Interview mit Leverkusens OB Uwe Richrath „Ich liebe meine Heimat“

Haushaltsdiziplin, City C, Schloss Morsbroich – Leverkusen steht vor schweren Aufgaben. Der OB hat viel vor.

 Oberbürgermeister Uwe Richrath in Wiesdorf am Rhein bei Kilometer 701.

Oberbürgermeister Uwe Richrath in Wiesdorf am Rhein bei Kilometer 701.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

War 2018 ein gutes Jahr für Leverkusen?

Richrath Ja, es war ein gutes Jahr. Wir haben unsere Projekte vorangetrieben. Busbahnhof, die Handlungskonzepte Wiesdorf und Hitdorf –  alle eingepreisten Großprojekte laufen. Ich bin meinem Ziel, 1000 Wohnungen zu schaffen, mit  bisher knapp 900 deutlich näher gekommen. Es gab 2018 einen ausgeglichenen Haushalt, und 2019 soll es wieder so sein. Es wurde viel investiert in Schulen und in Kindergärten, und auch die Überprüfung gemeinsamer Strukturen der Kliniken Solingen und Leverkusen als Vorstufe einer Kooperation war wichtig. Dass NRW-Verkehrsminister Wüst die Tunnellösung für die A 1 unterstützt, hilft uns. Das lange Kämpfen hat sich also gelohnt.

Dass Bayer im großen Umfang Personal abbauen will, hat viele Leverkusener tief beunruhigt.

Richrath Das ist nicht gut. Deshalb ist es wichtig, dass es bis 2025 eine Beschäftigungsgarantie gibt. Bayer bleibt ein großer Arbeitgeber und beschäftigt weltweit etwa 110.000 Mitarbeiter. Im Chempark auf Leverkusener Stadtgebiet bleiben Lanxess und Covestro federführend. Beide Unternehmen investieren viel und laufen gut. Das gilt auch für Kronos Titan.

Ihre Partei, die SPD, ist weiter im Abwind. Sie selbst gelten über Parteigrenzen hinweg als weitgehend unumstritten und sind  in der Bevölkerung beliebt. Teile der Leverkusener CDU würden  Sie sogar bei der nächsten OB-Wahl als gemeinsamen Kandidaten unterstützen.  Was machen Sie richtig?

Richrath Es ehrt mich, dass meine Arbeit gewürdigt wird. Ich versuche, für die Menschen zu arbeiten und das über Parteigrenzen hinweg. Ich habe keine Mehrheit im Stadtrat und muss sie mir bei jedem Thema neu erarbeiten. Zudem bin ich tief in der Stadt verwurzelt und gehe in ihr auf. Ich liebe meine Heimat.

Welche Rolle spielt Empathie in der Politik?

Richrath Eine ganz wesentliche. Wer Situationen nicht spürt, ist in der Politik falsch aufgehoben. Das lässt sich nicht lernen. Das zeigt das Beispiel Macron in Frankreich. Wer Signale nicht hört, verliert den Rückhalt in der Gesellschaft. Das hat mit Wertschätzung zu tun, und am Ende müssen immer wieder Kompromisse stehen. Ein reines Schwarz oder Weiß würde auch unsere Stadt auseinanderreißen.

Treten Sie im kommenden Jahr 2020 erneut als Oberbürgermeister-Kandidat an?

Richrath Mir macht meine Arbeit Spaß. Sollte ich mich für eine erneute Kandidatur entscheiden, werde ich das zuerst meiner Partei mitteilen.

Sie haben für 2019 nicht nur einen  ausgeglichenen Haushalt eingestellt, sondern 3,3 Millionen Euro plus gemacht. 78 Millionen Euro sind vor allem durch staatliche Zuschüsse an Investitionen möglich. Hat die Schuldenstadt Leverkusen das Gröbste überstanden?

Richrath Nein. Wir müssen weiter konzentriert arbeiten. Personalabläufe müssen mit Hilfe der Gemeindeprüfungsanstalt kontrolliert werden. Zudem müssen wir in der Verwaltung die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, auch dabei helfen uns externe Berater. Wir wissen zudem nicht, wie unsere Einnahmen in den nächsten Jahren laufen.

Wozu braucht die Stadt einen Fahrradbeauftragten, für den eine zusätzliche Stelle bereitgestellt wird?

Richrath Mobilität ist wichtig, alles was wir dort investieren, ist Gold wert. Wir brauchen Konzepte, um uns richtig zu bewegen, und müssen vernetzt denken. Dazu gehört auch Personal. Es ist ein großes Thema für die Wirtschaftlichkeit einer Stadt und für die Gesellschaft. Die Stelle war auch ein politisches Signal.

Was steht auf Ihrer Agenda für das Jahr 2019?

Richrath Ich will meine 1000 Wohnungen erreichen, das war mein zentrales Wahlversprechen. Weitere Themen sind die Neue Bahnstadt,  die City C sowie das Handlungskonzept für Wiesdorf mit dem Quartierstreff an der Dönhoffstraße. Das sind große Investitionen. Die Vereine sind mir wichtig, Kleingärtner, Karnevalsgesellschaften, kirchliche Träger, Sportvereine und die vielen Ehrenamtler. Wir sollten uns weiter vernetzen und stabile Strukturen erhalten. Das Naturgut Ophoven liegt mir am Herzen. In einer Zeit, da uns der Klimaschutz beschäftigt, sollten wir unsere Kinder früh für ihn sensibilisieren. Darum bleibt es wichtig, das Naturgut ausreichend zu finanzieren.

Die beiden Leverkusener Autobahntunnel auf der A 1 und der A 3 bleiben Diskussionsthema. Warum gelingt es Leverkusen nicht, mit einer Stimme zu sprechen?

Richrath Für den kurzen Tunnel unter der A 1  gibt es eine große Mehrheit. Auch bei der A 3 hoffe ich auf breite politische Zustimmung für den Durchfahrtstunnel. Die Autobahn bleibt der große Emissionstreiber. Um Fahrverbote zu vermeiden, muss die A 3 so gebaut werden, dass Emissionen immens reduziert werden.

Wie geht es weiter mit Schloss Morsbroich?

Richrath Wir haben jetzt alle Anträge für die Förderprogramme eingestellt und arbeiten nun weiter an den Modulen des Konzepts. Wir stehen zudem in der Bewerbungsphase für den Posten des Museumsdirektors, und ich hoffe, dass die Stelle Mitte 2019 neu besetzt ist.

Sie sind aktiver Handballer und haben einen Tribünenplatz bei Bayer 04. Wären Sie Trainer des Profiteams, was würden Sie als erstes tun?

Richrath Ruhe bewahren. Und wie Kaiser Franz sagen würde: „Schauen wir mal“.

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