Leverkusen Rats-TV: Jeder Zuschauer kostet 1,14 Euro

Leverkusen · Seit Juli 2017 gibt es das Rats-TV. Die Stadt zahlt für die Live-Übertragungen pro Rats-Sitzung 1600 Euro. Bei den bisher sechs Sitzungen schauten im Schnitt 1400 Zuschauer rein. In den Städten im Umland ist das Modell umstritten.

Uwe Richrath im Internet-TV. (Archiv)

Uwe Richrath im Internet-TV. (Archiv)

Foto: LH

Seit Juli 2017 gibt es das Rats-TV. Die Stadt zahlt für die Live-Übertragungen pro Rats-Sitzung 1600 Euro. Bei den bisher sechs Sitzungen schauten im Schnitt 1400 Zuschauer rein.

%Auf der Internetseite der Stadt (www.leverkusen.de) kann jede Ratssitzung live verfolgt werden. (Mit drei Kameras wird immer auf das Mitglied gezoomt, das gerade spricht - zum Beispiel Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD). 'Wenn es zu einer Abstimmung kommt, wird eine Live-Grafik eingeblendet, die zeigt, welches Ratsmitglied sich wie entscheidet.

%Auf der Internetseite der Stadt (www.leverkusen.de) kann jede Ratssitzung live verfolgt werden. (Mit drei Kameras wird immer auf das Mitglied gezoomt, das gerade spricht - zum Beispiel Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD). 'Wenn es zu einer Abstimmung kommt, wird eine Live-Grafik eingeblendet, die zeigt, welches Ratsmitglied sich wie entscheidet.

Foto: Röse, Hauser, Kronner

1400 Zugriffe verzeichnet das Angebot durchschnittlich bei jeder Sitzung. Ein Zugriff bedeutet allerdings nicht, dass die Zuschauer die oft mehr als zweistündige Zusammenkunft im Rathaus komplett ansehen.

Bei der Auftaktfolge im Juli 2017 blieben die Zuschauer im Schnitt zwölf Minuten dabei. Sechs Übertragungen gab es seitdem, die letzte fand Ende Februar statt. Ein Live-Stream kostet 1.600 Euro. Hochgerechnet bedeutet das: Die Stadt gibt pro Zuschauer und Sitzung 1,14 Euro aus. "Wir sind zufrieden", sagt Trick.

Für die Aufnahme der Bilder im Ratssaal ist die externe Firma "multibc" zuständig. Vor Ort ist immer ein Techniker, der die drei Kameras von seinem Laptop aus einzeln ansteuern und bedienen kann. Die Firma überträgt auch Ratssitzungen in anderen Städten - zum Beispiel in Mönchengladbach und Köln. In der Domstadt gibt es das Angebot bereits seit 2013, das Interesse geht aber zurück. Zuletzt schauten nur noch 400 Menschen pro Übertragung zu. Noch schlechter ist die Bilanz in Mönchengladbach, wo das Rats-TV 2016 eingeführt wurde. Dort gibt es nur 64 bis 184 Zugriffe pro Sitzung. Deshalb stand das Angebot Anfang des Jahres sogar vor dem Aus - die Politik verlängerte die Testphase aber noch einmal.

Wegen solch schlechter Zahlen will man in Leichlingen erstmal die Finger davon lassen. "Zum jetzigen Zeitpunkt verzichten wir darauf", sagt Pressesprecherin Ute Gerhards. Das liege nicht nur an den vielerorts wenigen Zugriffen, sondern auch an den oft statisch wirkenden Übertragungen. Leichlingens Bürgermeister Frank Steffes sagte in einer Ausschusssitzung im Februar: "Die Aufzeichnungen im Leverkusener Rat sind eine Katastrophe." Damit meinte er, so erklärt die Stadtsprecherin heute, auch die Datenschutzproblematik. Denn, wenn ein Ratsmitglied spricht, das nicht gefilmt werden möchte, folgt für diese Zeit nur ein Standbild mit entsprechendem Hinweis. "Das Rats-TV ist gut gemeint, aber noch nicht gut gemacht", sagt Gerhards.

Andere wagen - auch wegen der guten Resonanz in Leverkusen - trotzdem den Versuch. Erst vor kurzem startete das Angebot in Monheim. 2600 Euro investiert die Stadt dort pro Sitzung.

Ob damit allerdings ein ähnlich gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis wie hier erreicht werden kann, und ob dieses in Leverkusen überhaupt langfristig bestehen bleibt, wird sich zeigen.

(kron)
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