Krisenmanagement bei Currenta Bezirksregierung schickt Experten zum Chempark Leverkusen

Leverkusen · Der Lanxess-Konzern formiert ein Team zur Aufklärung der jüngsten Vorfällen. Die Kontrollbehörde für den Chempark Leverkusen, die Bezirksregierung Köln, prüft vor Ort.

Leverkusen: Explosion im Chempark – Fotos
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Explosion im Chempark Leverkusen

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Foto: Miserius, Uwe (umi)

Es ist wohl eine eher unglückliche Verkettung von Zufällen, dass jetzt die Stellenanzeige für einen neuen Krisenmanager bei Currenta fast parallel zu den jüngsten Zwischenfällen im Chempark veröffentlicht worden ist und so ein gewisses Geschmäckle bekommt. „Wir haben seit Jahren ein Krisenmanagement-Team aus vier bis fünf Personen, derzeit sind es sechs“, erläutert Currenta-Sprecher Timo Kupp. Wenn sich dort jemand dann für einen anderen Job im Unternehmen empfehle, so wie es nun der Fall sei, „suchen wir dafür Ersatz“.

Unter anderem soll der Krisenmanager im Einsatzfalle den Krisenstab an den Standorten koordinieren, ansonsten unter anderem die Chemparkpartner zu Sicherheitsfragen und Krisenmanagement beraten. „Sie entwickeln unser Krisenmanagementsystem weiter“, heißt es in der Stellenanzeige.

Zu dem gehört, was NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart nach den beiden in dieser und in der vergangenen Woche bei Spezialchemiekonzern Lanxess geschehenen Zwischenfällen fordert und vor Jahren von Ex-Chemparkleiter Ernst Grigat als Maxime in Worte gegossen wurde. Für alle in der chemischen Industrie sei von oberster Priorität, dass bei Zwischenfällen genau aufgeklärt werde, wie es dazu kommen konnte. So will nun auch Lanxess verfahren.

Der Vorfall am Mittwochabend, bei dem der Austritt der Basischemikalie 3,4-Dichlornitrobenzol eine weiße Rauchwolke verursachte, hatte für Notrufe und mediales Echo gesorgt. „Der Knall der geborstenen Leitung und der Einsatz der Feuerwehr führten sicherlich in unserer Nachbarschaft zu Sorgen und Ängsten. Wir können das nachvollziehen und bedauern das sehr“, betont Lanxess-Sprecher Mark Mätschke. „Ein Team aus Fachleuten wird nun aufklären, wie es zu diesem Sachschaden kommen konnte.“

Fachleute schickt auch die Bezirksregierung Köln, die als Kontrollbehörde für den Chempark Leverkusen zuständig ist. „Bei beiden Ereignissen haben wir den Sachverhalt vor Ort überprüft“, sagt Dirk Schneemann, stellvertretender Pressesprecher der Kölner Behörde. „Zum Ereignis vom 31. Januar ist eine sicherheitstechnische Überprüfung durch einen Sachverständigen angeordnet worden, bezüglich der Stofffreisetzung vom 9. Februar wird dies voraussichtlich ebenfalls erfolgen.“ Ob weitere Maßnahmen von der Bezirksregierung eingeleitet werden müssen, will die Behörde entscheiden, wenn die Ergebnisse der Untersuchungen vorliegen.

Die Rohrleitung, die am Mittwochabend innerhalb des Lanxess-Betriebsbereiches barst und so den darin transportierten Stoff freigab, gehört zu dem Trassensystem aus unterirdischen Leitungen, Straßen und Rohrbrücken, das der ehemalige Bayer-Generaldirektor Carl Duisberg für das Werk entwarf und das heute noch maßgeblich für die Infrastruktur im Chempark ist. Neben chemischen Stoffen wird über das rund 33 Kilometer lange Rohrbrückensystem auch Dampf beziehungsweise Prozesswärme geführt, die anderswo wiederverwendet wird. Vor etlichen Jahren wurde zudem ein „hochmodernes Glasfasernetz aufgebaut. Das war für uns relativ einfach, weil wir das auf den vorhandenen Rohrbrücken installieren konnten“, hatte der Anfang 2021 in den Ruhestand gewechselte Currenta-Chef Günter Hilken berichtet.

 Auch die Polizei war beim jüngsten Vorfall am Mittwochabend vor Ort.

Auch die Polizei war beim jüngsten Vorfall am Mittwochabend vor Ort.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Während das Aufklärungsteam von Lanxess die Arbeit ebenso aufgenommen hat wie die von der Bezirksregierung geschickten Experten, gehen auch bei der Staatsanwaltschaft die Ermittlungen, unter anderem gegen drei Currenta-Beschäftigte, im Falle der verheerenden Explosion im Entsorgungszentrum Bürrig weiter. Details nennt die Staatsanwaltschaft derzeit nicht.

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