Kultur gebärden in Leverkusen Gesamtkunstwerk an der Forum-Fassade

Leverkusen · Kai Fobbes Videoprojekt „Ohne Worte“ thematisiert die „Poesie der Gebärdensprache“ im öffentlichen Raum. Dazu gehören auch Poetry Slams.

 Poetry Slam für Taube – Kai Fobbes Videoprojekt „Ohne Worte“ ist  am Forum und an der Stadtbibliothek zu sehen.

Poetry Slam für Taube – Kai Fobbes Videoprojekt „Ohne Worte“ ist  am Forum und an der Stadtbibliothek zu sehen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Die Generalprobe am Mittwoch war gelungen. Doch bei Anbruch der Dunkelheit war von der angekündigten Videoinstallation „Ohne Worte“ am Forum nicht viel zu sehen. Ohnehin hätten Anke Holgerson vom Kulturbüro und ihre Kollegin Uta Wagner von der Volkshochschule (VHS) die Bilder lieber zur Straßenseite präsentiert. Doch das wurde nicht genehmigt, es hätte vorbeifahrende Auto- und Zweiradfahrer zu stark abgelenkt.

Somit bleibt nur der Blick von der Y-Brücke und aus Richtung Eisenbahn. Erheblich besser zu sehen ist das leidenschaftliche Schauspiel aus Bewegungen, Ausdruck und Rhythmus, dem sich der Wuppertaler Künstler Kai Fobbe verschrieben hat, im Obergeschoss der Stadtbibliothek. Dort erscheinen bis Ende Februar jeweils in den Abendstunden insgesamt acht Gedichte für Gehörlose, die von vier Personen in Gebärdensprache übersetzt werden.

Mitwirkende in dem visuellen Gesamtkunstwerk sind neben Indika Sandaruwan, Laura-Levita Valyte und Tom-Adrian Wojtas vor allem der 35-jährige Gebärdendolmetscher, Lyriker und Deutschlands berühmtester Poetry Slammer Rafael-Evitan Grombelka. Für ihn sei es wichtig, sagt Grombelka, „Gebärdensprache im öffentlichen Raum wahrnehmbar zu machen und zu zeigen, dass diese Sprache eine eigene Poesie hat.“ Fobbe erläutert dazu: „Weil sich unsere Sprache grammatikalisch von der Gebärdensprache unterscheidet und nicht alle Begriffe aus der Literatur existieren, muss etwas Neues geschaffen werden. Und ist somit für Poetry Slam bestens geeignet, um Poesie in Gebärdensprache umzuformen.“

Entsprechend für Hörende zu sehen, aber nur für Gehörlose zu verstehen sind die Poetry Slams solch bekannter Literaten wie „Das Wiedersehen“ von Bertolt Brecht, „Daheim“ (Franz Hohler), „Post“ (Thomas Bernhard) oder „Der Rotschopf“ (Daniil Charms).

Schon länger beschäftigte sich Fobbe mit Gebärden in der Kunst. Die Umsetzung gelang aber erst vor etwa zwei Jahren und mit Förderung durch die Bezirksregierung Köln. Seither bringt er die Videos nicht nur in den Blick der Öffentlichkeit, sondern auch auf die Wände von öffentlichen Gebäuden, zuletzt beispielsweise auf die Fassade des Düsseldorfer Schauspielhauses.

Dazu gibt es Begleittexte, die den Hintergrund der Gebärdensprache und der gezeigten Poesie erläutern.

Wer zeitgleich die Originaltexte der Stücke sowie die Neuinterpretationen der Poetry Slammer mitlesen möchte, kann sich über einen QR-Code auf der App „motionartview“ einloggen.

Im Übrigen planen Kulturbüro und VHS ohnehin die weitere Integration von Gehörlosen in das Gesamtprogramm.

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