Am Bahnhof Pattscheid Graffiti-Kunst an historischer Ziegelmauer
Pattscheid · Wartende Passanten, eine Bahnhofsuhr, deren Zeiger auf 16.55 Uhr steht. Dazu ein historischer Streckenplan und ein Triebwagen, der scheinbar aus einem Tunnel fährt. Das sind die neuesten Errungenschaften des Fördervereins Balkantrasse.
Sie sind rund um die ehemalige Wartehalle vor dem früheren Bahnhof Pattscheid angebracht. Genau dort war die historische Ziegelmauer seit Jahren immer wieder mit „wilden“ Graffiti verunstaltet worden. Kaum hatten Aktive des Fördervereins die eine Schmiererei mit großem Aufwand halbwegs beseitigt, tauchten schon neue auf.
Deshalb hat man beschlossen, die Mauer samt Wartehalle von Graffiti-Künstler Andreas Nigge (41) aus Langenfeld, gestalten zu lassen. Auch vor dem Hintergrund der Erfahrung aus Leverkusen und anderen Städten, dass solche Profiarbeiten weitgehend von sinnfreien Verunstaltungen verschont bleiben. „Die historische Wand war ohnehin grün veralgt“ sagt Jürgen Wasse, zweiter Vorsitzender, und nimmt möglichen Kritikern von vornherein jeden Wind aus den Segeln. „Jetzt sieht sie wieder sauber aus.“
Im Vorfeld war die Ziegelwand von Vereinsmitglied Dirk Dittmar mit Hilfe weiterer Aktiver fachgerecht gereinigt und saniert worden. Schließlich übernahm Hobbykünstler Nigge – Industriemechaniker von Beruf – in rund 30 Stunden die weitere Gestaltung und integrierte verschiedene Elemente des Eisenbahnwesens in seine Arbeit. Besonderer Hingucker ist die Frontansicht eines „Balkanexpress“-Schienenbusses, wie er einst auf der Strecke unterwegs war. Er ist optisch so gestaltet, dass es wirkt, als käme er aus einer Unterführung. Witziges Detail am Rande: Der Gleisplan war im Internet spiegelverkehrt abgebildet. Um Ortsfremde nicht zu verunsichern, verzichtete der Künstler aber auf die identische Abbildung, sondern zeichnete den Plan abermals spiegelverkehrt. Nun liegt Opladen - vom Betrachter gesehen – tatsächlich links, während Burscheid und Dabringhausen nach rechts zeigen. Im restlichen Teil der Fläche hat der Künstler seinen Namen versteckt.
„Alles ist so gestaltet, dass die die Flächen notfalls schnell ausgebessert werden könnten“, erklärt Nigge. Einen großen Teil der Arbeits- und Materialkosten in Höhe von 2500 Euro übernahm ein Vereinsmitglied.