Verschmutzung in Leverkusen Clevere Abfalleimer Lösung für Stadt-Müll?

Leverkusen · Im Chempark werden „intelligente Mülleimer“ getestet. Möglicherweise könnten die auch für die Stadt interessant sein. Vorausgesetzt, die Anschaffung rentierte sich. Immerhin kostet ein cleverer Abfallbehälter 7000 Euro. Kann dafür aber wesentlich mehr als noch die teuren „Toluca“-Paierkörbe, die Leverkusen bundesweit Spott einbrachten.

Übervoller Papierkorb am Berliner Platz in Opladen. Gerade im Sommer ein Anblick, der sich an vielen Stellen im Stadtgebiet bietet.

Übervoller Papierkorb am Berliner Platz in Opladen. Gerade im Sommer ein Anblick, der sich an vielen Stellen im Stadtgebiet bietet.

Foto: Ludmilla Hauser

Überquellende Abfallbehälter, Müll, der neben diesen einfach auf dem Boden abgeladen wird – diese Bilder sind besonders im Sommer auf der Tagesordnung. Mehr als 2000 Mülleimer gibt es in Leverkusen. Für knapp 700 sind die Technischen Betriebe der Stadt (TBL) zuständig, in die Zuständigkeit des Fachbereichs Stadtgrün fallen rund 1400 Abfalleimer. Viele von ihnen werden täglich geleert, andere, zum Beispiel an Bushaltestellen, wöchentlich. Stark frequentierte Orte, an denen nicht täglich geleert wird, werden von der Avea, dem städtischen Entsorger, mehrfach die Woche angefahren.

„Probleme entstehen in Bereichen, in denen sich viele Menschen im Sommer bei gutem Wetter vorwiegend abends oder an Wochenenden draußen aufhalten, so zum Beispiel auf Liegewiesen an den Badeseen, am Rheinufer oder an Spielplätzen in der Nähe von Eisdielen“, sagt Stadtsprecherin Ariane Czerwon. Dort entstehe innerhalb kurzer Zeit so viel Abfall, dass diese Menge selbst durch eine engere Taktung bei den Leerungen nicht aufgefangen werden könne.

Dieser Big Belly“ steht im Chempark. Deutlich zu sehe ist das Solarpanel. Eingebaut ist auch eine Müllpresse.

Dieser Big Belly“ steht im Chempark. Deutlich zu sehe ist das Solarpanel. Eingebaut ist auch eine Müllpresse.

Foto: Uwe Miserius

Eine mögliche Lösung des Problems wird derzeit im Chempark getestet. Dort stehen seit Anfang des Jahres acht Hightech-Mülleimer, auch „Bigbelly“ genannt. Da diese Müllschlucker eine eingebaute Presse haben, kann der Müll immer wieder zusammengedrückt werden. So fasst er bis zu zehn Mal mehr als ein gewöhnlicher Abfalleimer. Zudem sendet der „Bigbelly“ permanent seinen Füllstand, der von den Mitarbeitern per App abgerufen werden kann. So muss der Abfallbehälter nur noch dann zur Leerung angefahren werden, wenn er auch wirklich voll ist. Den Strom für die eigene Elektronik entsteht über ein im Deckel eingebautes Solarpanel. Acht Stunden Sonne reichen aus, um Strom für 30 Tage Betrieb zu generieren. „Da es sich um einen geschlossenen Behältertyp handelt, können Wildtiere wie Vögel und Nager den Müll nicht mehr durchwühlen und den Abfall verstreuen“, sagt Sebastian Goronczewski, Leiter des Bereichs Gartenbau beim Chempark-Betreiber Currenta.

Die Stadt prüft derzeit, ob sich eine Verwendung dieser „intelligenten Mülleimer“ in bestimmten Bereichen rentiere, sagt Czerwon. Wegen der hohen Anschaffungskosten von etwa 7000 Euro und der eingebauten Elektronik seien sie anfälliger für Vandalismus und kämen wohl nur dort infrage, wo ohnehin eine soziale Kontrolle herrsche. „Das sind in der Regel nicht die Standorte, die Probleme bereiten“, ergänzt Ariane Czerwon.

Mit teuren Mülleimern kennt sich Leverkusen allerdings schon aus. 2015 waren es 30 Edel-Mülleimer der Baureihe „Toluca“ für die Innenstadt zum Stückpreis von 1258 Euro. Die Design-Abfalleimer, mit denen der damalige Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn die Leverkusener City hübscher machen wollte, waren ein Reinfall, der die Stadt zum Spottobjekt vieler Satire-Sendungen im Fernsehen machte. Auch ins Schwarzbuch des Bunds der Steuerzahler hatte man es geschafft. Darin prangert der Bund Fälle von öffentlicher Verschwendung an.

Der Idee, mehr Mülleimer aufzustellen beugt die Stadt vor: Eine höhere Anzahl führe nicht dazu, dass die Flächen sauberer werden, sondern verleite eher dazu, dass immer größere Mengen an Verpackungen und Müll mitgebracht und dort zurückgelassen werden.

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