Leverkusen/Rhein-Berg Meister wehren sich gegen Billig-Friseure

Leverkusen/Rhein-Berg · Die Friseurbranche leidet unter dem Werteverfall der Meisterprüfung durch Proforma-Meisterbetriebe. Auch die europäische Globalisierung und der Nachwuchsmangel schaden dem Image, wie heimische Friseurmeister beklagen.

 Friseurmeister René Mauckner setzt sich für geprüftes Handwerk ein.

Friseurmeister René Mauckner setzt sich für geprüftes Handwerk ein.

Foto: UM

Friseur ist nicht gleich Friseur: Das haben viele Kunden schon an ihren Köpfen zu spüren bekommen. Meisterbetriebe wehren sich deshalb seit geraumer Zeit - allerdings erfolglos - gegen die "schwarzen Schafe" ihrer Branche. Gemeint sind Friseure, die keine Meisterausbildung haben und ihre Konzession sozusagen durch einen Proforma-Meister bekommen haben, der nur auf dem Papier auftaucht.

Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Handwerkerschaft Rhein-Wupper/Leverkusen, bekommt Hinweise von Verbrauchern, Städten, Kreisen oder auch von der Zentrale zur Bekämpfung von Schwarzarbeit auf "schwarze Schafe" im Friseur-Handwerk: "Für die Kontrolle und die mögliche Schließung solcher Betriebe ist dann aber die Handwerkskammer zuständig, die für uns so etwas wie das Ordnungsamt ist", erläutert Otto. Etwa fünf Mal im Jahr gebe es bei der Kreishandwerkerschaft solche Hinweise.

Bei der Handwerkskammer Köln ist Abteilungsleiter Thorsten Stetefeld für die Fälle zuständig, über die dort aber seinen Angaben nach keine Zahlenerhebungen zu einzelnen Regionen vorliegen. Stetefeld bestätigt aber die Beobachtungen der Kreishandwerkerschaft, dass es oft auch Verbraucher sind, die Hinweise geben, beispielsweise wenn sie schlechte Erfahrungen mit einem nicht meistergeführten Friseurbetrieb gemacht haben. Und es seien eben auch Kollegen, die solche Konkurrenten meldeten.

Dann gebe es Prüfungen durch die Kammer und die Auflage, innerhalb einer Frist entweder dafür zu sorgen, dass der Betrieb durch einen Meister geführt wird, "oder es wird ein Löschungsverfahren in der Handwerksrolle eingeleitet", weist Stetefeld auf mögliche Konsequenzen hin. Nicht berücksichtigt seien bei einem solchen Verfahren aber die nicht bei den Kammern eingetragenen Friseurbetriebe. "Da kommen wir dann in den Bereich der Schwarzarbeit, und dafür sind die Ordnungsbehörden zuständig", sagt Stetefeld.

Auch der Opladener Friseurmeister René Mauckner hat von solchen Fällen gehört. Das Friseur-Handwerk habe dramatische Probleme auch durch eine ganze Reihe von weiteren Faktoren. Es fehle vielfach in den Friseursalons an guter Ausbildung und auch an Auszubildenden. Darunter leide das Image des Friseur-Handwerks. Und wenn man gute Auszubildende gefunden habe, dann falle es schwer, die auch zu halten und angemessen zu entlohnen.

Schwarz sieht der Leverkusener Friseurmeister was die Zukunft der Meisterausbildung und-briefe anbelangt: "Die Meisterprüfung wird über kurz oder lang Schall und Rauch, weil Europa sie nicht will", befürchtet er. Zwar sei die Meisterprüfung für die Handwerkskammern zurzeit noch "eine goldene Kuh", aber schon jetzt könnten Kollegen, die im europäischen Ausland ausgebildet worden seien, sehr leicht dafür den deutschen Nachweis erhalten.

Thomas Stangier, Obermeister der Friseurinnung Rhein-Wupper/Leverkusen, klagt ebenfalls über Schwierigkeiten in seiner Handwerksbranche und zitiert damit auch seinen Vorgänger, Volker Steffens: "Unser Beruf wird unterschätzt. 30 bis 40 Prozent aller Betriebe verstehen sich heute bereits als Spezialisten für Schönheit. Wir sind Fachleute für Haar und Haut, und es ist eine der wichtigsten Aufgabe für unser Gewerk vom Zentralverband über die Innung bis zum einzelnen Betrieb, diese Positionierung unseren Kunden klar zu machen," sagt Steffens und meint damit auch eine Abgrenzung zu Geschäften ohne Friseurmeister oder -meisterin an Schere und Kamm.

(RP)
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