Musical im Forum Schneewittchen ist im Hier und Jetzt angekommen

Leverkusen · Es ist die eine Märchen-Frage, die seit vielen Generationen weitergegeben wird: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Seitdem sie von den Gebrüder Grimm 1812 – damals noch als Schneeweißchen – niedergeschrieben wurde, gilt Schneewittchen als Kultur­ikone.

 Das Theater Liberi zeigt im Forum das Musical Schneewittchen – in modernem Gewand mit Videoprojektionen und aktuellen Bezügen.

Das Theater Liberi zeigt im Forum das Musical Schneewittchen – in modernem Gewand mit Videoprojektionen und aktuellen Bezügen.

Foto: Boehme/Theater Liberi

Zwei Jahrhunderte später ist die Geschichte um das Mädchen, das so weiß wie Schnee, rot wie Blut und so schwarz wie Ebenholz ist, immer noch aktuell.

Das beweist momentan das Theater Liberi, das eine eigene Interpretation der Geschichte als buntes Musical für Groß und Klein präsentiert. Bereits mit dem „Dschungelbuch“ war das Ensemble im Forum vor Ort. Nun folgte mit Schneewittchen eines der bekanntesten Märchen von Jacob und Wilhelm Grimm. Die moderne Adaption arbeitet mit Videoprojektionen. Der Spiegel der Königin erwacht so zu neuem Leben und ist in Folge fast ein zusätzlicher Darsteller. „Mein Ziel ist es, die vielleicht etwas angestaubten Figuren aus der Mottenkiste heraus und ins Hier und Jetzt zu holen. Ich will dabei sowohl Erwartungen erfüllen, als auch völlig neue Ansätze finden“, betont Regisseurin Carolin Pommert. Das gelingt. Kurz vor Ende des Stücks, als Schneewittchen den vergifteten Apfel isst und leblos auf dem Boden liegt, erkennt auch der letzte Zuschauer, um welches Stück es sich handelt: „Die Geschichte kenn ich doch. Davon habe ich ein Buch zu Hause“, ruft ein Mädchen aus dem Publikum. Das löst die dramatische Stimmung im Saal.

Generell: Mit witzigen Figuren, die Kindergartenkinder zum Lachen bringen, bezauberndem Singspiel für staunende Schulkinder, aber auch mit zwei gesellschaftskritischen Aussagen für Erwachsene verbindet die Interpretation Jung und Alt. Es geht um den Schönheitswahn unserer Gesellschaft, dem Streben nach Jugend und Perfektion. „Die Königin, die so sehr mit ihrem Aussehen beschäftigt ist, ist nie zufrieden, nie glücklich mit dem was sie hat“, betont Tabea Steltenkamp alias Schneewittchen. Ihre Rolle sei sich im Gegensatz dazu ihrer Schönheit gar nicht so richtig bewusst, sie könne mit der Eitelkeit der Königin wenig anfangen und beweise im Laufe der Geschichte, dass Charaktereigenschaften wie Mut, Hilfsbereitschaft und Entschlossenheit viel wichtiger seien als bloße Äußerlichkeiten.

Gleichzeitig legt das Theater Liberi dem Publikum nahe: Früher war nicht alles besser – und beschäftigt sich bereits mit dem Generationenkonflikt, der die neue Dekade des 21. Jahrhunderts zu bestimmen scheint. „Startet neu und endet immer froh, denn das alte endet sowieso“, heißt es im Lied „wie das Leben“, das zum Abschluss gesungen wird. Das Publikum feiert die sieben Ensemblemitglieder, die jeweils in doppelter Rolle auf der Bühne standen. Zum Dank gibt es nach der Aufführung Autogramme für die Pänz. Eine richtige Märchenstunde.

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