„einfach märchenhaft“ Deutscher Lesepreis für Leverkusenerin
Leverkusen · Ein Buch, das Integration für alle Kinder schafft: „einfach märchenhaft“, entstanden in Leverkusen, ermöglicht jungen Menschen (und Erwachsenen) mit einem Handicap den Zugang zu den bekanntesten klassischen Märchen.
Die Leverkusenerin Anke Heitmeier hat jetzt in Berlin den Deutschen Lesepreis in der Kategorie „Herausragendes individuelles Engagement“ für das Buch „einfach märchenhaft“ erhalten. Heitmeier ist die Vorsitzende des Elternvereins „Inklusion – hier & jetzt!“, mit dem sie das Buch kreierte.
Der im Jahr 2016 gegründete gemeinnützige Verein besteht aus Eltern, Freunden und Verwandten von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung. Mit Aktionen wie einem wöchentlichen Lauftreff oder dem Druck von Grußkarten möchten sie den Kindern und Jugendlichen das Recht auf Inklusion verwirklichen. Die künstlerischen Ergebnisse stellte der Verein auch beispielsweise in der Leverkusener Kunstnacht aus. 2022 konnten Besucher die Ausstellung „Fabelhaft“ bestaunen. Die Mitglieder erstellten durch Hand- und Fußabdrücke eine Landschaft mit bunten Tieren, die in 3D zu sehen waren.
Aus einer Mitmachaktion und dem Drucken von Märchenmotiven entstand dann im Jahr 2019 die Idee für ein Märchenbuch. „Wir wollten ein inklusives Buch schreiben“, betont die Vorsitzende des Vereins. Sie sehe, dass es für Menschen mit Behinderung immer noch schwer sei, Zugang zu kulturellen Gütern zu erhalten.
Mit einer einfachen Sprache und ohne Nebensätze soll das Buch Anfänger zum Lesen motivieren. Außerdem gelangen die Leser durch QR-Codes zu einer Hörversion und Gebärdenvideos, die es allen Kindern ermöglichen, die enthaltenen zehn klassischen Märchen – zum Beispiel ‚Hänsel und Gretel‘ zu erleben.
Das Märchenbuch wurde nach einer ersten Version zusammen mit den Kindern des Vereins überarbeitet. Sie konnten sagen, was sie alles verstanden hatten und wo es noch Unklarheit gab. Anschließend sprach Anke Heitmeier mit Pfarrer Jürgen Dreier das Buch für eine Hörverfassung ein. Eine Teilnehmerin nahm in Gebärdensprache ein Video für gehörlose Kinder auf, die noch nicht lesen können. Die Illustrationen entstanden durch junge Menschen mit und ohne Behinderung aus dem Verein. Sie bestehen aus Hand- und Fußabdrücken und sollen zusätzliches Interesse wecken. Der schwarze Hintergrund der Seiten dient einem besseren Kontrast für Sehbehinderte. „Außerdem sieht es interessant und aufregend aus. Den Kindern gefällt das farbenfrohe Buch“, sagt die Vorsitzende.
Es soll aber nicht nur Kinder ansprechen, sondern ist für alle Menschen gedacht. Seit Oktober 2021 ist das Werk erhältlich. „In der vergangenen Weihnachtszeit hat sich das Buch sehr gut verkauft, weil Weihnachtszeit auch immer Märchenzeit ist“, erzählt Anke Heitmeier.
Im vergangenen Jahr erhielt das Projekt bereits den WDR-Kinderrechtspreis 2022, nun wurde es mit dem Deutschen Lesepreis ausgezeichnet, der die bedeutendste Anerkennung in Deutschland für solche Projekte darstellt. Seit zehn Jahren werden Projekte mit dem Lesepreis geehrt, die sich für die Leseförderung über alle Zielgruppen hinweg einsetzen. „Der Deutsche Lesepreis fördert innovative Ideen. Es gibt viele Kinder, die lesebenachteiligt sind und ich wusste, dass unser Projekt super in diese Lücke passt“, erzählt Anke Heitmeier. „Es freut uns sehr, dass unser Engagement von der Jury des Deutschen Lesepreises gesehen wurde und nun eine so schöne Anerkennung bekommt“, freut sie sich. Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth war bei der Preisverleihung anwesend und sagte zu den ausgezeichneten Projekten: „Mit inspirierenden Ideen zeigen sie, wie es im Alltag gelingen kann, noch mehr Menschen für das Lesen zu begeistern“.