Mit sofortiger Wirkung SPD-Parteichef Jonas Berghaus tritt zurück

Leverkusen · Jonas Berghaus tritt zurück. Der junge Mann an der Spitze der Sozialdemokraten in Leverkusen hat am Freitagmittag seinen Rückzug vom Parteivorsitz bekanntgegeben. Auch alle anderen Funktionen gibt er ab, spricht von Enttäuschung und internen Machtkämpfen.

 Banger Blick: Jonas Berghaus auf der Wahlkreiskonferenz der SPD in der Ostermann-Arena. Er will Parteimitglied bleiben, von allen Ämtern und Funktionen zieht er sich zurück.

Banger Blick: Jonas Berghaus auf der Wahlkreiskonferenz der SPD in der Ostermann-Arena. Er will Parteimitglied bleiben, von allen Ämtern und Funktionen zieht er sich zurück.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Auch alle anderen Funktionen innerhalb der SPD gibt er ab. „Nach reiflicher Überlegung“, heißt es. Und: „mit sofortiger Wirkung.“ Seine Aufgaben als sachkundiger Bürger im Schulausschuss und als Bezirksfraktionsvorsitzender der SPD im Bezirk I will er „zum Wohle der Stadt noch bis zum nahenden Ende der Wahlperiode“ weiterführen. Es ist wohl auch als Reaktion auf das Misstrauen zu verstehen, das ihm bei der SPD-Wahlkreiskonferenz vor zwei Wochen entgegenschlug.

Berghaus, der erst im Sommer 2019 – nach vorausgegangenen Querelen – eher überraschend zum Parteichef gekürt worden war, nennt als Begründung: „die persönlichen Konflikte innerhalb der SPD Leverkusen, an deren Lösung nicht alle Parteimitglieder mitarbeiten“, sondern diese in die Öffentlichkeit tragen, „anstatt miteinander zu sprechen“.

Offen ausgetragen worden waren die Grabenkrämpfe erst jüngst auf der Wahlkreiskonferenz, bei der Berghaus und Fraktionschef Peter Ippolito eine deutliche Schlappe erlitten. „Auf dieser Konferenz wurde rund die Hälfte der von den SPD-Ortsvereinen nominierten KandidatInnen durch überraschend aufgestellte Kandidaten ersetzt. Nicht ohne Grund hat unsere Satzung festgelegt: Die Ortsvereine benennen die Kandidaten für die Wahlkreise. Dadurch soll sichergestellt werden, dass Kandidaten lokalen Bezug haben und im Wahlkreis und Ortsverein ihrer Kandidatur verwurzelt sind. Dass dieses Prinzip zum Zwecke einer Machtdemonstration ausgehebelt

wurde, halte ich für einen großen politischen Fehler“, wettert Berghaus in seiner Rücktrittserklärung. Der Manforter war 2007 in die SPD eingetreten und will Parteimitglied bleiben. „Ich hoffe sehr, dass mein Rückzug aus der Kommunalpolitik dazu beitragen kann, die Gräben wieder zu schließen, sodass die SPD Leverkusen zu der Stärke und Einigkeit zurückfindet, die sie vor einigen Jahren hatte.“

Die Parteimitglieder informierte Berghaus am Freitagvormittag mit einem Schreiben (liegt der Redaktion vor), in dem er unter anderem von einem noch nie dagewesenen Tabubruch auf der Wahlkreiskonferenz spricht und davon, dass die Worte Solidarität und Zusammenhalt in einem Atemzug mit der SPD Leverkusen für ihn nicht mehr guten Gewissens zu nennen seien.

Bundestagsabgeordneter Karl Lauterbach (SPD) verfolgt die Personalquerelen seit längerem: „Ich respektiere und bedauere den Schritt von Jonas Berghaus. Unter den Umständen ist er aber verständlich“, sagt er. Der Bundespolitiker mit Wahlkreis Leverkusen/Köln-Mülheim hofft, dass durch diesen Schritt nun Ruhe und Konzentration auf Sachthemen bei den Sozialdemokraten einkehrt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort