Leverkusen Lanxess in Wiesdorf droht wohl kein Stellenabbau

Leverkusen · Konzernchef Zachert sieht Verschlankungs- und Sparbedarf speziell in ausländischen Betrieben und in der deutschen Verwaltungsmannschaft.

 Beim Leverkusener Halbmarathon war Lanxess-Vorstandschef Matthias Zachert schnell und mit 500 Mitarbeitern unterwegs: Auf Gemeinsamkeit und Durchhaltevermögen setzt Zachert auch beim Umbau des Konzerns.

Beim Leverkusener Halbmarathon war Lanxess-Vorstandschef Matthias Zachert schnell und mit 500 Mitarbeitern unterwegs: Auf Gemeinsamkeit und Durchhaltevermögen setzt Zachert auch beim Umbau des Konzerns.

Foto: Sch�tz, Ulrich

Lanxess-Vorstandsvorsitzender Matthias Zachert hat gestern in der telefonischen Pressekonferenz zu den Ouartals-Unternehmenszahlen die gute Auslastung der Produktionsstandorte Leverkusen, Dormagen und Uerdingen gelobt. Die Kessel seien dort gut gefüllt, die Organisation gut aufgestellt. Ein größerer Stellenabbau oder gar Anlagenschließungen sind in diesen Werken offenbar nicht geplant. Die angedachten Anpassungs- und Veränderungsmaßnahmen in den deutschen Produktionsbetrieben seien "überschaubar", formulierte Zachert.

Damit bestätigte der Lanxess-Chef die Einschätzung von Gesamtbetriebsratschef Werner Czaplik. Er hatte Ende Juli im Gespräch mit unserer Redaktion betont: "Allein über Stellenabbau kriegen wir die Situation bei Lanxess nicht in den Griff." Die Produktionsstandorte Leverkusen und Dormagen seien voll ausgebucht. Für diese Produktionsbereiche sieht der Betriebsratschef keine Gefahr. Diese Einschätzung sei aber nicht auf alle Standorte übertragbar.

Anlass für die Aussagen war im Juli die Lanxess-Ankündigung über die grundlegende Neuausrichtung des Konzerns. Der Vorstandsvorsitzende Zachert hat mit seinem Wiedereinstieg die Restrukturierung des Chemiekonzerns unter dem Leitmotiv "Let's Lanxess again" gestartet, um durch "schlanke Verwaltungsstrukturen" und Kostenreduzierungen die Wettbewerbsfähigkeit in allen Bereichen herzustellen. Zachert will dies im Schulterschluss mit allen Beschäftigten und auch mit dem Betriebsrat schaffen.

Die derzeitigen Schwierigkeiten liegen für Lanxess eher in den ausländischen Betrieben, berichtete gestern Zachert, der im April als Vorstandschef auf Axel C. Heitmann folgte. Im Gegensatz zum Produktionsbereich ist in Deutschland aber vermutlich die Lanxess-Verwaltung mit Konzernsitz ist Köln stark von der geplanten Abspeckkur betroffen. Insgesamt sollen die Entscheidungsebenen verringert werden, um den Konzern schneller zu machen. Zahlen zum Stellenabbau oder den anvisierten Kosteneinsparungsgrößen nennt der Vorstandsvorsitzende dennoch nicht. Dies habe er mit dem Betriebsrat so vereinbart. An dieses Wort halte er sich, auch wenn er deshalb Druck vom Kapitalmarkt erwartet.

September 2013: Lanxess zieht nach Köln
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Derzeit werden 1400 Einzelmaßnahmen von 300 Mitarbeitern (darunter 150 Führungskräfte) in zehn Arbeitsgruppen geprüft. Erst wenn einvernehmliche Lösungen vorliegen, will die Konzernführung nach Verhandlungen mit den Betriebsräten weitere Einzelheiten nennen. Dies soll spätestens im November geschehen.

Auf die Frage, ob Lanxess betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, sagt Zachert: "Man kann derzeit nichts ausschließen." Mit Wirkung vom 1. Januar 2015 reduziert das Unternehmen die Zahl der Geschäftsbereiche von 14 auf zehn.

Lanxess-Vorstand Werner Breuers scheidet auf "eigenen Wunsch" (Lanxess) zum 31. Mai 2015 aus dem Unternehmen aus. "In beiderseitigem Einvernehmen", betont Zachert, der seinen Kollegen noch als Berater nutzen will. Den Vorstand hat Breuers sofort verlassen, teilte der Chemiekonzern gestern weiter mit. Die Stelle soll in den nächsten zwölf Monaten neu besetzt werden. Breuers war bisher unter anderem für die heute problematische Kautschuksparte zuständig. Die Trennung von Breuers macht nach Darstellung von Zachert den Weg für eine weitgehende Neuaufstellung dieser Sparte frei. Sie kämpft weltweit mit Überkapazitäten, die auch von Lanxess geschaffen hat.

Mehrfach lobte Chef Zachert gestern in der Presseinformation das Engagement der Beschäftigten: "Die Mannschaft macht mit, die Führungskräfte zeigen vollen Einsatz." Lanxess beschäftigt weltweit 16 900 Mitarbeiter (460 weniger gegenüber Ende 2013), davon rund 7800 in Deutschland, mit Schwerpunkt an den Standorten Leverkusen, Dormagen und in der Kölner Konzernverwaltung. Der Konzern betreibt 52 Produktionsstandorte in 31 Ländern und erzielte 2013 einen Umsatz von 8,3 Milliarden Euro. Für 2014 peilt Zachert einen Gewinn von bis zu 820 Millionen Euro an.

(RP)
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