Ferienfahrt muss ausfallen Corona stoppt Zeltlager für 120 Kinder

Leverkusen · Dem Verein „St. Antonius“ bleibt auch nichts erspart: Nach der Überschwemmungs-Katastrophe 2018, bei der ein Mitarbeiter starb, muss nun erstmals seit 57 Jahren ein Zeltlager abgesagt werden.

 Wie die vielen Kinder ist auch Lagerleiter Michael Prenzlow enttäuscht: die Sodamaschine und die gespendeten Tische sollten mit nach Bayern. 

Wie die vielen Kinder ist auch Lagerleiter Michael Prenzlow enttäuscht: die Sodamaschine und die gespendeten Tische sollten mit nach Bayern. 

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Die Organisatoren des „Zeltlagers St. Antonius“ kommen nicht zur Ruhe. Erstmals seit 57 Jahren muss das Zeltlager abgesagt werden. Betroffen sind 120 Kinder im Alter von zehn bis 17 Jahren und rund 40 ehrenamtliche Helfer, die teilweise als Betreuer mitfahren wollten. Grund für die Absage sei  neben örtlichen Corona-Bestimmungen in Bayern die Situation auf dem Zeltplatz in Flossenbürg selbst, berichtet  Michael Prenzlow, einer der beiden Lagerleiter.

Das seit Jahrzehnten bestehende Zeltlager, das aus der Kirchengemeinde entstand und inzwischen als eigener Verein der Jugendförderung geführt wird, war im August  2018 in die Schlagzeilen geraten. Bei der Überschwemmung des damals vereinseigenen Zeltplatzes an der Ardeche war ein 66-jähriger Betreuer ums Leben gekommen. Die Lagerleitung hatte sich Kritik gefallen lassen müssen, der Platz sei nicht schnell genug evakuiert worden. Das Areal wurde von den französischen Behörden gesperrt. Im folgenden Jahr hatten die Verantwortlichen ein Zeltlager an der Nordsee veranstaltet.

Für 2020 hatten sie sich einen Campingplatz im oberpfälzischen Flossenbürg ausgesucht. Ein unbeschwerter Abenteuerurlaub war zwischen dem 17. Juni und 28. Juli mit zwei wechselnden Gruppen mit jeweils 60 Kindern geplant. Kanufahrten, Wander- und Radtouren standen ebenso auf dem Programm wie Ausflüge nach Prag, Pilsen, Regensburg und ins frühere KZ Flossenbürg. „Wir haben bis zuletzt gehofft, dass wir doch noch fahren können“, berichtet Lagerleiter Prenzlow. „Nach einem Telefonat mit der Bayrischen Staatsregierung blieb uns aber nichts anderes übrig, als unser geplantes Zeltlager abzusagen.“ Die Gründe erklärt er so: „In Bayern sind bis zu einer anderen Entscheidung des Landtags Reisebusfahrten mit Gruppen nicht gestattet. Individualreisende dürfen mit Reisebussen fahren.“ Auf Campingplätzen seien nur Camper mit Wohnwagen oder Wohnmobilen erlaubt, die eine eigene Sanitäreinheit vorweisen könnten. „Auf dem Campingplatz in Flossenbürg sind die Duschen gesperrt und auch die Benutzung der Waschmaschinen untersagt. Zelten ist zurzeit verboten.“

Bemühungen der Lagerleitung, eine Alternative für den geplanten Zeitraum zu finden scheiterten. Zeltplätze für eine so große Gruppe waren auch im näheren Umfeld Leverkusens nicht mehr zu bekommen. Die Enttäuschung bei den Kindern sei groß, berichtet Prenzlow. Besonders hart treffe es Eltern, die auch selbst einen Urlaub gebucht hätten und nun komplett umplanen müssten. Nun soll die geplante Freizeitveranstaltung ins kommende Jahr verschoben werden. Die Anmeldungen dazu laufen bereits.

 Der Campingplatz in Saint-Julien de Peyrolas wurde im Sommer 2018 überschwemmt, ein Mitarbeiter verlor das Leben. 

Der Campingplatz in Saint-Julien de Peyrolas wurde im Sommer 2018 überschwemmt, ein Mitarbeiter verlor das Leben. 

Foto: dpa/Jose Rocha

Das „Zeltlager St. Antonius“ kennen Generationen von Leverkusener Kindern. Die Überschwemmungskatastrophe auf dem Zeltplatz in Frankreich hatte auch ein juristisches Nachspiel. Die französischen Behörden hatten nach dem Tod des Mitarbeiters gegen die beiden Lagerleiter,  Prenzlow und  Jörg Esser, ermittelt. Das Verfahren sei bisher nicht eingestellt worden, sagt Prenzlow. Sein letzter Kontakt mit der französischen Staatsanwaltschaft datiere auf den Dezember 2018. Die Anwältin der beiden Leverkusener hatte die Einstellung des Verfahrens beantragt.

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