Interview Kremp am Klavier und die Deneuve schmolz dahin

Leverkusen · Als „Der Alte“ kennen ihn Millionen. Doch der bekannteste Schauspieler der Stadt hat viele Vorlieben: Musik etwa und ein Herz für Leverkusen.

 Akkordeon und Klavier – Hausmusik gehört bei Jan-Gregor Kremp und Sohn Leo Gastdorf zum guten Ton.

Akkordeon und Klavier – Hausmusik gehört bei Jan-Gregor Kremp und Sohn Leo Gastdorf zum guten Ton.

Foto: Jan-Gregor Kremp

Er ist Leverkusener mit Herz und Seele. Das sagt Jan-Gregor Kremp nicht nur bei vielen Gelegenheiten, er singt es auch. Ein Millionen-Publikum kennt den Schauspieler, dessen stille Liebe die Musik ist, als Kriminalhauptkommissar Richard Voss im TV-Seriendauerbrenner „Der Alte“. Dass er ein profilierter Theaterschauspieler mit Engagement an der Wiener Burg war und in einem Kinostreifen als Musketier Athos Catherine Deneuve vor den Häschern des Kardinals gerettet hat, wissen weit weniger. Im Interview berichtet er, wie er die Diva am Klavier weichgespielt hat.

Die Stadt ist 90 geworden. Sie haben Leverkusen auf Ihrer Facebookseite am Klavier und gemeinsam mit Ihren Sohn Leo ein Geburtstagsständchen gebracht Wie kam es dazu?

 Jan-Gregor Kremp als Musketier Athos in dem Film "The Musketeer" von 2001

Jan-Gregor Kremp als Musketier Athos in dem Film "The Musketeer" von 2001

Foto: Kremp

Kremp Das Lied gibt es schon etwa zehn Jahre. Die Leute denken, der ist Schauspieler, also muss er aus Berlin oder München kommen. Ich komme aber aus Leverkusen. So wollte ich ein Lied über meine Heimatstadt schreiben, eine Art Hymne. Mein Sohn hat das Ganze dann vorangetrieben und gepostet. Ich war erstaunt über den großen Zuspruch. Und das waren nicht nur Bayer-Fans. Auch hat sich etwa eine ältere Dame gemeldet, die schon seit 40 Jahren nicht mehr hier wohnt.

Ihr Sohn trägt in dem Video ein Bayer 04-Trikot. Sie selbst sind Ehrenmitglied des Vereins. Wie sehr vermissen Sie den Fußball?

Kremp Ganz ehrlich, schon sehr. Bayer war so gut drauf in letzter Zeit. Mit tut es leid für die Jungs, die nun die Welle nicht zu Ende reiten können. Egal, wie es weitergeht, es wird unbefriedigend bleiben. Eine Lösung habe ich da auch nicht, doch wäre es sicher falsch, die Saison einfach abzubrechen. Ich schaue mir derzeit Fußball aus der Konserve an, etwa die legendäre Aufholjagd in der BayArena im Februar 2015 gegen Wolfsburg, leider ohne Happy End (Bayer verlor nach 0:3 noch 4:5, d. Red.). Aber das ist natürlich nicht dasselbe.

 Waldspaziergang mit den Hunden Phoebe und Wilma.

Waldspaziergang mit den Hunden Phoebe und Wilma.

Foto: Jan-Gregor Kremp

Ihre erste Liebe war die Musik. Sie wollten Musiklehrer werden.

Kremp Ja, richtig. Ich wusste nach dem Abi tatsächlich nicht, was ich machen sollte. Die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule in Köln hatte ich bestanden. Doch am Ende fehlte mir das pädagogische Geschick. Ich bin schließlich Schauspieler geworden, doch die Liebe zur Musik ist geblieben. Ich lebe sie jetzt zu Hause mit meinem Sohn aus.

Was macht ein Schauspieler in trüben Corona-Zeiten? Drehbücher wälzen?

Kremp Nun ja, ich habe in München für „Der Alte“ gedreht, doch das wurde wegen Corona jäh unterbrochen. Zuerst haben alle Abstand gehalten, sich die Hände gewaschen, doch nach dem zehnten Drehtag war Schluss, 15 Drehtage sind jetzt noch offen. So lese ich derzeit viel.

Was denn?

Kremp John Grisham, Die Wächter; Louisa Erdrich, Die Wunder von Little No Horse; Davin Vann, Momentum und eine Biografie von John Connolly über Stan Laurel. Das ist eine geschenkte Zeit für Bücher, auch koche ich gerne für die Familie. Hinzu kommt das tägliche Sportprogramm mit meinem Sohn. Der hat schließlich eine Trainerlizenz und will nur mein Bestes: Dehnen, Yoga und ein paar Stabilitätsübungen. Es geht dabei weniger um die Kilos, sondern um Beweglichkeit.

Gibt es aktuelle Projekte?

Kremp Die Filmprojekte liegen derzeit auf Eis. Am Jahresende will ich mit meiner Frau und meinem Sohn wieder mal im Scala-Club auftreten. Wir sammeln gerade Texte und denken über die Musik nach. Auch ist ein Feature mit dem WDR gelaufen.

Die erste Folge der neuen Staffel von „Der Alte“ hieß „Unvergessen“. Dabei fällt mir Catherine Deneuve ein.

Kremp (lacht) Das war 2000, da haben wir zusammen „The Musketeer“ gedreht. 2001 kam der Film in die Kinos. Doch dann kam 9/11, und es wurde leer in den Kinos. Es war dennoch eine Super-Erfahrung. Peter Hyams führte Regie, und ich erinnere mich, dass ich nach einer Befreiungsaktion mit Catherine Deneuve durch einen Wasserkanal kriechen musste. Es war eine wirklich große internationale Produktion. Bei einer Pferdeszene waren auf einen Schlag mal eben 300 Tiere am Start. Catherine war anfangs sehr unnahbar. Doch hatte sie an einem Abend Geburtstag, und wir feierten in einem Hotel in Luxemburg. Es wurde gesungen, und ich setzte mich ans Klavier. Als Catherine die ersten Töne hörte, schmolz sie dahin und wurde plötzlich ganz weich. Dann floss reichlich Champagner, bis die Polizei kam. Beim dritten Einsatz wurde die Party dann aufgelöst.

Tatort, Polizeiruf, zahlreiche Fernsehfilme, Ihre Filmografie ist lang. Am Anfang stand aber das Theater. Ihre Karriere begann 1989 am Staatstheater Hannover und endete 2000 am Burgtheater in Wien. Haben Sie aufgehört, als es am schönsten war?

Kremp 1997 wurde mein Sohn geboren. Ich war sehr eingespannt beim Theater, es kann einen ganz schön auffressen. Ich brauchte eine Pause, sonst wird man ausgepresst wie eine Zitrone. Die Zeit möchte ich aber nicht missen.

Sie waren bei der Bundeswehr, haben dann in den Zivildienst gewechselt. Welche Aufgabe hatten Sie da?

Kremp Ich war beim Arbeiter-Samariter-Bund in Hürth bei Köln. Ich kümmerte mich um Schulfahrten für Behinderte. Bei älteren Damen ging ich putzen und wurde mit Linsensuppe belohnt. Es waren auch Pflegefälle dabei, ein Patient litt an Multiple Sklerose. Den habe ich gebettet und gefüttert. Wir hatten einen Zwölf-Stunden-Tag, waren dafür aber nur vier Tage die Woche im Einsatz. Das habe ich gerne gemacht. Schade, dass es den Zivildienst heute nicht mehr gibt.

Was denken Sie heute über die Lage in Kliniken und Pflegeheimen?

Kremp Das Klatschen und Singen ist das Eine. Doch reden wir seit 20 Jahren über mehr Geld für Pflegekräfte, es ist eine Katastrophe, dass da so wenig passiert ist. Doch nach Corona geht daran nun kein Weg vorbei. Vielleicht ist das ein guter Aspekt der Pandemie.

 Als Musketier Athos in dem Film „The Musketeer“ (2001)

Als Musketier Athos in dem Film „The Musketeer“ (2001)

Foto: Kremp

Was machen die Meerschweinchen?

Kremp Edgar und Malte sind leider gestorben und wurden standesgemäß im Schuhkarton im Garten beerdigt. Wir haben aber nach wie vor noch zwei Hunde, und denen geht es gut.

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