Ausstellung Leverkusener Realschüler zeigen ihre Erinnerungen

Wiesdorf · Schüler und Lehrer der Realschule Am Stadtpark haben sich in die Ferien verabschiedet. Aber kurz vor dem letzten Schultag haben sie noch dafür gesorgt, dass die Ausstellung mit Bildern und Texten ihres interkulturellen Erinnerungsprojektes „Die Dinge unseres Lebens“ trotz verschlossener Schultüren jederzeit besucht werden kann.

 "Dinge des Lebens" heißt die Schau in der Realschule Am Stadtpark. Auch Christian und Jolie haben dabei mitgemacht.

"Dinge des Lebens" heißt die Schau in der Realschule Am Stadtpark. Auch Christian und Jolie haben dabei mitgemacht.

Foto: Evelyn Meesen

Dazu wurde die Schau mit 48 Fotografien von Erinnerungsobjekten und den dazugehörigen Geschichten, die seit Januar im Foyer hängt, um weitere 16 neue Beiträge ergänzt. Hinzugekommen sind unter anderem Bilder von Babyschuhen, einem syrischen Babytuch, einem Kinderrucksack, alten Spielkarten und ein handgeschriebenes kroatisches Backbuch.

Hinter jedem dieser Objekte steckt eine besondere Geschichte, die jeweils von den Kindern dazu aufgeschrieben und von Philosophielehrerin Evelyn Meessen in einheitliche Sprache gebracht wurde. Ausgelöst wurde alles durch eine Unterrichtseinheit über das Erinnern.

Es sind interessante rührende und erschütternde Geschichten, die zumeist mit Krieg und Flucht zu tun haben. Eine Geschichte ist deutlich länger als alle anderen, war aber schwer zu kürzen, erklärt die Lehrerin. Denn das Mädchen, dessen Beitrag sie zum Schutz mit einem Pseudonym versah, lebte vier Jahre lang in Syrien im Krieg. „Wenn man diese Geschichte hört, dann sagt man nichts mehr“, versichert Evelyn Meessen.

Ein anderes Kind ist in Deutschland geboren, aber die Familie hat ihre Wurzeln in Kroatien. Von dort stammt auch das alte Backbuch mit ihrem Lieblingsrezept. Kurios ist die Geschichte von Christian aus Togo, der das Foto einer Krone seines Opas Anani mitbrachte, die der Familie 1889 (in deutscher Kolonialzeit) von Ghanaern überreicht worden war. Diese Krone aus Stoff und Gold liegt heute in einer Glasvitrine in Kpalimé/Togo und wird von Soldaten bewacht.

Alle 64 Exponate und Geschichten sind nun in der digitalen Ausstellung auf der Schulhomepage zu finden. Außerdem wird bald das „Virtuelle Museum“ des DOMiD in Köln eröff­net, das ein Objekt aus der Sammlung „Die Dinge unseres Lebens“ präsen­tiert: Die Fotografie von Afrahs Rucksack und die dazugehörige Geschichte.

Das Projekt wurde auch auf der Homepage der Bundeskoordination von „Schule ohne Rassismus“ veröffentlicht. Besonders gefreut hat Evelyn Meesen die Reaktion eines ehemaligen Schülers, der vor elf Jahren seinen Abschluss in der Realschule Am Stadtpark machte und inzwischen freier Filmemacher ist. Er interessiert sich für die Dinge und die Kinder mit ihren Geschichten dahinter und möchte einen kleinen Film zum Projekt machen. „Das wäre die Krönung“, meint die Lehrerin, die sich bereits mehrmals mit ihm getroffen hat.

Ihr Projekt war von vornherein auf Zuwachs angelegt und sie denkt, dass auch aus der neuen Fünf, die sie nach den Ferien übernimmt, weitere Beiträge kommen.

Im Internet http://rs-am-stadtpark.de/2018/01/die-dinge-unseres-lebens-eine-ausstellung-der-real­schule-am-stadtpark/

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