Kirmesumzug in Bürrig Kostüme und Kamelleregen im Sommer
Leverkusen · Bei der Bürriger Kirmes hat der jecke Umzug gute Tradition. Peter Odenthal ist der neue Hahnenkönig.
Gäbe es, analog zum Karneval, nach dem Umzug einen Preis für die farbenprächtigsten Kostüme: Die „Lecker Bürriger Kamelle“ hätten ihn gewiss gewonnen. Doch am Sonntag war in Bürrig kein Karnevals-, sondern „nur“ ein Kirmesumzug unterwegs. Das Wort „Karneval“ wollte an diesem sonnigen Tag im August ohnehin kein Vertreter des Junggesellenklubs J.G.K. Fidelio in den Mund nehmen. Uwe Krause, Präsident des Festausschusses Leverkusener Karneval unterstrich: „Es gibt keinen Sommerkarneval.“
Das Fest sei nicht beliebig austauschbar, hat auch der Bund Deutscher Karneval (BDK) festgelegt. Aber nachdem der Korso rund 40 Jahre ziemlich „normal“ durch den Ort zog, kam jemand auf die Idee, mit Verkleidung sei alles viel lustiger. Dabei ist es geblieben. Inzwischen sind bunte Kostüme und geschmückte Wagen nicht mehr wegzudenken. Noch dazu, weil unverkennbar ein Hauch von Frohsinn durch den Ort wehte, als rund 700 Teilnehmer Kamelle und Strüßjer werfend, aufgeteilt in etwa 32 Gruppen, durch die mit Fähnchen geschmückten Straßen marschierten. Dazu hatten sich drei Musikgruppen eingereiht und sorgten mit Titeln von Höhner und Bläck Fööss für Stimmung. Auch sonst drehte sich so manches um die fünfte Jahreszeit. Denn am Rande des Geschehens überreichte Sigi Kaschulla, Vorsitzender der KG Rote Funken, einen Scheck in Höhe von 2222 Euro zugunsten der Leverkusener Karnevalszüge an Uwe Krause. Das Geld war bei einem Fest zusammengekommen, dass er zu seinem närrischen 2x11-jährigen Vereinsjubiläum gefeiert hatte.
Angeführt wurde die bunte Parade von der Fidelio Jugend und Zachäus Nico von Styp, ehe Maikönigin Maria Noeßler im offenen Cabrio folgte. „Venedig am Rhein, so schön kann Leverkusen sein“, schwärmten die „Jecken Wiesdorfer“ über ihre Heimatstadt, während die KG Wiesdorfer Rheinkadetten die Zuschauer mit Techno bespaßte. Andreas Beljan, Zugleiter des Karnevalszuges in Schlebusch, war als Wagenengel dabei. Einem aktuellen Thema hatte sich der Kirchenchor „Cäcilia“ Sankt Stephanus gewidmet: Dem Datenschutz. „Dreh dich nicht um, das Datenschutz-Gespenst geht um“, war auf dem Banner zu lesen, während die Sänger weiße Schutzkleidung trugen. Neben Wurfmaterial wie Kamelle oder Strüßjer spendierten Teilnehmer auch gesunde Nahrung, wie Obst und Gemüse. Das hielt den kleinen Jaro (4) nicht davon ab, sich zusammen mit Papa Oliver und Schwesterchen Kaja im Superman-Kostüm an den Wegesrand zu stellen und nach „Kamelle“ zu rufen.
Nach „Beute“ verlangten stattdessen die „Rheinpiraten“ aus Köln-Deutz. Eigentlich hatten sie geplant erstmals aktiv mitzuwirken. Krankheitsbedingt gab es jedoch einige Ausfälle. Sie konnten ihr Piratenschiff zwar nicht ziehen, wollten aber trotzdem Präsenz zeigen. „Das ganze Jahr feiern wir Karneval“, verdeutlichte Piratenbraut Conny Teitscheid, die sich überaus zufrieden mit ihrer Ausbeute zeigte.
Fast zum Schluss reihte sich das Hahnenkönigspaar Ursula und Minoru Nakanishi in den Festzug ein, die da nur noch wenige Stunden offiziell im Amt waren. Denn bereits am Vorabend war es Peter Odenthal gelungen, den Wettbewerb um die Königswürde mit dem neunten Schlag für sich zu entscheiden. Der 71-Jährige war schon 2005 König und regiert nun für ein Jahr mit Ehefrau Hildegard. Aber erst im nächsten Jahr dürfen die neuen Majestäten im Wagen mitfahren.
