Leverkusener Familie bittet um Spenden Jörg Grabowski will „zurück ins Leben“

Leverkusen · Der 53-Jährige aus Leverkusen hat den Wunsch, seinen Sohn in Oldenburg zu besuchen. Dafür benötigt die Familie ein behindertengerechtes Auto – und hat einen Spendenaufruf gestartet.

 Jörg Grabowski ist auf ein Sauerstoffgerät angewiesen. Seine Frau Steffi kümmert sich aufopferungsvoll um ihn.

Jörg Grabowski ist auf ein Sauerstoffgerät angewiesen. Seine Frau Steffi kümmert sich aufopferungsvoll um ihn.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Jörg Grabowski liegt im Wohnzimmer seines Hauses im Bett. Neben ihm steht ein Sauerstoffgerät, an das der 53-Jährige permanent angeschlossen ist. Der Fernseher läuft, zwei Katzen wuseln durch den Raum. Jörgs Frau Steffi Theisen-Grabowski reicht ihrem Mann Medikamente. Wie viel, hängt von der Stärke seiner Schmerzen ab. Penibel dokumentiert die 48-Jährige jede einzelne Medikation.

So in etwa läuft der Alltag der Familie ab. „Jörg ist vollkommen immobil, ernährt wird er parenteral über eine Vene“, schildert Steffi Theisen-Grabowski die Lage. Es sind nur geringe Mengen an Flüssigkeit, die er zu sich nehmen kann. Seine Frau ist für ihn da, kümmert sich und hilft, wo sie kann. „Im Grunde bin ich nie weg, höchstens mal zum Einkaufen. Pläne machen wir schon gar nicht mehr“, sagt sie. Das ganze Haus haben sie mit Klingeln ausgestattet, so dass sie immer hört, wenn ihr Mann Hilfe benötigt.

Dass der Leverkusener so auf die Hilfe seiner Frau angewiesen ist, war nicht immer so. Im Sommer 2009 lernen sich die beiden kennen, sprechen von „Liebe auf den ersten Blick“, 2011 heiraten sie. Sechs Jahre später kaufen sie das Elternhaus von Steffi Theisen-Grabowski und beginnen, das Haus zu renovieren.

Innerhalb eines halben Jahres starben ihre beiden Eltern – ein Schicksalsschlag für die Familie, die daheim mehr oder weniger auf einer Baustelle lebte.

Wenige Tage nach der Beisetzung von Steffi Theisen-Grabowskis Mutter wurde bei ihrem Mann Magen- und Speiseröhrenkrebs diagnostiziert. Die Chemotherapie schlug an, am 9. Oktober 2018 wurde er operiert, es folgte eine Woche auf der Intensivstation. Dort riss eine Naht zwischen Speiseröhre und Magenschlauch auf, so dass Jörg Grabowski unter starken Schmerzen in ein künstliches Koma versetzt wurde. Beatmet wurde er künstlich über einen Luftröhrenschnitt. „Die Ärzte haben uns wenig Hoffnung gemacht, dass Jörg nochmal aus dem Koma erwachen würde“, berichtet Steffi Theisen-Grabowski.

Doch am 17. November 2018, dem Hochzeitstag von Jörg und Steffi, konnte er aus dem Koma geholt werden. Die Zeit im Krankenhaus hat Spuren hinterlassen – ein Gewichtsverlust von 45 Kilogramm, Nervenschädigungen in den Extremitäten und zahlreiche weitere Krankenhausaufenthalte. 19 Lungenentzündungen hatte er seitdem. „Mit jeder davon wird die Lunge etwas mehr geschädigt, so dass er inzwischen nur noch mit hochdosiertem flüssigen Sauerstoff leben kann“, schildert Steffi Theisen-Grabowski. Auch der Krebs kehrte in diesem Jahr zwei Mal zurück – im Unterarm und in der Schulter. Ob die neuerlichen Bestrahlungen erfolgreich waren, bleibt abzuwarten.

Wenn Jörg Grabowski ins Krankenhaus muss, geht das nur mit einem kleinen Sauerstoff-Handgerät. Die Krankentransporte zu den Ärzten und in die Klinik werden bezahlt, doch private Unternehmungen sind für die Familie nicht zu stemmen. Jörg Grabowski möchte wieder am öffentlichen Leben teilnehmen können, möchte mit seiner Frau einkaufen oder einfach raus aus den eigenen vier Wänden, mal etwas anderes sehen. „Es geht darum, etwas Menschliches zurückzubekommen“, sagt er. Wenn er spricht, ist die Anstrengung in seiner Stimme spürbar.

Um ein behindertengerechtes Auto kaufen zu können, hat sich Steffi Theisen-Grabowski mit einem emotionalen Aufruf auf der Internetplattform www.gofundme.com angemeldet, deren Geschäftsmodell die Vermittlung von Spendengeldern ist. Dort können Interessierte die Geschichte von Jörg und Steffi lesen und sie finanziell unterstützen. Doch mit einem Auto, das genügend Platz für den Rollstuhl und den sperrigen Behälter mit bis zu 24 Stunden Sauerstoffvorrat bietet, ist es nicht getan. Am Haus müssten bauliche Veränderungen in Form einer Rampe vorgenommen werden, der Gehweg müsste verbreitert werden. „Da läppern sich die Kosten schnell“, sagt Steffi Theisen-Grabowski. 50.000 Euro – so viel würde die Familie wohl mindestens dafür benötigen.

Mit dem Auto könnte auch ein großer Wunsch von Jörg Grabowski in Erfüllung gehen: ein Besuch bei seinem Sohn in Oldenburg. Seit der Sohn dort wohnt, hat Jörg nicht ein Mal sehen können, wie er lebt. „Nicht ständig über die Krankheit nachzudenken, das wäre schön“, sagt der 53-Jährige. Mal auf andere Gedanken zu kommen, wäre auch für seine Frau besonders wichtig. Rund um die Uhr ist sie für ihren Mann da und kümmert sich mit Zuneigung und Hingabe. Zeit für sich selbst bleibt dabei oft auf der Strecke. „Im Grunde habe ich in den vergangenen zwei Jahren gar keine Trauerarbeit für meine Eltern leisten können“, sagt sie und unterdrückt die Tränen.

Trotz der Umstände ist für die Familie Aufgeben keine Option. „Ich bin ein durch und durch optimistischer Mensch. In den Momenten, in denen Jörg der Mut verlässt, bin ich da und trete ihm in den Hintern“, sagt seine Frau energisch.

Während die Corona-Pandemie die Welt maßgeblich beeinflusst, haben die Grabowskis dadurch bislang keine Einschränkungen erleben müssen – auch, weil sie das Haus ohnehin kaum verlassen. Im Gegenteil: Aufgrund der Pandemie ist es der 48-Jährigen möglich, ihre Arbeit bei Lanxess aus dem Homeoffice heraus zu erledigen. Dabei erhält sie große Unterstützung des Arbeitgebers und der Kollegen.

Viel Geld ist über die Spendenkampagne bisher nicht zusammengekommen. Dass es aber wildfremde Menschen gebe, die ihnen helfen wollen, sei eine tolle Sache. Deshalb geben sie die Hoffnung auf Besserung nicht auf. Und deshalb endet der emotionale Spendenaufruf von Steffi Theisen-Grabowski mit den Worten: „Bitte helfen Sie, meinem Mann Jörg das Leben etwas lebenswerter zu machen!“

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