Radeln auf der Balkantrasse für den guten Zweck 2243 Kilometer auf dem Drahtesel
Leverkusen · Die Radaktion von Roland Teske am Wochenende auf der Balkantrasse hat es in sich: Wetterunbillen, eine schmerzhafte Kehrseite und eine gut gefüllte Spendenbox. Der Leverkusener bekam Hilfe von Mitradlern, schaffte aber alleine schon mit seinem Rennrad 270 Kilometer.
Es war mitten in der Nacht als bei Roland Teske und seinen Helfern aus Freunden und Familie plötzlich rege Betriebsamkeit einkehrte. Der Wind pfiff durch die Baumwipfel, die Äste ächzten unter der Kraft des Himmels, und ein Wolkenbruch ging auf den 60-Jährigen und sein Fahrrad nieder. Das Gewitter machte dem Mann, der eigentlich 24 Stunden auf dem Rad die Balkantrasse auf- und abfahren wollte, einen Strich durch seine Planungen. Dennoch wurde die Aktion für die Kinderkrebshilfe ein Erfolg.
Bundesweit hatte die Corona-Pandemie für Rennabsagen gesorgt. So hatten sich begeisterte Rennradfahrer ein paar Alternativen ausdenken müssen. Bei einem bundesweiten Projekt sollten sich Männer und Frauen nun für 24 Stunden auf ihre Drahtesel setzen – und Geld für einen karitativen Zweck sammeln. Klar, dass der Leverkusener Roland Teske dabei mitmachen würde.
Eigentlich, so der Plan, wollte sich der 60-Jährige für einen Tag gar nicht von seinem Sportgerät trennen. Doch es kam anders: „Ich bin fünf Stunden gar nicht gefahren“, sagte er am Sonntagmorgen. Das Gewitter in der Nacht zuvor forderte ungeplante Logistik von ihm und seinen Helfern, zu denen Tochter Ann-Katrin, deren Freund Niklas und die Neffen Justin und Marvin gehörten.
Am Bahnhof Opladen war das Basislager der Operation auf zwie Rädern aufgebaut. Ein eher übersichtlicher Pavillon schützte ein Feldbett, auf dem sich Teske bei zu großer Erschöpfung für einige Zeit hätte zwischendurch hinlegen können. In einem Grill waren am frühen Mittag bereits die Kohlen heiß. Die Sachen hatten allesamt in der Nacht auf Sonntag in Sicherheit gebracht werden müssen. Das Ende vom Lied: „Ich habe gar nicht geschlafen“, berichtete Teske nach seinem 24-Stunden-Rennen. Dass er sein endgültiges Ziel nicht vollends erreichte, störte den Leverkusener aber nicht. Dafür war die Aktion zu erfolgreich.
Insgesamt 2243 Kilometer kamen zusammen, alleine 270 wurden durch den 60-Jährigen erradelt. In einem normalen Jahr fahre er rund 10.000. Die übrigen Kilometer steuerten Mitradler dabei. Teske hatte jeden eingeladen, der mochte, etwa auf der Balkantrasse, die er zwischen Opladen und Burscheid hoch- und runterfuhr, auch auf auf den Drahtesel zu steigen.
Und so sehr er seine Leidenschaft an Tochter Ann-Katrin weitergegeben hat, so wenig kann sich Frau Ute für das Hobby ihres Mannes begeistern. Unterstützung erfährt dieser von ihr natürlich dennoch. Etwa in Form von Kulinarik. So hatte sie am Basislager am Anfang der Tasse in Opladen auf Tischen Kuchen, Obst und Getränke für ihren Mann und fleißige Radler ausgebreitet. „Ich sage mal so: besser auf dem Rad als in der Kneipe“, sagte sie und lächelte dabei sehr verschmitzt. Dass sie früh morgens aus dem Haus müsse, um ihren Liebsten aufzusammeln, weil dieser auf einer Tour liegengeblieben war, gehöre auch dazu, ergänzte sie. Damit das möglichst nicht passiert, hegt und pflegt Teske seine Räder gewissenhaft. So ist tagsdrauf Putztag.
Allerdings in diesem Fall nicht nur für das Fahrrad (ein Rennrad, das für Offroad ausgerüstet ist), sondern auch für den Fahrer selbst. „Meinen Oberschenkeln geht’s gut, dem Kopf auch – aber dem Po nicht, der ist hinüber“, resümierte der 60-Jährige die anstrengenden zurückliegenden 24 Stunden am Sonntag.
Knapp habe er sein Ziel von 300 Kilometern verpasst, die Spendenbox aber scheine gut gefüllt. Und das sei die Hauptsache. Wie viel genau über den Tag zusammenkam, wisse die Familie noch nicht. Das werde sich erst in dieser Woche herausstellen.