Leverkusen Lanxess bringt Ministerin Andrea Nahles nach oben

Leverkusen · Die Bundesarbeitsministerin sprach mit Produktionsmitarbeitern und mit der Betriebsleitung über die Bemühungen, Fachkräfte zu binden.

 Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles spricht mit Lanxess-Mitarbeitern in luftiger Höhe auf dem Dach des Kresol-Werkes in Leverkusen.

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles spricht mit Lanxess-Mitarbeitern in luftiger Höhe auf dem Dach des Kresol-Werkes in Leverkusen.

Foto: uwe Miserius

Ihrer Höhenangst wurde Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) gestern tapfer Herr. Denn bei ihrem Besuch im Kresol-Betrieb brachte Lanxess Leverkusen die Ministerin im Wortsinn nach oben. Hoch auf der Dachplattform hatte Nahles den Blick auf den Rhein, allerdings in schwindelnder Höhe auch in die Tiefe.

Nach dieser Mutprobe ging es bequemer zu bei einem arbeitsmarktpolitischen Gespräch, das die Ministerin hinter verschlossenen Türen mit Rainer van Roessel, Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor der Lanxess AG, dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Werner Czaplik und Geschäftsbereichsleiter Hubert Fink führte.

Als weltweit größten Produktionsstandort für Kresol, aus dem Menthol beispielsweise für Kaugummis gewonnen wird, präsentierte das Lanxess-Team der Bundesarbeitsministerin den Betrieb an der Kaiser-Wilhelm-Allee. Das ging, wie bei jedem, der die Produktionshallen betritt, natürlich nur mit Helm und Schutzbrille: "Ich bin Helme gewöhnt, mein Vater ist Maurer", kommentiert die Sozialdemokratin diese Sicherheitsauflage.

Im Inneren der Produktion fragte sie interessiert nach: "Wird hier mit gefährlichen Stoffen gearbeitet?" "Definitiv ja", antwortete ein Mitarbeiter vom Werksschutz, der ihr aber auch sogleich das Sicherheitskonzept erläuterte und eine entsprechende Broschüre in die Hand drückte. Dazu überreichte er der Ministerin ein Päckchen Kaugummi und eine Tüte Mentholbonbons, damit Frau Nahles anschaulich erfuhr, was aus dem Kresol als endprodukt werden kann.

In der Schaltzentrale für das Kresol-Werk blinkten an den Schalttafeln und auf den Bildschirmen rote Lichter auf: "Was ist das los?", fragte Nahles, wurde aber sogleich von einem Mitarbeiter beruhigt: "Nichts Dramatisches", sagte er. "Die alten Schalttafeln hier erinnern zwar noch an James Bond-Filme, aber wir haben ansonsten überall die modernste Technik", berichtete van Roessel der Ministerin und ihren Begleitern, zu denen übrigens auch Beamte des Bundeskriminalamtes als Leibwache gehörten. Im anschließenden Gespräch unter acht Augen sei es um die drei Gesetzesvorhaben der Ministerin gegangen, war am Rande des Besuchs zu erfahren.

Mindestlohn und Rente mit 63 seien allerdings in der Chemie-Industrie weniger das Thema, als vielmehr wie überall der Facharbeitermangel, hieß es aus dem Gespräch. Um diese Gesetzesvorhaben mit Informationen aus den Unternehmen zu untermauern bereise Nahles derzeit die Unternehmen, berichtete Marina Küchen vom Pressereferat des Bundesarbeitsministeriums. Und gestern hatte sich Nahles eben das Rheinland vorgenommen auf ihrer Tour durch die großen Konzerne.

Bei Lanxess Leverkusen erfuhr Andreas Nahles, dass Fachkräfte dort mit besonderen Maßnahmen gebunden werden: "Wenn junge, bereits ausgebildete Kräfte zu uns kommen, dann werden die bis zu fünf Jahre von älteren, erfahrenen Mitarbeitern noch weiter ausgebildet", berichtet van Roessel. Dieses System qualifiziere die Mitarbeiter in besonderem Maße und binde diese Fachkräfte aber auch ans Unternehmen. Denn gerade auch bei den hohen Sicherheitsanforderungen in der Lanxess-Produktion seien fachlich, aber auch von ihrer Persönlichkeit her geeignete Mitarbeiter, die Verantwortung tragen können, besonders wichtig.

Deshalb kam die Bundesarbeitsministerin natürlich auch sicher und wohlbehalten wieder herunter vom Lanxess-Dach. Und ihre eigene Security-Mannschaft vom Bundeskriminalamt eskortierte die Bundesarbeitsministerin dann zu ihrer nächsten Station bei Thyssen-Krupp.

(RP)
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