Ausstellung von Matthias Bitzer Gewohnte Sicht der Dinge durchbrechen

Schlebusch · Ab heute ist die Ausstellung „everything poses in the right“ von Matthias Bitzer beim Kunstverein Leverkusen zu sehen – ein Spiel mit der Optik.

 Matthias Bitzer spielt in seinen Werken gerne mit optischen Täuschungen. Hier ist er im Spiegel zu sehen.

Matthias Bitzer spielt in seinen Werken gerne mit optischen Täuschungen. Hier ist er im Spiegel zu sehen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Matthias Bitzer erlaubt den Besuchern von Schloss Morsbroich schon von außen eine kleine Übersicht seiner Ausstellung beim Kunstverein Leverkusen. Zwar hat er die Glastüre der Remisen mit schwarzer Folie verklebt, dafür aber in Augenhöhe eine kreisrunde Weitwinkel-Linse eingebaut, die den Einblick um 180 Grad ermöglicht.

Wie mit dieser Linse macht sich der Düsseldorfer Künstler die Gesetze der Optik zunutze, um die gewohnte Sicht und vermeintliche Wahrheiten zu durchbrechen und zu hinterfragen. Er lässt Bilder aus der Wand herauswachsen, hebt die Grenzen zwischen Zwei- und Dreidimensionalität auf und er verbindet malerische Arbeiten mit klar und geometrisch konstruierten.

Und irgendwie haben die vielen einzelnen Werke die er in Morsbroich zeigt, durchaus etwas miteinander zu tun. Ähnlich wie bei einer Variationsreihe in der Musik eine Melodie oder ein Motiv in unterschiedliche Richtungen ausgelotet und immer wieder unter neuen Gesichtspunkten betrachtet wird, so hat auch bei Matthias Bitzer alles mit allem zu tun.

Manchmal fällt es wie „Beiwerk“ auf, wie zum Beispiel das schwarz-weiße Zebramuster, das ein komplettes Bild füllen kann, das sich auf dem Rahmen eines Riesenporträts wiederfindet oder als stehendes Leuchtobjekt und gleich daneben auf der Schnur eines Monokels, das eine porträtierte Dame vor ihrem linken Auge hat. Vermutlich, um besser zu sehen, vielleicht sogar das, was weniger offensichtlich ist oder als Wahrheit gilt und dennoch fragwürdig ist. Sie hat die direkte Sicht auf eine Leinwand, die – wie eine Doppelbelichtung – zwei Mal den Kopf derselben Frau in veränderter Position zeigt.

Die eine deutlicher, die andere wie eine leicht ausgewaschene Fassadenmalerei. Doch die Leinwand hängt nur mit einer Längsseite im Rahmen und ist in den Raum geklappt. Im Spiegel an der Wand dahinter ist das Porträt deutlicher zu erkennen, allerdings ist jetzt der ausgewaschene Teil ganz klar und die andere Position schemenhaft darin zu sehen.

Was ist Wahrheit? Welches ist Bitzers originales Gemälde? Beide oder weder noch? Denn tatsächlich zeigt der Spiegel nur die Umkehrung des Originals und die scheinbare Leinwand-Vorderseite hat in Wirklichkeit nie ein Pinsel berührt.

Dieses Bild ergab sich nur durch die Farbe, die sich beim Malen von der jetzigen Rückseite durch den Stoff gedrückt hat. Matthias Bitzer hat sie tatsächlich falsch herum in den Rahmen getackert, um die Frage nach der Wahrheit und der Persönlichkeit aufzuwerfen.

Wie ein Autor mit Worten und Satzbau arbeitet, so benutzt er bestimmte Module immer wieder neu, sowohl malerisch frei als auch rechtwinkligen Ordnungsprinzipien unterworfen, deren Strenge er aber durchaus behutsam unterbricht, um seine andere, weiche Seite durchblicken zu lassen.

Wie durch ein Prisma betrachtet zeigt er verschiedene Facetten von Erlebtem und Erinnertem, greift dabei auf die Kunstgeschichte zurück oder benutzt auch Sprache als Medium.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort