Leverkusen "Lanxess goes Asia" hat sich gelohnt

Leverkusen · Das vierte Quartal eines Jahres ist zyklusgemäß das schlechteste. Nicht so das vierte Quartal 2009. Das verlief für den Chemiekonzern besser als erwartet, hievte die Kennzahlen weiter nach oben als die Prognose vorgesehen hatte. Dazu verholfen hat vor allem der Wachstumsmarkt Asien.

Leverkusen/Köln Sammy Molcho, einer der bekanntesten Pantomimen und Körpersprache-Fachleute unserer Zeit hätte gestern viel zu analysieren gehabt im Kölner Hyatt-Hotel. Dort nämlich hub Lanxess-Konzernchef Axel C. Heitmann nicht nur verbal an, um Bilanz zum Geschäftsjahr 2009 zu ziehen. Er nutzte auch eifrig seine Hände um zu unterstreichen, zu betonen, zu paraphrasieren, dass er mit seiner Besatzung das Konzern-Schiff sicher durch die Krisensee gesteuert hat. Mit Verlusten.

Heitmann: "Der Umsatz ist deutlich zurückgegangen — um insgesamt 23 Prozent — von 6,6, Milliarden auf rund 5,1 Milliarden Euro. Dies ist ein Rückgang von historischem Ausmaß." Die wichtigste Kenngröße, der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda), sank um 36 Prozent von 722 Millionen im Jahr 2008 auf 465 Millionen. Das Konzernergebnis schrumpfte gar um 78 Prozent von 183 auf 40 Millionen. Immerhin, so sagte Heitmann und hob die zur Faust geballte Hand in die Höhe, habe Lanxess trotz massiver Nachfragekrise und niedriger Auslastung der Anlagen (70 Prozent übers Gesamtjahr, in den ersten Quartalen 2009 nur um die 60 Prozent) ein positives Konzernergebnis erwirtschaftet. Dank Asien.

Asien liefert 23 Prozent des Umsatz

Dass da Staat, genauer gesagt Geschäft zu machen ist, hat Heitmann vor Jahren erkannt, rief die Parole "Lanxess goes Asia" aus und orientierte sich an und etablierte sein Unternehmen in Singapur, China, Indien Heitmanns Drang nach Asien kam dem Konzern jetzt zugute. Dort haben die Menschen Hunger nach Mobilität, nach dem eigenen Wagen, die Autoindustrie braucht Reifen, die Reifenindustrie Kautschuk — den liefert Lanxess.

Das Asiengeschäft trägt mit 23 Prozent (plus fünf Prozent) zum Konzernumsatz bei (Heitmann: "Das ist ein absoluter Rekordwert.") und rückt in der Bedeutung für Lanxess an zweite Stelle. Hinter die Region Europa/Naher Osten/Afrika, aber noch vor Deutschland an dritter Position. Bedeutet: Die Strategie "Lanxess goes Asia" geht offenbar auf und auf jeden Fall weiter.

Weitergehen wird auch das Sparprogramm "Challenge 09-12" (sieht unter anderem Entgeltverzicht von zehn Prozent bei allen Mitarbeitern, auch beim Vorstand, vor). 360 Millionen will Heitmann bis 2012 damit sparen, davon 140 in diesem Jahr.

400 Millionen fürs Wachstum

Mit Händeunterstützung wies Heitmann freilich auch aufs zweite Lieblingsthema nach Asien hin. Das heißt: Lanxess will wachsen, auch extern, will nach 275 Millionen Euro 2009 in diesem Jahr 400 Millionen für Investitionen ausgeben. "Wir haben aber strenge Regeln bei der Auswahl: Was wir kaufen, muss schnell wertschaffend sein — so wie Petroflex in Brasilien, die wir vor zwei Jahren gekauft haben", sagte Heitmann. Man halte durchaus auch in Deutschland die Augen offen.

Gerüchten zufolge soll Interesse am Mitbewerber Cognis bestehen bzw. Cognis soll vor Längerem Lanxess angeboten worden sein. Dazu teilte Axel C. Heitmann sich gestern nicht mit. Noch nicht mal mit den sonst so aktiven Händen.

(RP)
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