Überraschende Entscheidung in Leverkusen Neue Leiterin startet an der Gesamtschule Schlebusch
Leverkusen-Schlebusch · Eva Schönemann hat bereits einige Jahre Erfahrung in der Leitung einer Gesamtschule und war sechs Jahre im Auslandsschuldienst in Jerusalem.
Mit der Telefonanlage in ihrem neuen Büro ist die neue Leiterin der Gesamtschule Schlebusch noch nicht ganz vertraut, aber im laufenden Betrieb ist für sie vieles Routine. In den vergangenen sechs Jahren war sie im Auslandsschuldienst Schulleiterin an der Schmidt-Schule, einer reinen Mädchen-Schule in Ost-Jerusalem. Vorher leitete die 55-Jährige bereits die Europaschule in Troisdorf. Die sei nur fünfzügig, also etwas kleiner als die siebenzügige GLS, und jede Einrichtung sei anders. „Ich möchte gerne lernen, in den Schuhen dieser Schule zu laufen“, bekennt Eva Schönemann, die erst eine Woche vor den Sommerferien erfahren hat, wo ihre neue Arbeitsstelle ist.
Die Bezirksregierung hat ihr die Stelle zugewiesen, die durch den vorgezogenen Ruhestand Bruno Bermes gerade frei geworden ist. Am letzten Schultag ist sie zum ersten Mal die Strecke von ihrem Wohnort Bonn nach Schlebusch gefahren, um sich dem neuen Kollegium vorzustellen, für das die Personalentscheidung ebenso überraschend kam. „Ich bin hier sehr herzlich und offen aufgenommen worden“, betont die neue GLS-Direktorin, die mit Latein und Katholischer Religion eine nicht gerade typische Fächerkombination für die Leitung einer Gesamtschule hat. Aber ihr Herz schlage nunmal für diese Schulform, schon seit ihrem Referendariat an der Integrierten Gesamtschule Bonn-Beuel. „Mit so verschiedenen Begabungen und Fähigkeiten zu arbeiten, hat mir immer Freude gemacht“, sagt sie. Überhaupt unterrichtet die promovierte Lehrerin ausgesprochen gerne. Deswegen war sie zunächst etwas enttäuscht, dass sie im aktuellen Stundenplan noch nicht vorgesehen ist, weil die schnelle Wiederbesetzung ja überraschend kam.
Tatsächlich ist sie nun dankbar, die Zeit zu haben, sich mit Menschen und Abläufen im Haus vertraut zu machen. Zuerst ist sie durch alle Klassen gelaufen und hat sich überall persönlich vorgestellt. Aber in Zukunft möchte sie auch wieder vor der Klasse stehen.
Was ihr besonders wichtig ist, formulierte Eva Schönemann für die Homepage der Schule: ein netter, respektvoller Umgang miteinander, Höflichkeit und Wertschätzung. „Das habe ich bisher an meinen Schulen immer zu leben versucht. Hier an der GLS scheint es tolle Teamstrukturen zu geben, was auf ein gutes Miteinander schließen lässt.“ Im Team möchte sie die sehr beliebte Schule weiter voran bringen und zukunftsfähig machen, eine Notwendigkeit angesichts vieler neuer Voraussetzungen wie Digitalisierung oder einer veränderten Schülerschaft. „Ich bin auch Anhängerin von Reformschulen und offen für neue Ansätze“, versichert sie.
An der deutschen Schule in Jerusalem hat sie zudem Improvisation gelernt. An einem politischen Hotspot brauche man Flexibilität und Gelassenheit, denn irgendetwas Unvorhergesehenes passiere immer: regelmäßig Anschläge, spontane Streiks oder Demos. Manchmal mussten die Schülerinnen nach Hause geschickt und die Schule geschlossen werden.
Privat entspannt sich Eva Schönemann bei ausgiebigen Wanderungen, gerne durch das Siebengebirge oder das Ahrtal. Die Region um Bonn ist der in Köln-Porz aufgewachsenen Pädagogin vertraut, hier leben Familie und Freunde. Außerdem liest sie in ihrer Freizeit gerne, macht Radtouren und spielt Klavier. In Jerusalem hat sie sich eine Oud, eine Kurzhalslaute aus dem Vorderen Orient, angeschafft, konnte dort aber nur kurz Unterricht nehmen, weil sie sich den Ellbogen gebrochen hatte. Hier sucht sie noch einen Lehrer dafür.