Nuancen des Ausdrucks bei einem Programm mit französischen Komponisten Zweiter Klassiksonntag begeistert das Publikum

Leverkusen · Die Westdeutsche Sinfonia Leverkusen zeigte Nuancen des Ausdrucks bei einem Programm mit ausschließlich französischen Komponisten. Sologeigerin Alissa Margulis zog das Publikum in ihren Bann.

  Die Westdeutsche Sinfonia Leverkusen unter Leitung von Dirigent Dirk Joeres und die Sologeigerin Alissa Margulis begeisterten im Leverkusener Forum.

Die Westdeutsche Sinfonia Leverkusen unter Leitung von Dirigent Dirk Joeres und die Sologeigerin Alissa Margulis begeisterten im Leverkusener Forum.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Weich und anschmiegsam klingen die ersten Minuten mit transparent gestalteten Begleitlinien, auf denen sich das melodiöse Thema frei entfalten kann. So behutsam, stets um Details bemüht, kennt man die Westdeutsche Sinfonia Leverkusen, die eine Saison lang schmerzlich vermisst wurde, weil Beschränkungen und Lockdowns just dann zur Absage zwangen, wenn ein Klassiksonntag anstand.

Beim zweiten Konzert der neuen Spielzeit war das Stamm-Publikum, das allmählich ins Forum zurückkehrt, hellauf begeistert von französischer Sinfonik. Wer so feinfühlig die Suite zum Schauspiel „Palléas es Mélisande“ von Gabriel Fauré quasi aus dem Nichts in den Konzertsaal führen kann, dem stehen in Sachen Steigerung und Überraschungsmoment alle Türen offen.

Auf solche dynamischen Unterschiede und auf viele Ausdrucksnuancen, die zwischen den Zeilen der Partitur zu ahnen sind, baut Dirigent Dirk Joeres. So versteht er, das Publikum für eine Weile zu verzaubern bis hin zum himmlisch-entrückten Schlussteil.

Natürlich nur, weil seine handverlesene Mannschaft, die er von den ersten Pulten verschiedener Orchester in NRW rekrutiert, sich ganz und gar darauf einlässt. Mit unglaublicher Intensität steigern sie einen dramatischen Aufbau oder wuseln sich in generöser Zurückhaltung die Finger wund, um so im zweiten Satz die Solomelodie der Oboe auf Händen zu tragen oder in der folgenden Sicilienne dem Stelldichein von Harfe und Flöte den Vortritt zu lassen. Ein feiner Einstand, bevor sich das Orchester als verlässlicher Partner der Sologeigerin Alissa Margulis erweisen sollte, der das Publikum bereits nach der Introduction des nachfolgenden Rondo capriccioso von Camille Saint-Saëns zu Füßen lag. So gemäßigt getragen das spanisch inspirierte Werk auch beginnt, erfüllt es doch den Hauptzweck eines Solokonzertes: zeigen, was in dem Instrument steckt. Vorausgesetzt, die Spielerin weiß Virtuosität und Technik so mit Herz und musikalischem Ausdruck zu verbinden wie Margulis. Bei ihrem zweiten Auftritt gehörte ihr dann für eine Weile die ungeteilte Aufmerksamkeit. Maurice Rave - sozusagen Enkelschüler von Saint-Saëns, der Lehrer von Fauré war, bei dem Wiederum Ravel studierte - hat der Solo-Violine einen langen ersten Teil in die Partitur seiner „Tzigane“-Rhapsodie geschrieben. Nach diesem herben Prolog sorgen zunächst Harfe und Celesta als erste Begleiter für exotisches Flair, bevor sich die Orchesterkollegen dazugesellen und das von ungarischer Roma-Musik inspirierte Stück sicher in die rasant Fahrt aufnehmende Schlusssteigerung führen.

Und nach der Pause noch einmal die Westdeutsche pur, die bei der ersten Sinfonie von Georges Bizet zu bereits gesetzten Ausdrucks-Farben noch das Jagdregister zieht. Gegenpart zum mitunter wilden Ritt ist das Klangbild des Schäfer-Idylls, angestimmt von Oboistin Gisela Hellrung, der (unerwähnten) zweiten Solistin des Abends, der Dirk Joeres am Ende seinen Blumenstrauß überreichte.

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