Mahnwache an der Aloysiuskapelle in Opladen Kirche initiiert Protest gegen rechte Parolen
Leverkusen · Rund 150 Menschen, darunter auch Leverkusener Politiker, nahmen an einer Mahnwache teil, die die evangelische Kirchengemeinde zeitgleich zu einem weiteren Protestzug von Corona-Gegnern und Rechten organisiert hatte. Laut Polizei blieb es friedlich. Sie leitete aber drei Strafverfahren wegen Verdacht des Betruges ein.
Patrick ist 30, seine Freundin Pia ist 28 Jahre. Am Samstag haben sich die Leipziger hinter dem Leverkusener Rechtsextremisten Markus Beisicht eingereiht, um gegen die Corona-Politik der Bundesregierung zu demonstrieren. Als sie auf dem Weg nach Wiesdorf an der Aloysius-Kapelle in Opladen vorbeikommen, wundern sie sich, dass sie von Gegendemonstranten als „Nazis“ beschimpft werden. Erst nachdem sie mit Keneth Dietrich (Linke) ins Gespräch gekommen sind, geht dem jungen Paar offenbar ein Licht auf. Nein, mit rechtsextremen Tendenzen wollen sie nichts zu tun haben. Dazu passt die Tafel eines Gegendemonstranten, auf der zu lesen ist: „Warum läufst du Nazis nach?“
Nach Ansicht von Behörden sind 90 Prozent der Mitläufer nicht rechtsextrem. Dass Beisicht und seinesgleichen – angeblich soll sich der frühere NPD-Funktionär Alexander Kurth an dem „Spaziergang“ beteiligt haben – diese Tatsache offenbar für ihre Sache nutzen, wollen sich viele Leverkusener nicht gefallen lassen. Dem Aufruf der Evangelischen Kirchengemeinde sind am Samstag rund 150 Teilnehmer gefolgt. Tobias Falke, Sprecher der Gemeinde, verdeutlicht: „Gegen Corona zu schimpfen ist das Eine. Diesen Protest aber zu benutzen, um Rechtsextremismus zu fördern, geht gar nicht.“
Auch Nyke Slawik, Grünen-Bundestagsabgeordnete aus Leverkusen, ist mit einer kleinen Gruppe vertreten und verdeutlicht: „Die Bürger setzen heute ein wichtiges Zeichen, um sich klar von Rechtsextremen abzugrenzen, die diese Corona-Proteste unterwandern.“ Monika Ballin-Mayer-Ahrens, Ratsfrau der FDP, bemerkt: „In einer Demokratie darf jeder seine Meinung äußern. Aber es ist verheerend, dass Beisicht als Menschenfischer unterwegs ist und sich ihm ganz normale Bürger anschließen.“
Ein Protestler sagt empört: „Unsere Freiheit wird für rechte Parolen schamlos ausgenutzt.“ Seine Nachbarin ist der Meinung: „Die Rechten haben viel zu viel Aufmerksamkeit. Jetzt müssen wir auch mal Flagge zeigen.“ Das ist der Grund, warum Dietmar Kaemp, ein früherer Presbyter, den Widerstand bei seiner Gemeinde angeregt hat. „Wir können nicht alles hinnehmen und den Rechten eine Plattform geben, so dass sie präsenter sind als die Mehrheit der Bevölkerung.“ Weder Kirche noch Politik könnten glaubhaft von Nächstenliebe und Barmherzigkeit sprechen, ohne etwas gegen rechtes Gedankengut zu unternehmen.
Laut Polizei sind die Proteste am Samstag störungsfrei verlaufen. Beim Corona-Gegner-Aufzug hätten Einsatzkräfte Teilnehmer an die Maskenpflicht erinnern müssen. „Dem sind die Beteiligten nachgekommen“, sagt ein Polizeisprecher. Die Behörde hat drei Strafverfahren wegen des Verdachts auf Betrug eingeleitet. Konkret gehe es um den Verdacht gefälschter Atteste zur Maskenpflicht.