Schüler froh, Eltern skeptisch Gemischte Gefühle zum Grundschulstart

Leverkusen · Am Donnerstag sind die Viertklässler an ihre Grundschulen zurückgekehrt. Die anderen Jahrgänge folgen kommende Woche an abwechselnden Tagen – eine Herausforderung für alle Beteiligten.

 Frontalunterricht statt Gruppenarbeit: Die Lehrerinnen Stefanie Jördens und Johanna Kappertz vor der Klasse 4f der GGS Opladen.

Frontalunterricht statt Gruppenarbeit: Die Lehrerinnen Stefanie Jördens und Johanna Kappertz vor der Klasse 4f der GGS Opladen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Für Linus war der Donnerstag etwas Besonderes. Nach fast sieben Wochen Zwangspause konnte der Neunjährige wieder in die Gemeinschaftsgrundschule Opladen gehen, seine Klassenkameraden und Lehrer sehen und am Unterricht teilnehmen – wenn auch unter völlig anderen Voraussetzungen als vor der Schulschließung. „Ich war nach der langen Zeit ein bisschen aufgeregt, aber eigentlich fand ich es ganz gut“, sagt der Viertklässler. Auch mit Abstand zwischen den Tischen, verschärften Hygienestandards, kleineren Klassen und vielen weiteren neuen Regeln habe ihm der erste Schultag gefallen: „So kann es weitergehen.“

Die Grundschulen hatten sich in den vergangenen Tagen intensiv auf den Neustart vorbereitet. Tische in den Klassenräumen wurden umgerückt, Desinfektions- sowie Seifenspender, Einmalhandtücher und Mund-Nase-Masken bereitgestellt, Regeln für versetzte Pausen erarbeitet, Handwaschzeiten festgelegt, Personalpläne angepasst – und das ist nur ein grober Überblick zu den Themen, die Schulleiterin Friederike Stahl im Blick behalten muss, damit die 110 Viertklässler an zwei Standorten wieder zur Schule gehen können.

„Jedes Kind hat einen festen Platz, einen Doppeltisch mit Namensschild“, sagt die 54-Jährige. Die Mundschutze müssten die Schüler immer dann tragen, wenn sie nicht an ihrem Platz seien. Zudem seien Gruppen- oder Partnerarbeit sowie andere vertraute Lehrmethoden nicht mehr möglich. Stattdessen gebe es eine Rückkehr zum didaktisch überholten Konzept des Frontalunterrichts. Der neue Alltag sei an vielen Stellen „nicht einfach“, sagt Stahl.

Seit der inzwischen 20. Schulmail mit Anweisungen und Beschlüssen des Landesbildungsministeriums in den vergangenen Wochen steht zudem fest, dass ab Montag die anderen Jahrgänge in einem „rollierenden System“ an die Schulen zurückkehren sollen. Pro Wochentag wird ein Jahrgang unterrichtet, am Folgetag dann der nächste – und so weiter. Ziel ist, dass bis zu den Sommerferien alle Grundschüler so gut es geht im gleichen Umfang Zugang zur Schule haben.

Das birgt laut Stahl, die insgesamt ein positives Fazit zum ersten Tag zieht, vor allem organisatorisch große Herausforderungen. Räumlich sei das zwar handhabbar, „aber auch nur, wenn nicht immer mehr Eltern die Notbetreuung in Anspruch nehmen“, sagt die Schulleiterin. Derzeit ist das an der GGS Opladen bei 35 Kindern der Fall, schon eine Verdopplung dieser Zahl brächte die Schule in die Bredouille, weil es an Räumlichkeiten fehle. „Das rollierende System löst abgesehen davon die Probleme der Eltern nicht.“

Ina Vogel ist vierfache Mutter, drei ihrer Kinder sind im Grundschulalter. Viertklässler Linus ist ihr Ältester. Für ihn und ihre anderen Kinder freue sie sich, dass die Schule zumindest teilweise wieder losgeht. Dennoch betrachtet sie die Zukunft in der neuen Schulrealität mit Skepsis. „Bei nur einem Präsenztag sind die Kinder ja trotzdem einen Großteil der Woche zu Hause, zudem womöglich noch an unterschiedlichen Tagen. Das erfordert viel Flexibilität und Verständnis, auch von den Arbeitgebern der Eltern.“

Die Langenfelderin – selbst Lehrerin an einer weiterführenden Schule in der Nachbarstadt – ist Klassenpflegschaftsvorsitzende und kennt daher auch die Sorgen anderer Eltern. Jede Familie stehe vor ihren eigenen Herausforderungen, von Alleinerziehenden bis zu beidseitig Berufstätigen, sagt sie. „Hinzu kommt, dass die Lage fragil bleibt. Ein Corona-Verdachtsfall reicht aus – und die Schule ist wieder zu.“

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