Corona-Krise Amtsgericht startet mit Possen

Leverkusen · Es wird wieder verhandelt. Nach der Corona-Pause ging es am Dienstag um gestohlene Schokoriegel und ein zerbeultes Auto. „Es hätte ja ein schleimiges Monster dort warten können“, scherzte die Anklage über die Neugier von jungen Männern, die in der Käthe-Kollwitz-Schule in Rheindorf hatten was „nachsehen“ wollen.

 Justitia ist wieder beschäftigt.

Justitia ist wieder beschäftigt.

Foto: dpa/Volker Hartmann

Das Amtsgericht Leverkusen hat den Betrieb wiederaufgenommen. Für die Mitarbeiter und Richter bedeutet dies in den kommenden Tagen den hohen Stapel an Akten abzuarbeiten. Dabei liegen kleinere Delikte oben, sie sind zuerst an der Reihe. Das heißt jedoch nicht, dass es auf der Anklagebank in diesen Wochen nicht dramatisch, lustig oder auch pragmatisch zugeht. Dies zeigte sich bei drei Verhandlungen am Dienstag.

Das Drama trug sich um eine junge Frau zu. Sie hatte offenbar während des Ausparkens mit ihrem Pkw den eines anderen Verkehrsteilnehmers berührt. Laut Anklage, der Geschädigten und einer unabhängigen Zeugin war – entgegen der Aussage vermeintlichen Unfallfahrerin – eine Beule zurückgeblieben. Die Angeklagte verteidigte sich wehement, häufig über normale Grenzen hinaus. Dass sie, so verriet ihr das Gericht vor dem Urteilsspruch, aufgrund der Beweislast verurteilt würde, gefiel ihr so gar nicht. Sie sei sich keiner Schuld bewusst. „Sie können nicht beweisen, dass die Beule dort nicht vorher schon drin war“, betonte sie. Sie habe geglaubt, die Wahrheit komme am Ende immer ans Licht – doch diese Verhandlung sei wirklich enttäuschend. Das Urteil – 1500 Euro Strafe und ein Monat Fahrverbot – nahm sie nur widerwillig hin. Sie fiel dem Gericht mehrfach ins Wort und wird den Schuldspruch wohl anfechten.

Lachen konnten die fünf Beteiligten beim nächsten Fall. Im vorigen Sommer hatten Unbekannte die Notausgangstür zur Mensa der Käthe-Kollwitz-Schule in Rheindorf aufgehebelt. Es entstand ein Schaden in Höhe von rund 500 Euro. Zudem waren Nahrungsmittel von geringem Wert entwendet worden. Diese fand der Hausmeister am nächsten Tag auf dem Schulhof. Durch Fingerabrücke auf dem Plastik rückten drei Männer im Alter von 20, 24 und 28 in den Fokus. Sie sagten aus, sie verbrächten auf dem Hof der Schule häufig ihre Freizeit. Von dem Einbruch hätten sie nichts gehört. Nur der 24-Jährige habe während eines Toilettengangs im Freien die offene Tür vorgefunden – und sei ins Innere gelangt. Er habe nachsehen wollen. „Ich habe mir nichts dabei gedacht“, sagte er. Die Staatsanwaltschaft und das Gericht bezweifelten dies. „Es hätte ja ein schleimiges Monster dort warten können“, scherzte die Anklage. Die Fingerabrücke auf den Nahrungsmitteln erklärten die jungen Männer damit, dass sie sich die aus dem nahegelegenen Supermarkt gekauften Snacks und Getränke oft teilen. Von welcher Person sie stammten, wüssten sie jedoch nicht. Schließlich wurde das Verfahren um zehn Schokoriegel und ein paar Trinkpäckchen eingestellt.

Pragmatisch und schnell soll es in der Mühle der Justiz nur selten zugehen. Der letzte Fall vom Dienstag jedoch war so zügig abgehakt, dass wohl auch ein Telefon zur Absprache ausgereicht hätte. Ein Mann war vor unbekannter Zeit und wegen einer unbekannten Sache zu einer Geldstrafe von insgesamt 600 Euro verurteilt worden. Laut Gericht seien allerdings erst 300 geflossen. Der angeblich Säumige wehrte sich – und zeigte Kontobelege vor, die die Zahlungen beweisen sollten. Er durfte darauf unbehelligt seiner Wege gehen.

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