Ausstellung Simon Schuberts weißes „Schattenreich“ in Schloss Morsbroich

Leverkusen · Mit Beginn der 15. Leverkusener Kunstnacht wird die Ausstellung "Schattenreich" von Simon Schubert eröffnet

 Simon Schubert in seiner Ausstellung in Schloss Morsbroich.

Simon Schubert in seiner Ausstellung in Schloss Morsbroich.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

In Filzpantoffeln müssen Besucher von Schloss Morsbroich im Dachgeschoss schlüpfen oder wahlweise die Schuhe ausziehen. Nicht um das Parkett zu schonen, sondern weil Simon Schubert hier sein weißes „Schattenreich“ eingerichtet und mit Teppichboden ausgelegt hat. Wie Alice im Wunderland entdecken die Betrachter ein geheimnisvolles Licht, das sie neugierig macht auf das Innere eines Kaninchenbaus. Hier ist es eine Videoarbeit in einem kleinen Erdhügel. Nebenan erwartet Dr. Hase in seinem weißen Kittel Besucher der kleinen Parallelwelt, die der Künstler in vierwöchiger Arbeit im Museum Morsbroich geschaffen hat, um den Übergang von der Zwei- in die Dreidimensionalität zu beleuchten. Mit einigen Skulpturen und vielen Bildern, für die er weder Stift noch Pinsel in die Hand nahm.

Die weißen Arbeiten, mit denen er ganze Räume flächendeckend auskleidete, scheinen gezeichnet, tatsächlich sind alle Linien nur Faltungen, die durch das Licht gezielter Spots eine räumliche Wirkung suggerieren. Schubert hat mit weißem Papier Wandvertäfelungen und Fenster gezaubert und weiß gerahmte Faltbilder integriert, die Innenräume von Schlössern und Herrschaftshäusern zeigen. Alle mit sauber und penibel geformten Knicken und Kniffen gezeichnet, bis hin zum kompliziert verlegten Parkettmuster oder verzierten Säulenhallen.

Mit solchem Architektur-Faltbild war Simon Schubert bereits 2012 in der Ausstellung „Zeitgespenster“ im Museum Morsbroich vertreten. Doch diese Schau, die eine ganze Etage von Papierräumen umfasst, ist sein bisher umfangreichstes Projekt. Neben Papier ist Grafit für ihn das zweite wichtige Material. Aus Blöcken, die sich wie Speckstein verarbeiten lassen, hat er Skulpturen geschnitzt. „Eine große Schweinerei“, erklärt er das Problem mit dem anthrazitfarbenen feinen Abrieb. Andererseits benutzt er Grafit zum Zeichnen. Nicht in Form eines Stiftes, sondern als Pulver, das er ins Papier reibt und so weiche Übergänge schafft, was Lichteinfall und Spiegelungen vortäuschen kann.

Auch hier sind es Räume, die er erforscht und die durch Licht und Schatten befremdlich oder gar unheimlich erscheinen und in eine Parallelwelt führen, die nicht zufällig an Filmszenen denken lassen. Die lange Galerie atmet den Geist von Kubricks „Odyssee im Weltraum“.

In einer Vitrine hat der Künstler die chemischen Bestandteile eines menschlichen Körpers von etwa seiner Statur als kühl distanziertes „Selbstporträt“ in Laborgefäßen aufgereiht: neben Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff oder Stickstoff eine Palette kleiner Reagenzgläser mit Spurenelementen.

Persönliche und faszinierende Gruselerfahrung wie im Märchenland können Besucher hinter einem Vorhang und in einem geschlossenen Spiegelraum machen.

Ein umfangreicher Katalog mit 448 Seiten ist in Vorbereitung. Eröffnet wird die Ausstellung am Freitag, 11. Oktober, um 18 Uhr mit dem Beginn der 15. Leverkusener Kunstnacht im Spiegelsaal von Schloss Morsbroich. Um 21 Uhr gibt es eine Künstlerführung. Öffnungszeiten: Di. bis So. 11-17 Uhr, öffentliche Führungen am Sonntag um 15 Uhr.

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