Experte im Naturgut Ophoven Das Verschwinden der Insekten

Leverkusen · Experte Thomas Hörren sprach im Naturgut Ophoven darüber, was den Sechsbeinern hilft und wo die Mühen vergeblich sind.

 Wissenschaftler Thomas Hörren beschrieb die Ursachen des Insekten-Schwunds und die Möglichkeiten der Wiederansiedelung.

Wissenschaftler Thomas Hörren beschrieb die Ursachen des Insekten-Schwunds und die Möglichkeiten der Wiederansiedelung.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Vor ein paar Jahren schreckte eine zu diesem Zeitpunkt neue Studie viele Menschen auf. Der Entemologische Verein Krefeld, in dem sich Forscher zu Insekten austauschen, wies nach, dass die Biomasse der Sechsbeiner in den vergangenen 25 Jahren gerade in Naturschutzgebieten um ungefähr 75 Prozent abgenommen hat. Thomas Hörren, der die Studie mit Kollegen anfertigte, sprach nun im NaturGut Ophoven. Und all denjenigen, die sich mit gutem Gewissen in der jüngsten Vergangenheit darum bemühten, den heimischen Garten und Balkon für Insekten möglichst heimisch zu gestalten, musste der 30-Jährige sagen, dass die Bemühungen weitestgehend vergeblich sind. Denn bei den Arten, die in direkter Menschennähe leben, handelt es sich nach Ansicht der Forscher nicht um die vom Insektenschwund betroffenen Klassen. „Denn die sind angepasst“, erläuterte Hörren.

Wenngleich es sicher nicht falsch sei, den Insekten bestmöglich unter die Arme zu greifen. Das echte Drama aber spiele sich in den Gebieten ab, die zum natürlichen Sperrgebiet ernannt wurden. Naturschutzgebiete seien in Deutschland viel zu klein, meist in der Nähe von Bebauung und Landwirtschaft platziert. „Das sind nur kleine Inseln“, sagte Hörren, der sich seit seiner Jugend mit den Krabbeltierchen beschäftigt.

Dort setzte das Forscherteam an und fand heraus, dass die Biomasse an Insekten um rund 75 Prozent abgenommen hat – über einen Zeitraum von 25 Jahren. Zu Arten explizit könne er jedoch nichts sagen. Fakt sei aber, dass die Entwicklung nicht aufzuhalten sei. Schuld daran ist insbesondere der Mensch, der aufgrund der nahen Landwirtschaft mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Überdüngung auf verschiedene Arten die Biotope nachhaltig beeinflusse.

Mithilfe von Kollegen der Universität im niederländischen Nijmegen wurde, wie Hörren erklärt, darüber hinaus noch eine Erkenntnis klar: „Dass der Klimawandel einen Einfluss hat, konnten wir nicht nachweisen.“

Die erstmals deutlichen Zahlen der Studie sorgten für Aufsehen in Gesellschaft und Politik. Mit einem solchen Ausmaß hatten die Forscher nicht gerechnet. Für Hörren lohnte sich die Arbeit auch deshalb. So habe die Politik das Thema auf die Agenda genommen, und in der Bevölkerung sei das Interesse und Verständnis für Biodiversität gestiegen. Die ist dem jungen Forscher besonders wichtig. Denn welche Aufgabe die rund 38.000 verschiedenen Insektenarten für ihre und angrenzende Gebiete haben, sei oft völlig unbekannt.

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