Idee kam auf dem Heimweg von der Schule Kinder sammeln Geld für Obdachlose in Leverkusen

Leverkusen · Zwei Neunjährige warben bei Verwandten, Freunden und Nachbarn um Spenden für Wohnungslose. 60 machten mit. 1600 Euro kamen so zusammen.

 Louise Beller und Max von Hebel (beide 9) überreichten Monika Jähn (r.) und Juline Hagemann (M.) von „Kältegang“ den symbolischen Scheck.

Louise Beller und Max von Hebel (beide 9) überreichten Monika Jähn (r.) und Juline Hagemann (M.) von „Kältegang“ den symbolischen Scheck.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

In Leverkusen leben aktuell fast 1000 Obdachlose. Nicht nur kirchliche Organisationen kümmern sich um sie, auch Bürger zeigen Mitleid. Das haben Dutzende jetzt erneut bewiesen. Sie spendeten Geld, das von zwei Kindern innerhalb der letzten drei Wochen gesammelt wurde.

Und das kam so: Der neunjährige Max von Hebel wohnt in Lützenkirchen und besucht die Herzogschule in Opladen. Auf dem Heimweg von der Schule sah er im Vorjahr einige Obdachlose, die Kleidung und Nahrung benötigten. „Ich wollte denen helfen”, erzählt der Junge.  Die gleichaltrige Louise Beller von der Remigius-Schule in Opladen ergänzt: „Wir hatten uns zum Spielen verabredet, und Max hat mir von seiner Idee erzählt. Wir haben dann Spenden bei Freunden und Bekannten unserer Eltern gesammelt.”

Louise und Max gestalteten ein Plakat für ihr Vorhaben, telefonierten die Telefonbücher ihrer Eltern ab und warben bei Nachbarn und Freunden für ihre Idee. Am Ende beteiligten sich rund 60 Erwachsene.

Am Samstag war die Übergabe des Betrages in Höhe von 1600 Euro an den Verein „Kältegang”. Dessen Vorsitzende und Projektleiterin Deniz Palabiyikli, die den ehrenamtlichen Verein im November 2018 gründete, freute sich. Ihr Ehemann lobte: „Ihr seid richtige Helden”, und fügte hinzu: „Super, macht weiter so.“

Zusammen mit ihrer Mutter Monika Jähn und Helferin Juline Hagemann war Palabiyikli gerade mit der Essensausgabe auf dem Wiesdorfer Marktplatz beschäftigt. Dort ist der Stand zwischen November und Februar an jedem Samstag zwischen 16 bis 17 Uhr aufgestellt, ab März nur an jedem zweiten Samstag. „Dann ist der Bedarf nicht mehr so groß”, weiß Palabiyikli aus Erfahrung.

Was sie zum Helfen antreibt? „Es gibt so viel Elend, das keiner sieht, weil jeder nur an sich selbst denkt”, sagt Jähn, ehe sie und die anderen Aktiven sich um rund 50 bis 60 Bedürftige kümmern. Wegen der Kontaktbeschränkungen ist der Verein im Moment nur mit vier Helfern vor Ort. Normalerweise sind es rund zehn weitere Aktive, die in drei Pavillons Hand anlegen. Sie verteilen dann zum Beispiel Tüten mit Milch, Joghurt, löslichem Kaffee oder Früchten. Aber auch Fertiggerichte. Anfangs konnte die Helfer nur Suppe, Kaffee und Brötchen ausgeben.

Frisch gekocht sind dagegen die warmen Mahlzeiten, die Palabiyikli und ihre Mutter in der heimischen Küche zubereitet haben. Zuletzt standen Suppe, Paprika-Rahmgeschnetzeltes, Knödel mit Champignons und Salat auf dem Speiseplan. Finanziert wird das Ganze durch Spenden, erklärt die Vorsitzende.

Zahlreiche Bedürftige halten sich im Hintergrund. Andere reihen sich in die Schlange und warten geduldig. Nicht allen sieht man die Obdachlosigkeit an. „Es gibt Menschen, die geben sich wirklich Mühe, damit man nicht erkennt, dass sie keinen festen Wohnsitz haben. Wir haben Damen dabei, von denen man denken könnte, sie arbeiten in einer Bank”, berichtet Palabiyikli, die gelernte Altenpflegerin ist. Eine solche ist gerade an der Reihe. „Hm, lecker“, freut sich die junge Frau, als sie hört, was es gibt.

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