Trockenheit, Streusalz und Hundeurin Vom Stress der Straßenbäume

Leverkusen · Die Stadt ersetzt in diesem Jahr allein 170 Bäume an Fahrbahnen. 1500 Euro kostet jede einzelne Pflanzung.

 Eine Magnolie pflanzten Ulrich Hammer, Andrea Deppe und Lothar Schmitz an der Hauptstraße, Ecke Schießbergstraße. Sie soll einen abgestorbenen Baum ersetzen. 

Eine Magnolie pflanzten Ulrich Hammer, Andrea Deppe und Lothar Schmitz an der Hauptstraße, Ecke Schießbergstraße. Sie soll einen abgestorbenen Baum ersetzen. 

Foto: Uwe Miserius

Wer Bäume und Pflanzen im Stadtbild erhalten will, hat alle Hände voll zu tun. Das gilt vor allem für Straßenbäume. Denn gerade sie sind besonders hohen Belastungen  ausgesetzt, betonte Lothar Schmitz vom Fachbereich Stadtgrün der Verwaltung am Montag beim Pressetermin.  Als besondere Stressfaktoren nennt der Grünexperte: Trockenstress, Strahlungshitze, Streusalzbelastungen, Vibrationen durch den Straßenverkehr, Luftmangel im Boden, aber auch Urin von Hunden. Straßenbäume in Deutschland werden oft nicht älter als 30 Jahre.

 Derzeit werden im Stadtgebiet 170 neue Bäume an Straßen gepflanzt. Sie sollen abgestorbene oder schwer beschädigte Bäume ersetzen. Die Arbeiten führt eine örtliche Landschaftsbaufirma aus. Die Laubbäume  haben einen Stammumfang von 18 bis 20 Zentimetern. Diese Baumgröße verspricht erfahrungsgemäß den besten Anwuchs-
erfolg.

Der Aufwand ist beträchtlich, auch finanziell. 1500 Euro veranschlagen die städtischen Grünhüter für jeden Straßenbaum. Davon entfallen laut Ulrich Hammer vom Fachbereich Stadtgrün rund 500 bis 600 Euro auf das Baummaterial selbst. Der  Rest geht etwa für Pflanzsubstrate und Pflegekosten drauf.

Sauerstoffmangel im Boden ist oft der entscheidende Faktor, wenn Straßenbäume vor der Zeit verkümmern oder gar nicht erst anwachsen, haben die Baumhüter immer wieder festgestellt. Die eigens vom Fachbereich Stadtgrün angemischten Substrate enthalten deshalb viele Luftporen und sollen es dem Baum ermöglichen, besonders tief zu wurzeln, sich damit besser zu verankern und Wasser und Nährstoffe in tieferen Bodenschichten zu erschließen. Das ist besonders wichtig, wenn Bäume lange Trockenheitsphasen im Sommer überstehen sollen. Dem mineralischen Substrat wird zusätzlich etwas Kompost und Dünger als Starthilfe beigemischt.

 Jeder Baum erhält überdies eine Verankerungshilfe durch drei Baumpfähle, einen weißen Anstrich des Stammes zum Schutz vor Verdunstung und einen Gießring am Boden aus grünem Kunststoff. Der Gießring wird später entfernt und wiederverwendet, hilft aber während der ersten drei Jahre, den jungen Baum besser wässern zu können. In den ersten drei Jahren wird der Baum zwischen März und Oktober je nach Witterung pro Woche durchdringend, also jedes Mal mit etwa 100 Litern Flüssigkeit, gewässert.

„Jeder Baum ist ein kleines Klimaschutzprojekt“, sagt Gründezernentin Andrea Deppe, die mit Unterstützung ihrer Kollegen an der unteren Hauptstraße eine Magnolie pflanzte. Infolge des Klimawandels setzt die Verwaltung neben bewährten heimischen Baumarten wie Linde, Eiche und Ahorn inzwischen auf  Arten und Sorten, die mit dem sich verändernden Klima besser zurechtkommen sollen. Dazu zählen etwa die Ungarische Eiche, der Blasenbaum oder eben die blühende Magnolie, die in letzter Zeit auch vereinzelt als kleiner Straßenbaum gesetzt wird.

Wie in den Vorjahren auch wurden ganz bewusst 38 verschiedene Baumarten ausgewählt, um durch die Erhöhung der Artenvielfalt gegen Pflanzenkrankheiten besser gewappnet zu sein.

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