Ausstellung "Stadtkultur in Leverkusen" Liedermacher treten in der Villa Römer auf

Leverkusen-Opladen · Stadtkultur ist vielfältig. Sänger Sanji prangert zum Beispiel die blinde und taube Konsumgesellschaft offen an. Der Opladener Geschichtsverein hatte ihn eingeladen.

 Die Liedermacher Sanji und Feuerbach (r.) gaben ein Konzert bei der Ausstellung „Stadtkultur in Leverkusen“.

Die Liedermacher Sanji und Feuerbach (r.) gaben ein Konzert bei der Ausstellung „Stadtkultur in Leverkusen“.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Was für ein Kontrast: Im altehrwürdigen Fabrikanten-Wohnhaus erhebt ein Straßensänger seine Stimme, um die von ihm beobachteten Missstände und Unstimmigkeiten in der Gesellschaft anzuprangern. Undenkbar in den Zeiten, als viele Menschen bei der Familie Römer, die in diesem Haus lebte, in Lohn und Brot standen. Da wäre lauter Protest wahrscheinlich nicht einmal bis auf das hübsch angelegte Grundstück gekommen.

Auch heute ist das durchaus die Ausnahme in der Villa Römer, die längst als Heimat der Stadtgeschichte geworden ist. Konzerte und mehr noch Vorträge sind zwar die Regel im Rahmenprogramm von wechselnden regionalhistorischen Ausstellungen im Erdgeschoss. Meistens aber sind sie eher klassischer Natur.

Aktuell jedoch zeigt dort der Opladener Geschichtsverein die Schau „Stadtkultur in Leverkusen“, die eigentlich schon zum 90. Geburtstag der Stadt im vergangenen Jahr geplant war. Die entstand im Bürgerdialog mit ausgewählten kulturellen Vereinen und Institutionen von Stadt und Bayer als eine Art Kulturmesse.

Eine Ecke informiert über die Entstehungsgeschichte und das bunte Angebot im Kulturausbesserungswerk (KAW). Dort tritt der Liedermacher Sanji, der seinen bürgerlichen Namen aus gutem Grund und wegen schlechter Erfahrungen lieber nicht öffentlich gebraucht sehen will, normalerweise selbst auf. Dort kann er seine linken Lieder gegen eine blinde und taube Konsumgesellschaft offen herausschreien.

Die Straße als Bühne für „Jede Menge Lärm“ (so einer seiner Songs) in die graue Welt zu tragen hat er mittlerweile aufgegeben. Aber leiser ist seine Kritik für eine bessere Welt deswegen nicht geworden. Rau und mitunter bewusst rotzfrech klingt das, was er – zuweilen in zungenbrecherischem Tempo – ins Mikro buchstabiert.

Da kann auch das kunstvolle Gitarrenspiel, mit dem er den eigenen Gesang begleitet, nicht über die barschen Worte hinwegtäuschen. Und auch nicht der eher volkstümlich-harmlose Charme des Akkordeons, das er in der Villa Römer erst zum zweiten Mal bei einem Konzert einsetzte. Sehr zum Gefallen der besonders kontrastreichen Zuhörerschaft.

Für Sanji war es übrigens nicht die erste Begegnung mit dem ehemaligen Wohnsitz der Römers. Vor einigen Jahren hatte er das Kaminzimmer bereits als Kulisse für ein Musikvideo gewählt, das er mit einer Band aufnahm.

Leiser und poetischer übernahm der Liedermacher Feuerbach mit seinen Songs über Liebe, Sehnsucht und Gefühle in der zweiten Hälfte des Konzerts.

Info Die Villa Römer (Haus-Vorster-Straße 6)  ist samstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 16 Uhr geöffnet.

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