Das letzte klassische Konzert vor dem Lockdown im Forum Continuum serviert musikalischen Hochgenuss

Leverkusen · Das letzte klassische Konzert vor dem Lockdown elektrisierte mit Kunstmusik aus dem 17. Jahrhundert und vor allem mit brillantem Spiel.

 Das Ensemble Continuum faszinierte im Agamsaal durch mitreißendes, locker pulsierendes Spiel.

Das Ensemble Continuum faszinierte im Agamsaal durch mitreißendes, locker pulsierendes Spiel.

Foto: Christina Voigt

Verhalten und melancholisch wollten die vier Musiker das Konzert auf keinen Fall ausklingen lassen. Lieber verabschiedeten sich die Mitglieder des wunderbaren Ensembles Continuum mit springlebendiger, tänzerischer und virtuoser Kammermusik aus dem 17. Jahrhundert in die nächste Corona-Zwangspause  – mit Tränchen in den Augenwinkeln.

Vorher beteuerte Cembalistin Elina Albach, wie bedeutsam Auftritte vor Publikum für sie und ihre Kollegen sind und sendete einen deutlichen Appell an die Zuhörer von Kulturstadtlev im locker gefüllten Agam-Saal: „Wenn Sie Musik mögen, dann gehen Sie in Konzerte, kaufen Sie CDs, tun Sie alles dafür, dass es das nach Corona noch gibt.“

Was derzeit auf dem Spiel steht, hatten das hervorragende Ensemble zuvor überdeutlich gemacht. Es ist die Kombination von technischer Virtuosität, musikalischem Gespür, aufmerksamem und hochkonzentrierten Zusammenspiel, eine Qualität, die sich nicht nach Belieben an- und abschalten lässt, sondern das Ergebnis von jahrelanger Disziplin, von harter und ausdauernder Ernsthaftigkeit. Umso mehr, wenn die Zuhörer im Saal nichts von der Last dieser Anstrengung nicht spüren, sondern sich mitreißen lassen von pulsierender Lockerheit und innigem Ausdruck.

Wenn das Spiel so frisch und akzentuiert ist, dass sie wie elektrisiert auf der Stuhlkante sitzen. Dann wirkt auch ein didaktisches Programm wie „Bizarrie“, in dem das Ensemble Continuum das Verhältnis von Kunstmusik und Improvisation im späten 17. Jahrhundert auslotete, kein bisschen kopfig oder steif.

Eigentlich war es damals gar nicht anders als heute, wenn beispielsweise ein Improvisationskünstler an der Orgel aus einem Schnipsel süffiger Filmmusik oder einem schlichtem Popsong ein komplexes Werk entwickelt und dabei die Regeln einer Kompositionsform oder einer Stilepoche befolgt. Auch zu Zeiten von Henry Purcell und Arcangelo Corelli bedienten sich Komponisten bekannter Weisen, die Spatzen von den Dächern pfiffen, oder der Musik der damaligen Partyszene in Pubs und auf der Straße.

Nicola Mattheis, Francesco Geminiani oder John Playford, die zu Purcells Zeit in London lebten, machten daraus kunstvolle Kompositionen mit hochvirtuosen Passagen, mit denen Evgeny Svidridov an der Violine glänzte und Andreas Arend die Theorbe solistisch hervorhob. Immer im einvernehmlichen Wechselspiel mit dem Cellisten Daniel Rosin und seiner warmen Substanz in der Tiefe sowie Elina Albach am Cembalo.

Sie spielte auch zwei Solo-Partiten des Deutschen Johann Jacob Froberger, der damals ebenfalls nach nach England reiste, um das musikalische Leben in London zu bereichern.

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