Nach der Flut - Leverkusen im Ausnahmezustand Currenta weitet Hochwasser-Hilfen aus

Leverkusen · Die Hilfsbereitschaft auf den Straßen in Opladen und Schlebusch ist nach der Flutwelle weiterhin enorm, aber auch materielle Spendenaktionen und Hilfsangebote sind ins Rollen gekommen. Der Entsorger Avea kommt mit dem Müllabtransport kaum hinterher. Chemparkbetreiber Currenta wird Schlämme und Abfälle deponieren.

 In Opladen türmen sich immer noch Sperrmüllberge. Der Abtransport ist im Gange.

In Opladen türmen sich immer noch Sperrmüllberge. Der Abtransport ist im Gange.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Currenta Seit der vergangenen Woche sind Werkfeuerwehrleute und Werkschutz aus dem Chempark mit Technik, Fahrzeugen und Personal im Einsatz. „Aktuell geht es darüber hinaus vor allem darum, dass vor Ort die Straßen gereinigt werden, Sperrmüll beseitigt und Schlamm, Dreck und verunreinigtes Wasser fachgerecht entsorgt werden“, sagt Oberbürgermeister Uwe Richrath. Dabei will der Chemparkbetreiber noch stärker helfen. Durch Fachwissen und Fachkräfte.

Der Chemparkbetreiber und die Töchter  Chemion und Tectrion stellen nun auch die Anlagen zur Verfügung. „Wir bieten der Stadt an, unsere Entsorgungsanlagen für Abwässer, Schlämme und auch andere Abfälle in Absprache mit der Bezirksregierung zu nutzen“, sagt Hans Gennen von Currenta. In Bürrig will das Unternehmen Sedimentschlämme deponieren, die sich im Bereich von Straßen und Häusern abgelagert haben. „Zum Reinigen dieser Flächen werden auch die Kehrmaschinen aus allen drei Standorten der Currenta im Stadtgebiet Leverkusen zum Einsatz kommen“, heißt es vom Unternehmen. Zudem soll im Entsorgungszentrum ein Platz zur Zwischenlagerung für große Mengen an Sperrmüll eingerichtet werden.

Currenta bietet allen Betroffenen in der Belegschaft, „die sich jetzt um Wichtigeres als die eigene Arbeit kümmern müssen, die Möglichkeit für eine unbürokratische und schnelle Freistellung“, betont Currenta-Chef Frank Hyldmar.

Avea Der Entsorger fährt Sonderschichten, um die Müllberge auf den Straßen abzutragen. Das Unternehmen setzt zudem spezielle Fahrzeuge ein. Die Avea habe von einer Firma Lemmle in Eberhardzell in Baden-Württemberg einen zusätzlichen Bagger und zwei Spezialfahrzeuge für den Transport von Containern bekommen, sagte Unternehmenssprecher Michael Czyborra am Dienstag. Die Container könnten 36 Kubikmeter Abfall aufnehmen. Derzeit fahren Teams aus einem Bagger und wechselweise zwei Containertransportern durch die Stadt. Der Bagger lade den Müll vom Straßenrand auf, belade einen Container. Wenn der voll sei, werde der Abfall zur Entsorgungsstelle gebracht, während der andere beladen werde. Der Bagger komme jedoch nur langsam voran, sagt der Avea-Sprecher.

„Es liegt offenbar noch jede Menge Material in den Häusern und Hinterhöfen“, sagt Czyborra. Häufig räumten die Mitarbeiter der Avea eine Straße leer und bereits am nächsten Tag stünden die Straßenränder wieder voll mit Abfall. Teilweise seien noch Keller vollgelaufen. Zum Teil solle auch Grundwasser von unten nachdrücken. Deshalb räumten die Leverkusener immer noch auf. Ein Ende der Abräumaktion sei derzeit überhaupt noch nicht absehbar.

Für die Entsorgung hochwasserbedingten Sperrmülls ist am Müllheizkraftwerk, Im Eisholz 12, eine zusätzliche Abgabemöglichkeit geschaffen worden. Sperrmüll/Restmüll (außer Elektrogeräte) kann dort  bis Freitag von 15 bis 20 Uhr kostenfrei abgegeben werden. Elektrogeräte können im Wertstoffzentrum (Dieselstr. 18) von Montag bis Freitag, je 8 bis 20 Uhr entsorgt werden. Dort werden weiterhin auch andere hochwasserbedingte Abfälle kostenfrei angenommen.

Regulärer Sperrmüll Wegen der Ausnahmesituation in der Stadt werden in dieser Woche von Mittwoch bis Samstag alle regulären und angemeldeten Sperrmüllabfuhren verlegt. Die betroffenen Haushalte werden benachrichtigt und bekommen neue Termine. Bis auf weiteres bittet die Avea auf die Abgabe von Abfällen und Sperrmüll, die nicht durch das Hochwasser bedingt sind, komplett zu verzichten.

Verunreinigter Abfall und ausgelaufene Betriebsstoffe Der Fachbereich Umwelt weist darauf hin, „dass ölverunreinigte Gartenabfälle nicht über die Grünschnittsammelstellen entsorgt werden können. Diese müssen mit dem Restmüll entsorgt werden. Dazu können blaue oder graue Müllsäcke genutzt werden, die bei Bedarf in den Info-Anlaufstellen ausgegeben werden.“ Wer Schäden durch ausgelaufene Heizöltanks hat, meldet diese über die Mail-Adresse 32@stadt.leverkusen.de, die Bürgerhotline oder die drei Info-Anlaufstellen in den Stadtteilen (siehe nächster Absatz). Bei der Schadensmeldung sollten folgende Angaben gemacht werden, bittet die Stadt: Grundstück (Straße, Hausnummer) und Art- und Ausmaß der Verunreinigung (Fläche). „Grundsätzlich empfiehlt es sich seitens der Grundstückseigentümer, in Absprache mit der eigenen Versicherung eine Entsorgung ölverunreinigter Grasnarben und Böden über entsprechende Entsorgungsfirmen zu beauftragen. Aufgrund der Überlastung der Firmen ist jedoch mit Wartezeiten zu rechnen“, meldet die Stadt. Und schiebt einen wichtigen Tipp hinterher: „Vorsorglich empfiehlt das Gesundheitsamt, vorerst kein Obst und Gemüse von Gartenflächen zu verzehren, die von der Überflutung betroffen waren. Auch sollten Rückstände möglichst nicht mit ungeschützten Händen angefasst werden.“ Wer im eigenen Garten Grundwasser fördert, das auch zu Trinkwasserzwecken genutzt wird, sollte davon zunächst absehen und das Gesundheitsamt kontaktieren.

Hilfsangebote Die Stadtverwaltung erreichen weiterhin viele Hilfsangebote für vom Hochwasser Betroffene. Deshalb macht die Verwaltung nochmal darauf aufmerksam, dass diejenigen, die Hilfe benötigen, die Verwaltung unter 0214 406-3333 bzw. über E-Mail an ehrenamt@stadt.leverkusen.de kontaktieren oder sich an die Infopoints im Landrat-Lucas-Gymnasium in Opladen, am Sportplatz des SSV Alkenrath oder in der Villa Wuppermann in Schlebusch wenden können.

Bayer Nach der Flutkatastrophe in Deutschland spendet der Bayer-Konzern 600.000 Euro als Soforthilfe für die Opfer. Die Mittel sind für das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Bürgerstiftung Leverkusen und eine Stiftung in Wuppertal bestimmt, teilt das Unternehmen mit. „Tief betroffen haben wir beobachtet, wie Menschen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft trauern, weil sie ihren Besitz, ihr Zuhause oder sogar ihre Angehörigen durch die Hochwasser-Katastrophe verloren haben. In Gedanken sind wir bei den Opfern und Helfern vor Ort“, betont Monika Lessl, Direktorin der Bayer-Foundation. „Als Unternehmen, das von jeher im Westen Deutschlands beheimatet ist, fühlen wir uns verantwortlich und wollen helfen.“ 500.000 Euro gehen als Soforthilfe für die nationale Katastrophenhilfe an das DRK. „Jeweils 50.000 Euro gehen als regionale Hilfen an die Bürgerstiftung Leverkusen und die Gemeinschaftsstiftung Wuppertal. „Die Stiftungen setzen sich für Bürger in den jeweiligen Städten ein, die in Folge der verheerenden Überschwemmungen in Not geraten sind.“

Zudem rufen Bayer und das DRK ein Programm ins Leben, um Mitarbeiter- mit Unternehmensspenden zu verbinden. Unter dem Motto „Make a match“ können alle Bayer-Beschäftigten ans DRK spenden, um dessen Hochwasserhilfen in Deutschland zu unterstützen. „Jede Summe, die in diesem Rahmen privat gespendet wird, verdoppelt das Unternehmen bis zu einer Höhe von 50.000 Euro“, heißt es weiter.

Und: Bayer tauscht sich mit Behörden, Rettungskräften und Hilfsorganisationen aus, um weitere Unterstützungen zu organisieren. Mitarbeiter, die vom Hochwasser betroffen sind oder Hilfsaktionen vor Ort unterstützen möchten, können sich dafür von der Arbeit im Unternehmen freistellen lassen.

Lanxess Auch der Köln-Leverkusener Spezialchemiekonzern – Leverkusen ist der weltweit größte Standort mit rund 3200 Mitarbeitern – hat ein Hilfspaket geschnürt. 100.000 Euro gehen an die Bürgerstiftung Leverkusen. Die Mitarbeiter sind zudem aufgerufen, an die „Aktion Deutschland hilft.“ zu spenden, unter deren Dach über 20 Hilfsorganisationen zusammenarbeiten. Lanxess wird die Spendensumme seiner Beschäftigen dann verdoppeln. „Wir möchten unseren Beitrag leisten, um die erste Not zu lindern – an unserem größten Standort in Leverkusen, aber auch in den vielen anderen Gebieten, wo die Menschen jetzt dringend Unterstützung benötigen“, sagte Konzernchef Matthias Zachert. Außerdem packen Lanxess-Mitarbeiter in den betroffenen Gebieten tatkräftig an. „In Abstimmung mit der Stadt Leverkusen unterstützen sie zum Beispiel temporär beim Krisenmanagement oder helfen bei den Aufräumarbeiten vor Ort“, heißt es vom Konzern. Den Mitarbeitenden gewährt Lanxess dafür „großzügige Freiräume, genau wie denjenigen, die als ehrenamtliche Helfer für Organisation wie etwa das Deutsche Rote Kreuz oder das Technische Hilfswerk in den Hochwassergebieten im Einsatz sind“.

Möbelspendetag Donnerstag, 22 Juli, ist Möbelspendentag bei der Caritas. Dann können nach vorheriger telefonischer Anmeldung unter 0214 85542-840 und 0214 85542-841 Möbelspenden abgegeben werden. Weil durch den normalen Möbelbörse-Betrieb schon Möbelstücke vorhanden sind, gibt es nur einen geringen Lagerplatz. Eine kurzfristige Spende ist deshalb nicht möglich. „Möbelspenden, die zuvor nicht vorab telefonisch vereinbart worden sind, können insofern nicht angenommen werden“, meldet die Stadt für die Caritas. Adresse: Quettinger Straße 197, 51381 Leverkusen. Die angemeldeten Spenden können zwischen 9 und 17 Uhr abgeben werden. Für jeden Spender gibt es konkrete Zeitfenster. Und: Ausnahmsweise können funktionsfähige Elektrogeräte ebenfalls auf Anmeldung abgegeben werden.

Auch auf https://www.leverkusen.de/leben-in-lev/gesellschaft-soziales/ehrenamt/suche-biete.php können Möbelspenden angeboten und gesucht werden.

Pause für Helfer „Viel Arbeit liegt bereits hinter uns, viele Helfer haben uns und Opladen geholfen“, schreibt Küchenspezialist Schreckenberg auf Facebook. Das Unternehmen ist am Berliner Platz ansässig, so auch selbst vom Hochwasser betroffen. „Gerne würden wir Euch etwas zurückgeben.“ Zusammen mit der Hubertus-Apotheke Beenen und dem Gemeinnützigen Bauverein Opladen (GBO) hat Schreckenberg einen Food-Truck organisiert. Darin bereitet Koch Henk van den Born – ihn kennen viele aus dem K1 in Wiesdorf – frische Speisen für Helfende zu. Von kommendem Freitag bis Sonntag jeweils von 12 bis 18 Uhr.

Leerung der Mülleimer in den städtischen Grünanlagen ist wegen des hohen Arbeitsaufkommens der Avea –Stichwort Sperrmüll-Beseitigung – in den kommenden Wochen nur eingeschränkt möglich. darauf weist die Stadt hin.

Zulassung/Führerscheine Für Hochwasserbetroffene, die ein eiliges Anliegen in der Zulassungs- oder Führerscheinstelle haben, bietet die Stadt diese Hilfe: Zulassungsstelle – Betroffene können montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr und montags bis donnerstags von 13.30 bis 15.30 Uhr ohne Termin vorsprechen. Es sind auch Termine außerhalb dieser Zeiten möglich. Fragen/Infos: 0214 406-3697. Führerscheinstelle – Betroffene können sich an 0214 406-3685 und 0214 406-3620 wenden, um kurzfristig einen Termin zu bekommen.

(LH/bu)
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