Unterstützung für junge Familien Leverkusen soll von Herford lernen

Leverkusen · Im Kinder- und Jugendausschuss wurde das Projekt „Chancenreich“ für junge Familien vorgestellt.

 Fachbereichsleiterin Angela Hillen nannte die Daten für Leverkusen.

Fachbereichsleiterin Angela Hillen nannte die Daten für Leverkusen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

In Herford werden junge Eltern dafür belohnt, wenn sie für ihren Nachwuchs das tun, was für viele nahezu selbstverständlich ist. Bis zu 500 Euro bekommen sie ausgezahlt, wenn sie die Bedingungen ihrer freiwilligen Teilnahme am Projekt „Chancenreich“ erfüllen. Wenn sie nämlich den Besucherinnen im Rahmen der „Frühen Hilfen“ die Türen öffnen, wenn sie zusätzlich an kostenlosen Erziehungstrainings-Kursen teilnehmen und wenn sie ihr Kind ab drei Jahren in einer Kita anmelden.

Daran sollte sich Leverkusen ein Beispiel nehmen, findet die SPD-Fraktion und hat dazu eine entsprechende Vorlage in den Kinder- und Jugendhilfeausschuss eingebracht. In der Sitzung am Donnerstag berichteten Carolin Aring und ihr Kollege Andreas Spilker aus Herford von Bedingungen, Zielsetzung und ersten Erfahrungen des 2009 angelaufenen Projekts „Chancenreich“, das ein Baustein einer gesamten Präventionskette ist, die sich „Der Herforder Weg“ nennt. Das wird zum größten Teil über die ortsansässige Carina-Stiftung finanziert, die von den knapp 440.000 Euro jährliche Kosten mit gut 350.000 Euro den Löwenanteil übernimmt.

Eine solche Stiftung sei in Leverkusen nicht in Sicht, stellte Ausschussvorsitzender Rudolf Müller fest. Zweiter Unterschied: Herford befindet sich nicht im Nothaushalt. Und drittens liegt die Einwohnerzahl mit 67.000 deutlich unter der von Leverkusen, wo es 1500 Geburten pro Jahr gibt. Allerdings ist es nicht so, dass hier nichts getan wird. Im Gegenteil seien die meisten Leistungen für junge Familien deckungsgleich, hatten auch die beiden Gäste aus Herford festgestellt, nachdem sie sich das hiesige Netzwerk mit den „Frühen Hilfen“ angesehen hatten.

Hausbesuche bei jungen Familien als Frühwarnsystem leistet das Diakonische Werk, dessen Leiter Hans Höroldt an ein wesentliches Angebot erinnerte: die sozialräumlich ausgerichteten Standorte in Problemquartieren. Auch die Einhaltung der Vorsorgeuntersuchungen wird hier überprüft. 95 Prozent der Eltern halten sie sowieso ein, nannte Fachbereichsleiterin Angela Hillen bei der anschließenden Diskussion eine Zahl. Alle übrigen würden vom Land gemeldet und das Jugendamt gehe diesen Fällen nach. Und 97 Prozent melden ihre Kinder ab drei Jahren ohnehin zur Kita an.

Das Problem sei eher, dass die Plätze nicht ausreichten. Einige Ausschussmitglieder sahen mögliche Mitnahme-Effekte beim Bonus-System kritisch. Die gebe es auch in Herford, gab Spilker zu. Aber dort sehe man das Projekt trotzdem als Erfolgsgeschichte, die zunächst bis 2024 in dieser Form gesichert ist. Die Vereinbarungen zwischen Stadt und Stiftung laufen jeweils über fünf Jahre. Nach langer Aussprache änderten die SPD-Vertreter ihre Vorlage so ab, dass alle Anwesenden mitstimmen konnten.

Nun soll ein Workshop mit Verwaltung und sämtlichen Beteiligten stattfinden, in dem „Chancenreich“ in jedem Punkt mit Angeboten in Leverkusen abgeglichen und eventuelle Nachbesserungen formuliert werden. Damit wird sich der Ausschuss dann erneut befassen.

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