Leverkusen Frauen werden Gästeführer für die Region

Leverkusen · Elf Teilnehmerinnen absolvieren einen professionellen Kursus beim Bergischen Geschichtsverein und der VHS.

 Ausbildung zum Stadtführer beim Bergischen Geschichtsverein.

Ausbildung zum Stadtführer beim Bergischen Geschichtsverein.

Foto: Bergischer geschichtsverein

Seit einigen Monaten schon sind sie dabei, Anfang 2019 wird die erste Gruppe ihre Ausbildung zum Stadtführer abgeschlossen haben, und zwar mit einem Zertifikat in der Tasche. Dieser Kurs, der in Kooperation mit der Volkshochschule Leverkusen realisiert wird, ist ein Herzensanliegen von Ellen Lorentz, Vorstandsmitglied des Bergischen Geschichtsvereins, Abteilung. Niederwupper. Sie selber bietet schon länger Stadtführungen an und erfuhr erstaunlich großes Interesse, insbesondere bei den Spaziergängen durch die Bayer-Kolonien.

Es sollte ein größeres Team geben, fand sie, außerdem müsste die Ausbildung professionalisiert werden. Also erstellte sie ein Konzept, das sich an den Bedingungen des Bundesverbandes der deutschen Gästeführer orientiert. „Das schließt mit einer Basisqualifikation ab, die sich nicht auf Leverkusen beschränkt“, erzählt Ellen Lorentz. „Damit kann man auch in jeder anderen Stadt aufschlagen.“

Gleich elf Teilnehmerinnen meldeten sich für ihren ersten Kurs für „Gästeführer“ an. Im Gegensatz zu den bisherigen ehrenamtlich tätigen Führer, zumeist Herren im Ruhestand, handelt es sich dabei um engagierte Frauen im mittleren Alter, die teils Germanistik oder Kunstgeschichte studiert haben, auf jeden Fall aber ein privates Interesse an der Stadthistorie mitbringen. Eines ist allen gemeinsam: „Sie haben Patchwork-Biografien.“ Also entweder die Berufstätigkeit zeitweise unterbrochen während der Kindererziehungszeiten oder weil sie arbeitslos waren. Alle suchen also nicht nur eine gute Freizeitbeschäftigung, sondern sind auch darauf angewiesen, die ein paar Euro hinzuzuverdienen.

Andererseits sind die elf Teilnehmerinnen bereit, sich weiterzubilden und eine zusätzliche Qualifikation zu erwerben. Gute Arbeit dürfe auch etwas kosten, ist Ellen Lorentz überzeugt, es müsse nicht immer alles ehrenamtlich sein.

Als ersten Schritt hat der Arbeitskreis nun einen Gästeführerverein gegründet, der für die Region fundierte Führungen anbietet. Dieser neue Verein will als Regionalgruppe des Bundesverbandes der Gästeführer arbeiten und zugleich als Arbeitskreis innerhalb des Bergischen Geschichtsvereins. Die Ausbildung hat Ellen Lorentz entsprechend der Richtlinien des Bundesverbandes konzipiert. Mit solchen Konzeptionen kennt sie sich aus, denn die hat sie in ihrem Berufsleben als Beraterin für das Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz erarbeitet.

Die Gästeführer-Ausbildung orientierte sie am Beispiel der Kolonie-Führungen, bei denen die zukünftigen Stadtführerinnen dann auch schon hospitierten. Die münden auch in ein Buch „13 Geschichten zur Industriegeschichte“, das im März im Bachem-Verlag erscheinen soll. Außerdem haben die angehenden Gästeführer in den Seminaren neue stadthistorische Angebote für Leverkusen entwickelt. Stadtspaziergänge in Schlebusch, Opladen, Rheindorf und Wiesdorf sind in Planung.

Alle Gästeführer sind überzeugt, dass Leverkusen viel zu bieten hat: Geschichte und Geschichten der Stadt und der Industrialisierung, des Siedlungsbaus, der historischen Gebäude und schöne Landschaften und Parks. Die Industriestadt Leverkusen habe sich in der Vergangenheit allerdings touristisch unter Wert präsentiert und das wollen sie nun ändern.

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