Bürgermonitor Rollstuhlfahrerin muss draußen bleiben

Leverkusen · Einer 76-Jährigen durfte wegen Brandschutz- und Versicherungsvorschriften nicht ins Kinopolis.

 Das Kinopolis wurde im Oktober 1997 am Friedrich-Ebert-Platz eröffnet. Das Gebäude verfügt über einen barrierefreien Kinosaal.

Das Kinopolis wurde im Oktober 1997 am Friedrich-Ebert-Platz eröffnet. Das Gebäude verfügt über einen barrierefreien Kinosaal.

Foto: Uwe Miserius

Seit etwa 60 Jahren sitzt Rita Laux im Rollstuhl. Schon ein paar Mal ist sie mit ihrer Schwester ins Kinopolis gefahren, nie gab es ein Problem. Bis vergangenen Samstag: Dort wurde ihr von Mitarbeitern gesagt, dass sie nicht in das Kino komme. Der Grund: Brandschutzvorschriften.

Rita Laux ist 76 Jahre alt, ihre Schwester ist drei Jahre älter. Am Samstag wollten sich beide „Der Junge muss an die frische Luft“ im Kinopolis ansehen. Wie üblich fragten sie, ob es möglich wäre, dass zwei Männer Rita Laux nach oben bringen. Eine junge Frau teilte ihr mit: „Das geht nicht wegen Brandschutz.“ Der Mann, der die Karte vor dem Einlass kontrollierte, sagte hingegen: „Wenn Sie zwei Männer mitbringen, die Sie ins Kino tragen können, dürfen Sie in den Kinosaal.“ Das findet Rita Laux alles „irgendwo schizophren“.

Das Kinopolis sagt: „Wenn unsere Mitarbeiter die Dame tragen, kann das versicherungstechnisch problematisch werden“, erläutert Sprecherin Ute Berzbach. Denn die Kollegen seien dafür nicht ausgebildet. Wenn die behinderte Person dann also fallen würde, sei das Kinopersonal in der Haftung. Auch wenn die Mitarbeiter sonst sehr hilfsbereit seien: „Es wird schwierig, wenn sich jemand wirklich überhaupt nicht behelfen kann und keiner dabei ist“, sagt Berzbach. Aber es gebe folgende Möglichkeit: Begleitpersonen eines Behinderten mit dem Merkzeichen „B“ erhalten kostenlosen Eintritt für die Kinovorstellung bei regulären Veranstaltungen. Sprich: Rita Laux muss sich jemanden suchen, der sie in den Kinosaal tragen könnte, denn ihre 79 Jahre alte Schwester schafft dies nicht mehr.

Auf der anderen Seite gibt es dann noch das Problem mit dem Brandschutz: „Als das Kinopolis damals gebaut wurde, wurde auf Barrierefreiheit noch nicht so geachtet, wie es heute getan werden würde“, berichtet Berzbach. Das sei früher keine Voraussetzung für die Eröffnung gewesen. Letztendlich gibt es im Kinopolis nur einen Kinosaal, Raum 5, der komplett barrierefrei sei. Da Fluchtwege freigehalten werden müssen, können Rollstuhlfahrer aber auch dort eigentlich nur vor der ersten Reihe Platz nehmen. Und das ist wiederum nicht mehr mit Rita Laux’ Rückenbeschwerden vereinbar.

Nach Beschreibungen von Rita Laux ist das Kino aber mit „wunderschönen Behindertentoiletten ausgestattet“. „Der Behinderte darf dort diese zwar benutzen, aber nicht ins Kino gehen“, beschwert sich Laux. Rollstuhlfahrer habe es schon immer gegeben, und sie wünsche sich, dass sie auch in Zukunft wieder Filme im Kino schauen kann. Umbaumaßnahmen sind seitens des Kinopolis allerdings nicht geplant. „Und selbst wenn, würde dies nichts an der Treppensituation innerhalb des Gebäudes ändern“, sagt Ute Berzbach.

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