Leverkusen Leichlinger beerbt den Bundespräsidenten

Leverkusen · Hans Leyendecker war einer der bekanntesten Journalisten Deutschlands. Er ist es eigentlich immer noch, obwohl der 68-jährige Leichlinger inzwischen offiziell Rentner ist. Aber sein journalistisches Leben wirkt nach. Und er hat sich einer neuen großen Aufgabe angenommen: Er ist Präsident des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages im Juni 2019 in Dortmund.

 Hans Leyendecker (3. v. l.) erzählte im "Witzheldener Treffpunkt" von seinem alten Leben als Journalist und seinem neuen als Kirchentagspräsident.

Hans Leyendecker (3. v. l.) erzählte im "Witzheldener Treffpunkt" von seinem alten Leben als Journalist und seinem neuen als Kirchentagspräsident.

Foto: Uwe Miserius

Eigentlich sollte Bundespräsident Franz-Walter Steinmeier diesen Job übernehmen. Aber der wurde bekanntlich ins höchste Staatsamt gehoben. Was diese Wahl für Hans Leyendecker bedeutet, wie er seine neue Aufgabe sieht, erläuterte er in einem kleinen Kreis im "Witzheldener Treffpunkt", den früheren Ratsstuben, im Rahmen der kleinen SPD-Veranstaltungsreihe "Politischer Frühschoppen". Leyendecker war schon früh investigativ tätig. Über Stationen in Dortmund (Lokalredaktion), Düsseldorf und Bonn ("Spiegel") kam er zur "Süddeutschen Zeitung" nach München. Dort schrieb er über Korruptionen, Kartelle und Lustreisen. Auch zahlreiche Bücher wie "Die große Gier" stammen aus seiner Feder.

Er war ganz nah dran an der Spendenaffäre des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl. Er fasste seine Erkenntnisse über die "Lügen im Weißen Haus" in Washington 2004 in einem Buch zusammen. Er war an der Aufdeckung der Flick-Affäre beteiligt. Kurz: Er deckte seit 1980 zahlreiche Skandale auf. Seine Schilderungen wirken gerade heute so frisch und aktuell wie vor drei Jahrzehnten.

Trotz dieses ereignisreichen und langen Journalistenlebens blickt er von seinem Leichlinger Wohnort nun "mit großer Spannung" nach vorn, wie er den etwa 20 Zuhörern beim Frühschoppen erzählte. Bei seinen vielen Auszeichnungen, die ihm sein altes berufliches Leben einbrachten, sei die Wahl zum Kirchentagspräsidenten seine "größte Auszeichnung".

In seiner neuen Funktion ist er schon viel unterwegs, um die fünftägigen Kirchentage mit rund 2500 Veranstaltungen, zu der in der Spitze über 200.000 Besucher erwartet werden, vorzubereiten. "Da helfen mir natürlich viele Leute, aber als Tagungspräsident kann ich viele Akzente setzen." Dem Kirchentag fühlt er sich seit langer Zeit persönlich verbunden: Seit 1975 habe er mit seiner Frau keinen Kirchentag versäumt.

Erstaunlich dabei: Hans Leyendecker war zunächst Katholik. Als der Leichlinger jedoch seine evangelische Frau heiratete, wechselte er "die Fronten". Noch genau erinnert er sich daran, wie er im Leverkusener Amtsgericht dies aktenkundig machte. "Das hat 30 Euro gekostet."

Als seine Hauskirche bezeichnet er den Altenberger Dom, eine von 63 "Simultankirchen", weil hier beide große christlichen Kirchen Gottesdienste abhalten. Da lag es nahe, auch einmal ein gemeinsames Abendmahl abzuhalten. Doch dagegen habe sich der ehemalige Kardinal Meisner ausgesprochen. Was Leyendecker zu der Einsicht bringt, dass die Ökumene nur von unten kommen könne.

(RP)
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