Landgericht: Prozess um Überfall-Serie Statt Sankt Martin kamen die Räuber nach Quettingen

Leverkusen · Im Prozess um eine Überfall-Serie in Leverkusen gab es eine Überraschung. Einer der Angeklagten will offenbar reinen Tisch machen. Der zweite bringt eine dubiose dritte Person ins Spiel, „den Rumänen“.

 Der Kioskbesitzer nahm am Tatabend die Verfolgung der Räuber auf, eine Passantin rief parallel die Polizei.

Der Kioskbesitzer nahm am Tatabend die Verfolgung der Räuber auf, eine Passantin rief parallel die Polizei.

Foto: dpa/Fabian Strauch

Am Sank-Martins-Tag im November 2018 zogen die Kinder mit ihren Laternen durch Quettingen. Doch vier Männer  hatten nicht die Barmherzigkeit des Heiligen Martin im Sinn. Ganz im Gegenteil: Sie planten einen schweren Raubüberfall auf einen Kiosk. Auch wenn die Beute wie bei den sechs anderen Raubüberfällen, die derzeit vor der 4. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts aufgearbeitet werden, gering ausfiel, bedeutete das ein entscheidender Einschnitt im Leben des Kiosk-Inhabers.

Der Mann hat seine als Familienbetrieb geführte Bude inzwischen aufgegeben. Heute – knapp drei Jahre nach der Tat – könne er nachts wieder ruhig schlafen, sagt er. Alles, was damals vorfiel, so lückenlos darzustellen wie bei seiner ersten Vernehmung durch die Polizei, fällt ihm schwerer.

Eine Zeugin, die gerade mit ihren Kindern vom Martinsumzug vorbeikam und sich über auffällig laufende Männer wunderte, hatte auch noch den Kiosk-Besitzer erblickt, der die Verfolgung aufgenommen hatte,  und nur vernommen, dass sie die Polizei rufen solle. Sie hatte verstanden und verständigte  die Hilfe.

Vier der sieben in der Anklage genannten Überfälle fanden auf Tankstellen statt. Besonders zwei Zapfstellen scheinen für Überfälle „besonders geeignet“ zu  sein. In einem Fall reagierte der Mann hinter der Theke entschlossen und trieb mit seiner Schreckschusspistole die  Angreifer in die Flucht.

Als ein Tankwart aus Köln-Stammheim anfing zu erzählen, passte vieles nicht zu den bisherigen Erkenntnissen aus dem laufenden Prozess. Er habe gedacht, so seine Erklärung, dass er zu einem anderen Überfall befragt werden solle. Aber dann erinnerte er sich doch ans Geschehen, das für diese Gerichtsverhandlung von Belang ist.

Am dritten Prozesstag gab es auch eine Überraschung nach der Mittagspause, als der Verteidiger des 24-jährigen Angeklagten ein Geständnis formulierte. Der andere  Mann, 26 Jahre alt, hatte vorher jegliche Mittäterschaft abgestritten: „Ich bin zu hundert Prozent unschuldig.“ Und brachte noch einen neuen ominösen Mittäter, genannt „der Rumäne“, ins Spiel. So sehr der 24-Jährige offenbar reinen Tisch machen will, umso mehr verweigert sich der andere.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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