Leverkusen Lauterbach bald Gesundheitsminister?

Leverkusen · Der Leverkusener SPD-Bundestagsabgeordnete bringt sich für das Amt in Stellung - und schimpft auf Angela Merkel.

 Lauterbachs wohl wichtigster Unterstützer: SPD-Chef Martin Schulz.

Lauterbachs wohl wichtigster Unterstützer: SPD-Chef Martin Schulz.

Foto: ap

So etwas nennt man wohl einen großen Aufschlag: Karl Lauterbach hat sich zum Wochenstart einen viel beachteten Auftritt in der Medienlandschaft verschafft. Unter anderem im Nachrichtenmagazin "Spiegel" propagierte der SPD-Bundestagsabgeordnete das von ihm angestoßene Modell einer Bürgerversicherung noch einmal in aller Ausführlichkeit.

Die SPD und allen voran ihr Leverkusener Gesundheitsexperte wollen ein solidarisches Sozialversicherungssystem. Ausnahmslos alle Bürger sollen Beiträge in die gesetzliche Krankenversicherung leisten, ganz gleich, woher ihre Einkünfte stammen. Im Versicherungsfall könnten dann ebenfalls alle aus dem Topf gleiche Leistungen in Anspruch nehmen.

Kritiker sehen darin das Ende der privaten Krankenversicherung. Nicht zuletzt deshalb schmetterte die Union vor vier Jahren bei den Verhandlungen zur letzten großen Koalition auf Bundesebene den Plan ab.

Jetzt ist er einer der Knackpunkte in den Verhandlungen, die Sozialdemokraten und Christdemokraten Anfang Januar zur Bildung einer neuen schwarz-roten Regierung führen wollen. Bringt die SPD die Bürgerversicherung durch, wäre Lauterbach der Posten des Gesundheitsministers wohl nicht mehr zu nehmen - das ist jedenfalls aus Fraktionskreisen zu hören.

Doch im Gespräch mit unserer Redaktion zeigte sich Lauterbach gestern keineswegs siegesgewiss, auch wenn er sich in Stellung bringt. Die Zurückhaltung hat einen Namen: Angela Merkel. Auf sie ist der SPD-Mann derzeit nicht gut zu sprechen. Die Kanzlerin sei bislang der größte Hemmschuh auf dem Weg zu einer möglichen Neuauflage der großen Koalition. "Sie hat bis heute nicht ein einziges Signal gegeben, was sie überhaupt will", kritisierte Lauterbach.

Auch andere prominente SPD-Politiker drängen jetzt besonders auf die Einführung der Bürgerversicherung. "Wir ziehen keine roten Linien, aber ohne konkrete Verbesserungen im Bereich der Arbeitsmarkt-, Renten- und Gesundheitspolitik ist es unvorstellbar, dass ein Parteitag grünes Licht für weitere Gespräche gibt", sagte der SPD-Landeschef von NRW, Michael Groschek. "Ein paar nette Überschriften" reichten nicht aus.

 Im Bundestagswahlkampf bemalte der Leverkusener Abgeordnete sein Wahlplakat im Rahmen einer Aktion der Rheinischen Post.

Im Bundestagswahlkampf bemalte der Leverkusener Abgeordnete sein Wahlplakat im Rahmen einer Aktion der Rheinischen Post.

Foto: RP, dpa, AP

Ähnlich wie beim Thema Feinstaub im Leverkusener Bundestagswahlkampf sieht sich Lauterbach auch bei der Bürgerversicherung von einer breiten Basis in der Bevölkerung getragen. Eine Mehrheit von 62 Prozent der Deutschen ist für die Einführung einer Einheitsversicherung, wie eine repräsentative Emnid-Umfrage für die "Bild am Sonntag" ergab. 28 Prozent sagten, sie seien gegen die Einführung, zehn Prozent machten keine verwertbaren Angaben.

Ebenfalls in "Bild am Sonntag" legte Lauterbach noch einmal nach: Die Bürgerversicherung sei eines der zentralen SPD-Projekte, sagte er: "Wir stehen bei unseren Wählern in der Pflicht, sie umzusetzen."

Das empfindet der Politiker übrigens ebenso beim Thema Feinstaub und lange Autobahntunnel für Leverkusen: "Ich setze mich weiter mit aller Kraft für die lange Tunnellösung ein", betonte er - sei es nun als Minister oder Abgeordneter. Ihn freut, dass ihn auch Leverkusens SPD immer zahlreicher unterstützt.

(RP)
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