenverachtenden Aussagen des „Comedian“ Luke Mockridge haben sie eine klare Meinung.
Die vergangenen Spiele in der französischen Hauptstadt gehen als wohl eine der stimmungsvollsten in die Geschichtsbüchern ein. Sowohl während Olympia als auch bei den Paralympics waren die Stadien gut gefüllt und die Zuschauer enthusiastisch. „Es waren beeindruckende Spiele“, betonte Klubchef Klaus Beck, „Paris hat ein Zeichen und Maßstäbe gesetzt.“ Allein 28 Sportler und Sportlerinnen aus der Para-Abteilung des größten Vereins der Stadt waren dabei, maßen sich mit der Elite ihrer Disziplinen und gewannen insgesamt sechs Medaillen: je zweimal Gold, Silber und Bronze brachten sie mit nach Leverkusen. Kein anderer Verein in Deutschland stellte mehr Teilnehmer an den Wettbewerben für körperlich Behinderte.
Eine der Goldmedaillen sicherte sich Schwimmer Engel über 100-Meter-Brust. „Die Halle war krass“, erzählte er und bekräftigte: „Ich habe noch nie so viele Menschen im Schwimmbad gesehen.“ Die Lautstärke habe ihn förmlich zum Sieg getragen. Zwar war die Medaille seitdem bei einigen Feierlichkeiten dabei, doch stellte er stetig sicher, zu wissen, wo sie sich gerade befindet. Zuhause erhält sie einen Ehrenplatz neben der Goldenen von Tokio 2021.
Die Para-Schwimmer waren am Rande auch Ziel schlechter Witze des Kölner Komikers Mockridge. Der hatte in einem schon ein paar Wochen alten Podcast über die Athleten hergezogen. Die Aussagen sorgten nun für einen breiten Aufschrei. Auch Engel hat sie sich angehört. „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll“, betonte er, „ich finde diese Aussagen vollkommen fehl am Platz.“ Para-Sprinter Johannes Floors, der über die 400-Meter-Distanz Silber gewann, schloss sich dem Fazit an. „Mich hat es aus den Latschen gehauen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass während der Spiele so ein verachtendes Video von einem manchmal doch lustigen Comedian kommt“, sagte er. Der Gegenwind zeige aber, dass die Gesellschaft hinter den Athleten stehe.
Während der olympischen Wettkämpfe schrieb Fechterin Alexandra Ndolo derweil eine besondere Geschichte und tatsächlich Geschichte für das Heimatland ihres Vaters. Sie startete für Kenia und war damit die erste Fechterin überhaupt. Bereits im Vorfeld engagierte sie sich für das Wachstum der Sportart in dem ostafrikanischen Staat. „Das war ein emotionales Erlebnis“, betonte sie. Letztlich wurde es nur ein Gefecht im Grand Palais, doch die Historie bleibt.
Tragischste Figur aus deutscher und Leverkusener Sicht war sicher Siebenkämpferin Sophie Weißenberg. Die 26-Jährige riss sich beim Aufwärmen vor der ersten Disziplin, dem Hürdenlauf, die Achillessehne und wurde unter Tränen aus dem Stadion gebracht. Eine ganze Sportnation fühlte mit ihr. Trotz des sportlichen Horror-Erlebnisses geht’s ihr jedoch gut. „Ich vermisse es schon, auf der Bahn zu stehen“, bekannte sie, „aber das wird noch Monate dauern.“ Ihr Blick geht bereits in Richtung der Spiele 2028 in Los Angeles.