Zoch in Opladen Weniger Jecken, aber doppelt so viel Spaß
Opladen · Kleiner, unpolitischer, dafür umso versöhnlicher präsentierten sich die rund 1400 Teilnehmer des Rosenmontagszugs in Opladen. Nach zwei Jahren Stillstand waren die Jecken wieder „op jöck“. Und zigtausend Kamellejäger feierten mit.
In bunte Farben gehüllt, getaucht in Frohsinn, erwachte die Opladener Innenstadt zum Höhepunkt der Session: 1400 Karnevalisten, Mitglieder traditionsreicher Gesellschaften ebenso wie Vereine, Organisationen und lockere Zusammenschlüsse fanden sich zur Zugaufstellung im Süden der Kölner Straße ein. Mehr als 60 Gruppen hatten sich in Schale geworfen und Wagen und Bollerwagen mit reichlich Wurfmaterial ausstaffiert.
„So lange haben wir noch nie auf den Zug gewartet“, scherzte ein Neustadtfunke. „Normalerweise sind es nur ein paar Stunden, diesmal waren es drei Jahre.“ Bernd Schaffarczik, seit 2019 Zugleiter in Opladen, hatte keine Schwierigkeiten, nach der Corona-Pause zurück in die Routine zu finden: „ Wenn es sein müsste, könnte ich die Zugaufstellung auch in einer Nacht vorbereiten.“ An dem Vorgehen habe die Pandemie nichts geändert. Allerdings habe sie dazu geführt, dass Gruppen sich diesmal nur zögerlich anmeldeten. „Wir sind ein bisschen kleiner als sonst und werden daher früher fertig sein.“ Um jede einzelne der fünf bis zehn Gruppen, die fehlten, sei es schade. Aber: „Die Stimmung ist super. Man merkt, dass den Leuten der Karneval gefehlt hat.“

D’r Zoch in Opladen
Wer Ausschau nach politischen Statements hielt, suchte nahezu vergebens. Nur die Dorfgemeinschaft Imbach übte mit aufgeklebten Sätzen auf ihrem Wagen Kritik: „Macht 1 Richrath wieder faxen, wollen 70 Sumpfeichen nicht wachsen.“ Oder: „70 von 136 jungen Alleebäumen platt, das kann nur die Stadt.“ (Anspielung auf die Europaallee) Alle anderen beschränkten sich aufs unbeschwerte Jecken-Dasein wie etwa die Kolpingsfamilie, die mit Figuren aus aller Welt für mehr Zusammenhalt warb. Für Schaffarczik ein erfreulicher Zustand. „Der Karneval kann kritisch gegenüber Politik sein, aber in der jetzigen Situation ist es ganz angenehm ohne.“
Mit Politik haben die Kinder der Gemeinschaftsgrundschule Opladen wenig am Hut, dafür freuten sie sich umso mehr, als Fußgruppe dabei zu sein. „Wir hatten allein bei den Vorbereitungen so viel Spaß“, schwärmte Lehrerin Annette Reith. Mehr als 80 Teilnehmer liefen mit bunten Schirmen auf dem Kopf und kultigen Sonnenbrillen auf der Nase mit.
Die größte Gruppe stellten die Abteilungen der Roten Funken. „Allein unser Senat ist mit 30 Mann dabei“, meldete Ehrenvorsitzender Sigi Karschulla. Hinzu kämen 90 Mitglieder in der Fußgruppe, 40 Tänzerinnen und weitere 15 der „Funken On Fire“-Showtanz-Gruppe. „Wir freuen uns sehr, endlich wieder Straßenkarneval zu feiern.“ Dass viele dazu wieder Lust hätten, habe er schon an der Resonanz der Veranstaltungen im Forum gemerkt. Mindestens drei der fünf Sitzungen waren ausverkauft, die Stimmung stets großartig. Die Session mit einem bunten Rosenmontagszug zu krönen, für alle Karnevalisten der Stadt eine versöhnliche Rückkehr zum närrischen Brauchtum.