Rosenmontag in Opladen Ein Zoch für die Geschichtsbücher

Opladen · Nach der Zugabsage am Sonntag feierten Wiesdorfer und Opladener Jecken am Rosenmontag ausgelassen gemeinsam.

Karneval 2020: So schön war der Rosenmontagszug 2020 in Opladen
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So schön war der Rosenmontagszug 2020 in Opladen

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Foto: Miserius, Uwe (umi)

Der Opladener Rosenmontagszug war bunt. Einzigartig. Lang. Rekordverdächtig auch die Zeit, bis sich alle Gruppen in Bewegung setzen konnten. Erst nach knapp zwei Stunden ging Prinz Kerbi I. auf die Strecke. Die Gruppen boten pfiffige Ideen, dazu politische Satire in gourmethaft kleinen Häppchen. Im Zoch liefen sehr viele junge Teilnehmer mit (Gesamtzahl aller Aktiven: 2300 Jecke). Gefühlt versammelten sich mehr Zuschauer als sonst im Zentrum, speziell an der Kölner Straße, Birkenbergstraße, Kanalstraße und Altstadtstraße. Zur (mit Scherben übersäten) Partymeile am Zugrand verwandelten die Jugendlichen den Bereich an der Alyosius-Kapelle.

Die Absage des närrischen Umzuges in Wiesdorf zeigte Wirkung: Etliche Alt-Leverkusener Karnevalsgesellschaften reihten sich in den Rosenmontagszug ein. Mit dieser Premiere des ersten gesamtstädtischen „Zoch“ wird Opladen in die närrischen Geschichtsbücher eingehen. Da passte das fast schon prophetisch gewählte Wiesdorfer Zugmotto: „Mir all sin Leverkusen“ bestens zum Opladener Thema: „www.alles von OP.de“. Zugleiter Bernd Schaffarczik sagte mittags: „Ich bin sehr zufrieden.“ Und ergänzte mit Blick auf den närrischen Lindwurm in der Neustadt: „Das hier sieht doch herrlich aus.“

Die Zugspitze markierten die Altstadtfunken mit ihrer Reiterstaffel, den tanzenden Kinder-, Jugend- und Mädchenabteilungen. Letztmals als Präsident dabei: Rainer Martins. Für ihn entrollten die Jecken in der Altstadtstraße ein großes Transparent: „Danke Rainer“. Erstmals und spontan kreiierte unser Autor eine neue Ordnerfunktion: den „Opladener Pferdeäppel-Warnposten“, damit die Fußgruppen nicht in die mittig im Zugweg platzierten Altstadtfunken-Pferdehinterlassenschaften traten...

 Prinz Kerbi genoss „seinen“ Rosenmontagszug und feierte ausgelassen mit seinen Untertanen.

Prinz Kerbi genoss „seinen“ Rosenmontagszug und feierte ausgelassen mit seinen Untertanen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Die prächtig auftretenden Neustadtfunken hatten ihre Wagen und Gruppen mit Tageszeitungen dekoriert: Die Blätter waren von kundigen Händen zu Blumen gefaltet worden. Trotz Nässe hielten die Kunstwerke. Zwei Gruppen erscheinen preisverdächtig: 1. Der Mottowagen „BOP der Imbacher Baumeister“ der Dorfgemeinschaften Imbach. Sie verspotteten die Stadt wegen des ständig defekten Aufzuges am Bahnhof Opladen und anderer Baustellen. Im Aufzug rief per Plakat die Figur: „Ich bin der OB, holt mich hier raus.“ Und: „Steckt der Uwe einmal fest, fieren die BOP`s ein fettes Fest.“

 Die KG Rhingdörper Alaaf bezog Stellung zu Bayer und dem anhaltenden Streit um Monsanto.

Die KG Rhingdörper Alaaf bezog Stellung zu Bayer und dem anhaltenden Streit um Monsanto.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Die Fußgruppe der „Jecken us d`r Altstadt“ zogen zum Motto „www.Wochenmarkt in OP.de“ herrlich mit Blumen, Obst, Fisch und Eiern ausstaffierte Marktstände mit sich. Die künstlichen Waren bildeten gleichzeitig das Wurfmaterial. Die KG Rhingdörp Alaaf dichtete gemünzt auf Bayer: „Kei Wiese, kei Blome, kei Biene, kei LEVve.“ Darunter stand ein durchgestrichenes „Monsanto“.

 Volles Rohr Karneval in Opladen.

Volles Rohr Karneval in Opladen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Zugleiter Schaffarczik hatte am Sonntag die Gruppen für Opladen schnell neu gemischt. Das bedeutete Nachtarbeit. Für den wahrscheinlich längsten Rosenmontagszug der Leverkusener Karnevalsgeschichte galt: „Wer kommt, der kommt.“ Gesetzt ans Ende des Zuges war nur die Position des Narrenfürsten Kerbi I. „Damit die Tollität nicht im Dunkeln durch Opladen ziehen muss, haben wir den Zugstart von 14.11 Uhr auf 13.33 Uhr vorgezogen“, sagte Uwe Krause, Präsident des Festausschusses Leverkusener Karneval (FLK). Trotzdem brauchte der Narrenfürst Stehvermögen: Erst um 15.20 Uhr meldeten die Ordner: „Kerbi ist losgerollt.“

 Sie hat die Haare schön.

Sie hat die Haare schön.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Immerhin wollten sieben große Gesellschaften, die am Sonntag nicht durch die City ziehen konnten, integriert werden. Dazu zählten unter anderem die Karnevalsgesellschaften: Rote Funken, Rheinkadetten, Dünnveilchen, Rhingdörp Alaaf, Lappenclowns, Steckepääd, Karnevalsfreunde Manfort und die Prinzengarde Leverkusen. Die Zahl der Musikkapellen blieb gleich, weil die Musiker vom FLK für Wiesdorf und Opladen gebucht waren. Besonders auffallend: die Showband GlunggePhoniker aus der Schweiz, die 2004 aus dem Zusammenschluss von zwei Gruppen entstanden ist und durch die Altstadtfunken Opladen nach Leverkusen geholt wurden.

 Die „Imbacher Baumeister“ zogen die Blicke auf sich und nahmen die mehr oder weniger erfolgreichen Bauprojekte der Stadt aufs Korn.

Die „Imbacher Baumeister“ zogen die Blicke auf sich und nahmen die mehr oder weniger erfolgreichen Bauprojekte der Stadt aufs Korn.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Wie auch in den letzten Jahren strömte eine große Gruppe Leichlinger Jugendlicher, angeführt von einem umgebauten Bollerwagen durch die Fußgängerzone auf den Opladener Marktplatz. Das für die Innenstadt verhängte Glasverbot wurde zum großen Teil eingehalten.

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