Schiedsmann Johannes Thomas Er macht die Welt ein bisschen friedlicher

Leverkusen · Johannes Thomas ist seit 25 Jahren Schiedsmann in Leverkusen. Jetzt wurde er für seine Verdienste geehrt.

 Stefan Müller-Gerbes (links) ehrte Johannes Thomas für seine 25-jährige Arbeit als Schiedsmann.

Stefan Müller-Gerbes (links) ehrte Johannes Thomas für seine 25-jährige Arbeit als Schiedsmann.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Dieser Mann hat 25 Jahre versucht, die Menschen vom Gericht fernzuhalten. Durch Gespräche, Beratung und Schlichtung ist es ihm in den meisten Fällen gelungen. Am Freitag nun wurde der Leverkusener Schiedsmann Johannes Thomas im Kreise seiner Kollegen durch Richter Stefan Müller-Gerbes feierlich verabschiedet. Müller-Gerbes überreichte dem 70-Jährigen eine Danksagung von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Vom Bund der Schiedsleute erhielt er eine Ehrenurkunde sowie eine Treuenadel in Silber.

Ehrenamtlich tätige Schlichter wie Johannes Thomas – in Sachsen auch als Friedensrichter bezeichnet – haben die Aufgabe, Gegner an einen Tisch zu bekommen, um mitunter absurde Zwistigkeiten beizulegen. Manchmal geht es um Beleidigungen oder einfach nur um die Hecke des Nachbarn. Weil Schiedsleute durch die Bezirksvertretung für fünf Jahre gewählt werden, sprach Bezirksvorsteher Frank Schönberger einige Worte. Er betonte, es sei nicht selbstverständlich, sich über Jahrzehnte mit dem Leid von Bürgern zu beschäftigen. Die ehrenamtliche Tätigkeit von Schlichtern sei unverzichtbar für die Gesellschaft, sie würden dazu beitragen, dass es in der Welt ein bisschen friedlicher zugehe.

Bis Ende Januar sein Nachfolger vom Bezirk gewählt und vom Gericht vereidigt wird, ist der ehemalige Lehrer eines Bergisch Gladbacher Gymnasiums noch als Verweser tätig. Nächstenliebe als wichtiger Ausdruck seines Glaubens sowie ein ausgeprägtes Helfer-Syndrom habe ihm die Aufgabe stets erleichtert, beschrieb Thomas. Ursprünglich verfolgte er jedoch ganz persönliche Interessen. Ein eigener Nachbarschaftsstreit brachte ihn dazu, als Schiedsmann zu agieren. „Ich habe damals blöd reagiert, die Sache ging vor Gericht. So etwas Blödes wollte ich meinen Mitmenschen fortan ersparen“, sagte Thomas und ergänzte: „Ich wollte vom Saulus zum Paulus werden.“

Bekam der siebenfache Großvater anfangs noch zwölf Fälle pro Jahr auf den Schreibtisch, so war die Tendenz zuletzt stark rückläufig. Das lag auch daran, dass er mit den Betroffenen vieles direkt regelte, sozusagen zwischen Tür und Angel – nicht zuletzt zum Wohle der Streitenden, für die so Folgekosten entfielen. Ein Satz, der ihm bei seiner Arbeit stets geholfen habe, lautete: „Manchmal geht nichts über einen gesunden Rechtsbruch.“ Als Müller-Gerbes das hörte, lachte er und konterte: „Es gibt tatsächlich keine Regel ohne Ausnahme.“

Oft war Thomas über die Versöhnung nach einem Streit sehr erleichtert. Ihm selber blieb dieser Frieden mit den Nachbarn jedoch verwehrt, bis zum Tode des Mannes blieb deren Verhältnis „höflich-distanziert“.

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