Prozess vor dem Amtsgericht Freispruch nach handfestem Streit im Hausflur

Leverkusen · Als sich ein 25- und ein 60-Jähriger im Hausflur begegnen, gibt es Streit. Es kommt zu Handgreiflichkeiten. Über die Hintergründe gibt es zwei völlig verschiedene Versionen. Das Amtsgericht musste klären, wer die Wahrheit sagt.

 Welche Version stimmt? Vor dem Amtsgericht ging es um einen handfesten Streit.

Welche Version stimmt? Vor dem Amtsgericht ging es um einen handfesten Streit.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Der 25-Jährige saß auf der Anklagebank, sein drei Jahre älterer Bruder wurde mitbeschuldigt. So soll der jüngere den 60-jährigen Hausnachbarn am 22. Juli 2019 im Flur des Hauses angegriffen, geschlagen, zu Boden geworfen und auf  ihn eingetreten haben. Beide Beschuldigten streiten die Taten ab.
Der 25-Jährige vermutet Rassismus, denn schließlich habe er einen Migrationshintergrund. Angeblich wollte er zum Rauchen aus dem Haus, als ihm das vermeintliche Opfer den Weg zur Tür versperrte. Es sei zum Wortgefecht gekommen, in dessen Folge der 60-Jährige den Hals seines Gegenüber gepackt und ihn gegen die Hauswand gedrückt habe. Der  Angeklagte räumt ein, er habe sich verteidigt. „Das will ich gar nicht verleugnen, ich wollte nur, dass er mich loslässt“, betonte er.
Den Rassismusverdacht wies das Gericht zurück. Vielmehr spiele das Alter der beiden Streitenden eine Rolle, ein Jüngerer greife eher einen Älteren an als umgekehrt.  Der 28 Jahre alte Bruder berichtete, mit dem Opfer zunächst gut zurecht gekommen zu sein. Die beiden seien Nachbarn. Doch hätten sich dann die fremdenfeindlichen Äußerungen des 60-Jährigen gemehrt. So sei er daher am Tattag vor den Polizisten lauter geworden, gab der zu. Seine Aussage seien aber auf Beschwerden beim Vermieter gemünzt gewesen.

Der 60-Jährge gab der Geschichte einen anderen Dreh. Er wehrte sich vehement, jene rassistischen Äußerungen getan zu haben. Es stimme aber, dass er sich mehrfach bei dem älteren der Brüder über die  Lautstärke in dessen Wohnung nach 22 Uhr beklagt hatte. Am Tattag sei der 25-Jährige auf ihn zugekommen, habe ihn gepackt und bedroht. Wohl aus Rache für jene Beschwerden. „Er meinte, er werde mir jetzt Respekt vor seinem Bruder beibringen“, sagte der 60-Jährige. Nach einer kurzen Pause, nach der dessen Ehefrau vernommen werden sollte und die Rechtsvertreter die Köpfe zusammensteckten, wurde das Verfahren gegen den jüngeren Beschuldigten überraschend eingestellt. Sein Bruder wurde  freigesprochen. Der 65-Jährige nahm das Urteil still und mit verschränkten Armen hin.

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