Unternehmen und Stadt bereiten sich vor Covestro in Leverkusen prüft humanitäre Hilfen für Ukraine

Leverkusen · Bayer will die Versorgung der Zivilbevölkerung in der Ukraine mit lebenswichtigen Medikamenten gewährleisten. Stadt bereitet sich mit Partnern auf Flüchtlinge vor.

 Äußert sich am Dienstag möglicherweise zum Ukraine-Krieg: Bayer-Chef Werner Baumann.

Äußert sich am Dienstag möglicherweise zum Ukraine-Krieg: Bayer-Chef Werner Baumann.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Die Konzerne beobachten die Lage in der Ukraine genau. „Bayer beschäftigt in der Ukraine rund 700 Mitarbeiter, der Jahresumsatz beträgt weniger als ein Prozent vom Konzernumsatz. In Russland sind es rund 1800 Mitarbeiter, der Umsatz beträgt rund zwei Prozent vom Konzernumsatz“, teilt ein Konzernsprecher auf Anfrage mit.

Die Verbindungen von Bayer nach Russland reichen bis 1876 zurück. Damals lösten in einem Moskauer Keller Arbeiter, ausgestattet mit einem Handrührwerk, gepresstes Alizarin (Zwischenprodukt bei der Farbherstellung). 1897 wurde die russische Aktiengesellschaft Friedr. Bayer & Co. gegründet. „Wir sind über die aktuelle Entwicklung in der Ukraine sehr besorgt. Die Sicherheit unserer Mitarbeiter hat für uns jetzt oberste Priorität. Wir ergreifen alle geeigneten Maßnahmen, um sie zu schützen“, betont der Sprecher. „Zugleich setzen wir alles daran, die Versorgung der Zivilbevölkerung mit unseren Produkten – darunter lebenswichtige Medikamente und Agrarprodukte zur Absicherung der Nahrungsmittelversorgung – weiterhin zu gewährleisten.“ Am Dienstag, 1. März, wird der Krieg vermutlich auch Thema bei Bayers Bilanzvorstellung sein.

Weniger starke Verbindungen hat der Spezialchemiekonzern Lanxess in beide Länder: „Wir folgen allen politischen Entscheidungen, die für uns rechtsverbindlich sind. Die direkten wirtschaftlichen Auswirkungen auf Lanxess durch den Ukraine/Russland-Konflikt und die Sanktionen gegenüber Russland sind insgesamt vernachlässigbar. Wir haben in beiden Ländern nur geringe Marktaktivitäten. Die Folgen indirekter Einflüsse wie etwa die Energiepreise beobachten wir“, sagt ein Sprecher.

Werkstoffhersteller Covestro unterhält in Russland „ein kleines Vertriebsbüro mit zwölf Mitarbeitenden, in der Ukraine haben wir keine eigenen Geschäftsaktivitäten“, sagt eine Sprecherin. „Die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Mitarbeitenden stehen für uns an erster Stelle. Daher haben wir unsere Reiserichtlinie in Russland aktualisiert und jegliche Geschäftsreisen in die Ukraine und ihre Grenzregion untersagt. Bei Bedarf können unsere Mitarbeitenden in Russland psychologische Beratung in Anspruch nehmen. Wir beobachten die Lage aufmerksam und stehen mit dem Team im engen Austausch, um bei Bedarf weitere Unterstützungsangebote machen zu können.“

Welche Folgen der Krieg auf das Unternehmen haben werde, sei derzeit noch nicht absehbar. „Grundsätzlich entfällt nur ein sehr kleiner Teil unserer Umsätze auf Russland und die Ukraine. Der direkte Einfluss des Konflikts und der verhängten Sanktionen auf unser Geschäft ist folglich limitiert.“ Als kurzfristige Folge rechnet der Dax-Konzern mit steigenden Preisen für Energie und Rohstoffe. „Die zunehmenden Spannungen in der Region hatten sich bereits in den letzten Wochen in der Entwicklung der Preise für Gas und andere Energieträger niedergeschlagen.“ Die Sprecherin betont: „Wir verurteilen jegliche Form von Gewalt und möchten den betroffenen Menschen in der Region unser tiefstes Mitgefühl ausdrücken. Vor diesem Hintergrund prüfen wir derzeit, in welcher Form wir uns an humanitären Hilfsaktionen für die Ukraine beteiligen können.“

Derweil bereitet sich die Stadt mit Hilfsorganisationen, Wohlfahrtsverbänden und weiteren Partnern auf eine Flüchtlingswelle vor. Geplant würden Unterbringungsmöglichkeiten, Versorgung mit Nahrungsmitteln, Kleidung und Sanitärartikeln, Betreuung und ehrenamtliche Begleitung, Unterstützung durch Dolmetscher und Lagerkapazitäten für Spenden. Die Stadt erreichten bereits zahlreiche Hilfsangebote von Bürgern. „Die Leverkusener stehen auch in dieser großen weltweiten Krise einmal mehr zusammen“, betont Oberbürgermeister Uwe Richrath. „Ich bin sehr stolz, dass sich so viele Menschen in Leverkusen gegen den Krieg stellen und stattdessen deutliche Zeichen für Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft und Solidarität setzen.“ 

Die Stadt hat die Adresse ukraine-levhilft@stadt.leverkusen.de eingerichtet, um Hilfen koordinieren zu können. Von Sachspenden bittet sie, noch abzusehen. Erst wenn feststehe, wann wie viele Menschen in Leverkusen eintreffen werden, lasse sich zielgerichtet koordinieren, welche Sachspenden in welcher Menge benötigt würden. Parallel prüft sie die Einrichtung eines Spendenkontos. Derzeit sei noch nicht absehbar, wie viele Menschen wann aus der Ukraine ankämen. Es seien rund 100 Plätze in den Einrichtungen belegbar, „die abhängig von Familienstrukturen und Corona-Richtlinien gegebenenfalls nicht in Gänze belegt werden können“. Die Stadt prüft, „welche Platzkapazitäten kurzfristig erweitert werden können“.

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