Schätze aus städtischem Kunstbesitz Traumwelten – von Pelz umrahmt

Leverkusen · Wir stellen Arbeiten aus dem städtischem Kunstbesitz vor. Diesmal: Ursula Schultze-Bluhm mit dem Werk „This Sur-Face is Dreaming of the next Decade“. Es kam Ende der 1960er Jahre nach Leverkusen.

 „This Sur-Face“ is dreaming of the next Decade“ hat Ursula Schultze-Bluhm, Künstlername Ursula, ihr Werk getauft, das vor allem wegen des besonderen Materials auffällt.

„This Sur-Face“ is dreaming of the next Decade“ hat Ursula Schultze-Bluhm, Künstlername Ursula, ihr Werk getauft, das vor allem wegen des besonderen Materials auffällt.

Foto: Museum Morsbroich

Das Werk der Künstlerin Ursula Schultze-Bluhm (1921-1999), genannt Ursula, ist stark vom Fantastischen in der Nachfolge des Surrealismus geprägt. Ihre Arbeiten lassen sich besonders schwer abbilden. Einmal weil sie so kleinteilig und detailliert sind, dass es schon ein größeres Format braucht, um die Einzelheiten wirklich zu erkennen. Vor allem aber wegen der ungewöhnlichen Materialität, die das beste Foto nicht wirklich adäquat wiedergeben kann.

Die Collage von 1965/66 etwa ist  – hinter Glas geschützt – von einem Pelz-Strang umrahmt. Fell umgibt auch das Halbrund in der Bildmitte, das je nach Betrachtungsweise als Höhleneingang zu einer geheimnisvollen Welt oder als großes Gesicht gesehen werden kann. Dann nämlich erscheint die schwarze Figur im Zentrum der Höhle als Nase.

Dieses Changieren zwischen verschiedenen Lesarten dringt an die Oberfläche, auf Englisch „the Sur-Face“ (was ähnlich klingt wie Fur-Face, übersetzt Pelz-Gesicht) und kündet vom (Er-)Träumen der nächsten Dekade. Trotz teilweiser Gegenständlichkeit entziehen sich die Bilder von Ursula Schultze-Bluhm dem Betrachter, sie weisen mit ihren fein gezeichneten Flächen auf eine Traumwelt. Sie muten zwar naiv und verspielt an, sind aber tatsächlich auf höchst raffinierte Weise verfremdet. „Diese Verfremdung geschieht durch das Malen in einer farblich sorgfältig abgestuften Punkt-Manier, durch die Verwendung von ungewöhnlichen Materialien wie Pelz und durch Positionierungen in einem Raum, der ohne Perspektive ist“, erklärt Kurator Fritz Emslander die Assemblage, die 1969 für die Museumssammlung angekauft wurde.

Diesen unsicheren Bereich zwischen Traum und Wirklichkeit vermittelt auch die Papierarbeit „Gondeln im Herbst“, die in der Grafiketage unter dem Dach zu sehen ist. Darin lässt die Zeichnerin aus feinsten Gespinsten gezeichnete Gondeln in herbstliche Orangetöne gleiten. Eine der Arbeiten von Ursula war auch in der Ausstellung „Eine Handvoll Erde aus dem Paradies“, Magische Objekte und Bilder aus dem Museum Morsbroich 2013/14 zu sehen. Im Infoblatt steht dazu: „Bernard Schultze erschafft gleich eine neue Spezies (Migofs) und seine Frau Ursula erfindet traumhafte, phantastische Welten.“ Im Museum Morsbroich war das Künstlerehepaar, deren Nachlass nach dem Tod von Ursula 1999 und Bernhard Schultze in 2005 auf den Folkwang-Museumsverein und das Kölner Museum Ludwig aufgeteilt wurde, regelmäßig vertreten.

Ursula, 1921 in Mittenwalde geboren, absolvierte ein Sprachstudium und verfasste ab 1938 Prosatexte. Ab 1950 beschäftigte sie sich intensiv mit Malerei und Lyrik, schrieb auch selbst Gedichte. Es folgten regelmäßige Aufenthalte in Paris, 1955 heiratete Bluhm Bernhard Schultze, mit dem sie 1968 nach Köln übersiedelte, wo beide auf dem Melatenfriedhof begraben sind. 1977 war Ursula auf der Documenta 6 in Kassel vertreten.

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