Dirigenten-Wechsel beim MGV Loreley Schlebusch Abschied von Loreley nach 35 Jahren

Leverkusen · Am Sonntag war offizieller Dirigenten-Wechsel beim MGV Loreley Schlebusch. Nach 35 Jahren gibt Joachim Niemeyer die Leitung ab.

 Chorleiter Joachim Niemeyer und seine Sangesfreunde. Jetzt hat er Abschied genommen.

Chorleiter Joachim Niemeyer und seine Sangesfreunde. Jetzt hat er Abschied genommen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Noch zwei Monate, dann wären die 35 Jahre voll gewesen. Doch Joachim Niemeyer entschied sich, bereits zum Jahreswechsel die Leitung des Männergesangvereins „Loreley“ in Schlebusch an seinen Nachfolger Achim Hoffmann zu übergeben, damit dieser – nach dem erfolgreichen Weihnachtskonzert-Doppel – direkt mit den Vorbereitungen für das Frühjahrskonzert beginnen kann. So hatte es sein Vorgänger Günther Behr auch gemacht, als er 1985 die Leitung an den jungen Joachim Niemeyer weiterreichte. So hatte dieser ein Jahr Zeit, den leistungsstarken Männerchor auf das große Jubiläumsjahr vorzubereiten.

Gemeinsam mit der Loreley feierte er 1986 den 100. Geburtstag. Und dieser Einstieg mit Vollgas ist ihm ebenso gut in Erinnerung wie das Jubiläumskonzert zum 125-jährigen Bestehen. Beim Neujahrsempfang im Herkenrath Hof wird der Chor am Sonntagvormittag den langjährigen Leiter würdig verabschieden. Der hat sich entschlossen, nicht von jetzt auf gleich in den Ruhestand zu gehen, um dann in ein Loch zu fallen. Sondern etappenweise den Fuß vom Gas zu nehmen und schrittweise sowohl die Geigen- und Klavierschüler als auch seine Chöre abgeben, zumal auch seine Frau, Martina Niemeyer, vier Chöre leitet und deswegen beide fast jeden Abend zu Proben unterwegs sind. Die in Langenfeld, Monheim und Witzhelden führt er noch einige Zeit weiter.

„Ich kann mir nicht vorstellen, mit über 70 noch da vorne zu stehen und mich lächerlich zu machen“, sagt Niemeyer, der sich selbst nicht gerade als den Typ Entertainer charakterisiert, sondern als eher ruhig und besonnen. Die Leistungsfähigkeit seiner Sänger zu steigern, sein Tun in den Dienst der Musik und der Menschen zu stellen, war immer sein wichtigstes Bestreben. Als wichtigste Voraussetzung für einen guten Chorklang nennt er eine ordentliche Atemtechnik und den richtigen Stimmsitz. Das heißt ganz praktisch: „Stimmbildung gehört einfach dazu.“ Was heute eigentlich selbstverständlich ist, waren die Sänger in den 1980er Jahren nicht unbedingt gewöhnt, schon gar nicht so ausgedehnte Einsing-Übungen. Die vorherige Chorleiter-Generation habe dem einfach nicht so viel Bedeutung beigemessen, stellt er ganz allgemein fest.

Das war auch bei seinem Vorgänger nicht anders, der den MGV übrigens ein Vierteljahrhundert geleitet hat. „Die Loreley hatte in 60 Jahren nur zwei Chorleiter“, rechnet Niemeyer vor. Und Beständigkeit tue einem Chor gut, denn das seien ja Laien, die die von wechselnden Ansätzen und Personen überfordert seien. Sein Prinzip war stets: Keine halbgaren Sachen. Das könne man sich bei dem Überangebot an Kultur einfach nicht mehr leisten, sonst bekomme man die Quittung.

 Achim Hoffmann ist neuer Chorleiter des MGV Loreley.

Achim Hoffmann ist neuer Chorleiter des MGV Loreley.

Foto: Achim Hoffmann

Es zahlte sich aus, denn über Publikumsschwund können sich die Schlebuscher Sänger tatsächlich nicht beschweren. Seit sie –  wegen vorübergehender Schließung – die angestammte Bühne in der Freiherr-vom-Stein-Aula verlassen mussten, konzertieren sie halbjährlich in der Friedenskirche. Weil die weniger Sitzplätze hat, gibt es einfach zwei Aufführungen, die in der Regel beide voll sind.

Bei den Programmen kam Niemeyer den Wünschen seiner Sänger manchmal entgegen mit Arrangements von modernen Musical- oder Pop-Melodien. Doch er sagt klar: „Es geht nichts über Original-Kompositionen für Männerchor.“ Denn da stimmt alles musikalisch und es klingt reicher. Anspruchsvolle klassische und romantische Literatur, Oper und Operette hat er mit seinen Sängern einstudiert, stets genau und auf Ausdruck und dynamische Wechsel bedacht. Um die Zukunft der Loreley mache er sich keine Sorgen, sagt Niemeyer, der das allgemeine Chöre-Sterben sehr bedauert. Die Tätigkeit, die er viereinhalb Jahrzehnte ausgeübt habe, werde fast zum palliativen Beruf eines sterbenden Kulturgutes. Das sei dann unwiederbringlich weg und das tue weh.

Der MGV aber sei mit rund 60 Sängern noch gut aufgestellt. Außerdem gebe es eine Schlebuscher Besonderheit, nämlich die starke Verwurzelung des Vereins im Stadtteil, der getragen und unterstützt werde von vielen Geschäftsleuten.

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