Purer Genuss Apfelsaft wird zum Geschmackserlebnis

Opladen · Die Naturschutzstation Leverkusen/Köln lässt zwei Tage lang Äpfel von Streuobstwiesen zu aromatischem Saft pressen.

 Viele Kinder machten mit bei der Apfelsaftherstellung auf dem Naturgut Ophoven.

Viele Kinder machten mit bei der Apfelsaftherstellung auf dem Naturgut Ophoven.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Lächelnd reicht Jakob Seeger eine grüne Tasse. Bis zum Rand ist sie mit trübem Apfelsaft gefüllt. Dabei handelt es sich jedoch nicht einfach nur um den Saft des runden Obstes. Er kommt frisch aus der Presse – und er schmeckt wundervoll. Ein wenig sauer, sehr süß und in sich einfach stimmig. Mit dem bekannten Geschmackserlebnis aus dem Tetra Pak hat der Saft nicht viel gemein. Und vielleicht ist es auch das gute Gewissen, das so super schmeckt.

Die Naturschutzstation Leverkusen/Köln nämlich klappert in diesen Tagen Streuobstwiesen in der Stadt ab, liest die dortigen Äpfel auf und lässt sie – wie in jedem Jahr – zu köstlichem Saft verarbeiten. Neu ist allerdings, dass dies nicht nur wie in den Jahren zuvor in einer Mosterei geschieht, sondern mit Hilfe einer mobilen Saftpresse auf dem NaturGut Ophoven.

Und diese Presse bringt nicht nur die Augen der Kinder zum Leuchten, sondern auch Erwachsenen neue Erkenntnisse. Schließlich haben sich die meisten Menschen an den Anblick perfekten Gemüses und Obstes in den Supermärkten gewöhnt. Dunkle Stellen am Apfel sind daher nicht nur unappetitlich, sondern drüber hinaus für viele ein Grund, das Obst wegzuwerfen.

Jakob Seeger steht den ganzen Tag hinter der Presse. Der 28-Jährige weiß zu berichten: „Es ist tatsächlich so, dass man auch die Erwachsenen darauf aufmerksam machen muss, dass so eine braune Stelle nichts macht.“ Gemeinsam mit zwei Kollegen tingelt er durch den Raum Köln/Bonn, vermietet die Presse sowie seine Arbeitskraft und entlockt Äpfeln ihren Saft.

Die Art der Herstellung unterscheidet sich dabei kaum von der industriellen. Das Obst wird gewaschen, selektiert und sodann ge­schreddert. Daraus entsteht Maische. Die bereits vor Flüssigkeit triefende Masse kommt dann in eine – in diesem Fall – von Hand betriebene Presse. In Leinentücher eingewickelt, können hier vier bis fünf Lagen gleichzeitig gepresst werden. Die Flüssigkeit sammelt sich in Behältern, ehe rund 120 Liter auf 78 Grad erhitzt, somit pasteurisiert und damit haltbar gemacht werden. Sonst begänne aufgrund von Hefe und des natürlichen Zuckers die Gärung von Alkohol. „Dank der vergleichsweise niedrigen Temperatur bleiben sehr viele Vitamine im Saft“, betont Seeger.

Soweit besteht also kaum ein Unterschied zur Industrie. Doch diese darf laut Seeger und seinen Mitstreitern zehn Prozent Zucker undeklariert in den Saft geben. Auf dem NatuGut kommt jedoch kein Zucker dazu. Und auch in der Vielfalt unterscheidet sich der Apfelsaft. Schließlich befinden sich auf Streuobstwiesen unzählige Sorten des Obstes. Alle finden sich hinterher im Saft wieder. „Diese Vielfalt hat man auf einer Plantage nicht“, sagt Seeger.

Außerdem müsse man sich bei dieser Herstellungsart auf Ausfall gefasst machen. In diesem Jahr war der Sommer sehr heiß und trocken, Bäume verloren aus Schutz schon früh ihre Blätter – und ihr Obst. „Es hat gerade noch so gereicht“, erzählt der 28-Jährige. Nun hofft er, die Bäume hätten genug Energien sparen können, um auch im nächsten Jahr Äpfel austragen zu können. „Aber das ist noch mehr als fraglich.“

In den zwei Tagen, in denen auf dem Gut in Opladen gewaschen, geschreddert und gepresst wird, entstehen gut 1500 Liter des köstlichen Safts. Der kann dann schon alsbald im Bistro der Energiestadt zu je fünf Liter gekauft werden. Das lohnt sich nicht nur für Naturfreunde. Auch geschmacklich stößt der Saft neue Türen auf. Und vielleicht schmeckt ja auch das gute, regionale Gewissen so gut.

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