Jazztage Musikalischer Hochgenuss mit Thomas Quasthoff

LEVERKUSEN · Thomas Quasthoff, der weltweit gefeierte Bass-Bariton, hat eine ganz persönliche Erinnerung an Leverkusen: „Es muss wohl vor mindestens 25 Jahren gewesen sein, da hatte ich ein Konzert in Leverkusen und wohnte in dem Hotel auf der anderen Straßenseite.

 Bass-Bariton Thomas Quasthoff bewies sein großes Können bei den Leverkusener Jazztagen.

Bass-Bariton Thomas Quasthoff bewies sein großes Können bei den Leverkusener Jazztagen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Zugleich waren jugoslawische Basketballer im Hotel untergebracht. Als ich morgens mit dem Aufzug zum Frühstück fuhr, standen plötzlich nur Beine vor mir.“ Die ist seine Art, wie er mit seiner Contergan-Schädigung umgeht. Das war eine von zahlreichen Geschichten, die der gerade erst 59 Jahre alt gewordene Sänger mit neuer Berufung den innig lauschenden Zuhörern im Leverkusener Forum zu erzählen hatte.

Bass-Bariton und Leverkusener Jazz-Tage? Ja, das passt. Sehr gut sogar. Wie gut, das bewies Thomas Quasthoff mit seiner Band. Ach was, es war nicht einfach eine Band. Es waren Frank Chastenier am Klavier, Dieter Ilg am Bass und Wolfgang Haffner am Schlagzeug, also die klassische Begleitung im Jazz schlechthin. Sie alle namentlich zu erwähnen, ist einfach notwendig; denn mit ihren vielen Solo-Einlagen erbrachten sie den ja eigentlich gar nicht mehr notwendigen Nachweis, zur allerersten Liga der Jazz-Musiker zu gehören. Und Quasthoff bewies sich als kongenialer Sänger, von dem durchaus große amerikanische Jazz-Interpreten noch etwas lernen können.

Er beließ es nicht nur bei Klassikern wie „Cry me a river“ oder „Stardust“, bei der er so tiefe Töne anstimmte, die andere nicht mal im dritten Untergeschoss schaffen, sondern bediente sich auch bekannter Pop-Titel von Tina Turner oder John Lennon. Lennons „Imagine“ ging in der Quasthoff-Interpretation unter die Haut.

Mit seinem improvisierten Scat-Gesang erinnert er an Al Jarreau oder Bobby McFerrin, mit seiner Fassung von „Summertime“ an … ja, an wen eigentlich? Da verbietet sich fast jeder Vergleich.

Der Abend stand unter dem Motto „Nice’n’Easy“. Leider war das Konzert bei weitem nicht ausverkauft, für jeden Zuhörer waren ausreichend Sitzplätze vorhanden. Ganz entspannt konnte man dadurch dem über zwei Stunden dauernden Interpretationen von Jazz- und Pop-Klassikern zuhören. Fazit: ein musikalischer Hochgenuss.

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