Konzert Valentin Radutiu – Heimspiel mit Cello
Leverkusen · Als Gastsolist begeisterte der ehemalige StART-Künstler nun im Erholungshaus gemeinsam mit dem Musikkollegium Winterthur.
Das war ein echtes Heimspiel für Valentin Radutiu. Das Leverkusener Publikum liebt den jungen Cellisten, der von der Spielzeit 2012/13 für drei Jahre im StART-Förderprogramm von Bayer Kultur unterstützt wurde. In dieser Zeit ist der ausgezeichnete Techniker und zugleich feinfühlige Musiker weiter gereift, was er bei diversen Auftritten im Erholungshaus unter Beweis stellte.
Inzwischen ist der strebsame Musiker die Erfolgsleiter ein Stückchen weiter empor geklettert. Und er hat noch an Souveränität gewonnen. Diesen Eindruck hatte jedenfalls das begeisterte Publikum, das Valentin Radutiu in dieser Woche als Gastsolist mit dem Musikkollegium Winterthur unter der Leitung von Thomas Zehetmair erlebte.
Vom ersten Impuls an ist er eins mit seinem Instrument, ein Ruggieri-Cello aus dem Jahr 1686, das einen wundervollen warmen Klang verströmt und unter den Händen seines Besitzers mühelos den ganzen Raum erfasst. So schon beim energischen Beginn des Cellokonzertes Nr. 1 von Camille Saint-Saens, das so viele lyrische Momente enthält, aber auch jene wahnwitzigen Passagen, die den Solisten technisch herausfordern. Valentin Radutiu beherrschte beide Seiten mit Bravour und musikalischem Feingefühl.
Vor allem aber begeisterte das einmütige Zusammenspiel mit dem traditionsreichen Ensemble aus der Schweiz, das in diesem Konzert nicht Begleiter des Violoncello ist, sondern ziemlich gleichberechtigt agiert. Das musikalische Gedanken aufnimmt oder vorgibt, um sie an den Solisten weiterzureichen. Im Idealfall, wie hier im Erholungshaus, mit gleicher Vorstellung und Intensität, im selben Duktus. Zusammengeführt von einem Dirigenten, der selber Streicher ist und zu den größten zeitgenössischen Geigern gezählt wird. Diese Doppelbegabung von Thomas Zehetmair mochte man an diesem rundum wundervollen Konzertabend noch häufiger spüren. Vor allem natürlich im zweiten Teil bei der dritten Sinfonie von Johannes Brahms. Die ließ er groß und heroisch eröffnen, wie eine Erinnerung an die Ära Beethoven, um dann die typisch Brahms’schen Wendungen dagegenzusetzen, die den Zuhörer immer wieder in den Arm nehmen, sanft und weich und mit aller Wärme, die der Streicherapparat und eine sehr gut aufgestellte Bläsergruppe aufzubieten haben.
Den Zauber des Waldes hat Clara Schumann aus dieser Sinfonie des Freundes herausgehört. Unter Zehetmair klang es nicht nur nach Idylle und Elfen, sondern zeitweise auch nach Urwald, der gebändigt werden will.
Eröffnet hatte das Musikkollegium Winterthur mit der Ouvertüre des heute kaum noch bekannten Joachim Raff, seinerzeit Assistent von Franz Liszt, die ebenso in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden ist wie die beiden Hauptstücke des Programms. Luthers Reformationschoral „Ein feste Burg ist unser Gott“ zieht sich, meist von den Bläsern deutlich in die umspielenden Streicherpassagen gesetzt, durch diese Komposition, die mit hymnischer Größe zu Ende geführt wurde.